Norderstedt. Das Konzert des Kulturvereins Blueswerk war trotz immenser Lautstärke ein guter Erfolg.
Der Blues war das Sprachrohr der Geächteten, der Unterdrückten, der Zurückgelassenen. Er war das Musik-Medium gegen die Sklaverei in den USA, Bluessongs waren die Befreiuungssongs der Black People. Doch schnell sprangen weiße Musikerinnen und Musiker auf den im Jahr 1900 in Fahrt kommenden Blues-Zug auf und schrieben ihre eigenen Songs.
Die Klage ist geblieben, die Gesellschaftskritik aber kam mehr und mehr abhanden. Bis zu den heutigen Blues-Songs. Obwohl es reichlich Anlass zur Klage gibt.
Norderstedt: Sean Chambers sorgte für ein volles Kulturwerk
Auch der US-Blues-Musiker Sean Chambers mit Bassist Pat DeSalvo und Drummer Garnet Grimm sang und spielte beim Konzert des Kulturvereins Blueswerk im Kulturwerk in Norderstedt überwiegend Songs mit eher familiären, unpolitischen und allgemein gesellschaftlichen Inhalten, mal einfach nur erzählend, mal als Ballade, immer aber im einfachen, gleichgetakteten Rhythmus.
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Nichts Neues, keine politischen Statements. Dafür verlässliche, überwiegend Cover-Songs, die aber so laut, dass Blueswerk-Chef Miro Berbig schon vor dem ersten Song warnte: „Hörgeräte können jetzt ausgeschaltet werden, wer noch etwas zu verlieren hat, holt sich Ohrenstöpsel aus dem Kaugummi-Automaten am Rand der Bühne.“
„Wenn wir wollen, dass Kultur weiterhin stattfindet, müssen wir runter vom Sofa“
Doch das ist schlichtweg widersinnig, denn diese Gummipfropfen verhindert zwar, dass allzu viele Phonzahl in die Ohren trommeln, schlucken aber auch die filigranen Töne. So es denn welche gibt. Die gab es bei Sean Chambers und Duo zwar eher wenig, aber um diese wenigen war es denn doch schade, vor allem bei der guten, tragfähigen Stimme Chambers’, die so manches Mal nicht gegen die Lautstärke aus den Bässen ankam. Also Ohren wieder entstöpseln. Für den zweiten Set erreichte es Berbig, die Lautstärke um zehn Dezibel zu drosseln. Immerhin.
Mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen diesmal zum Blueswerk-Konzert, und Miro Berbig bat das Publikum: „Wenn wir wollen, dass Kultur weiterhin stattfindet, dann müssen wir vom Sofa runter und in die Clubs, Konzertsäle und Theater gehen, damit sie überleben – für uns!“
Norderstedt: Blues-Rock von der harten Sorte gleich mit dem ersten Song
Blues-Rock von der harten Sorte gab es gleich mit dem ersten Song „Cobra“ auf die Ohren. „Me And My Guitar“ folgte mit durchaus melodiösem Ausdruck im eingängigen, einfachen Country-Rhythmus, aber immer noch brutal laut.
Mit der Ballade „Louise“ zeigte Sean Chambers endlich seine ganze Größe auf der Gitarre, wobei ihm Bassist Pat DeSalvo kongenial zur Seite stand, und Drummer Garnet Grimm den Rhythmus hielt. Mit „Bottle“ erzählte Chambers eine „wahre Geschichte“, mit „Red Hot Mama“ folgte wieder der hammerharte Rhythmus, der sich durch alle Songs durchzog und dem Trio das Fundament für die Geschichten bot.
Immer wieder sprach Sean Chambers das Publikum an, forderte es zum Mitklatschen und Refrain-Singen auf, was dankbar angenommen wurde. Die Zuhörerinnen und Zuhörer wollten einfach ein gutes Blues-Konzert erleben. Da machte es auch wenig, dass der Rhythmus von Anfang an in Dauerschleife daher kam.