Bad Bramstedt/Berlin. Präsident des „United Tribuns“-Chapters wegen Gewalttaten polizeibekannt. Wie die Ermittlungen jetzt weitergehen.

Die Sicherheitsbehörden werten die bundesweite Aktion gegen die Rockergruppe „United Tribuns“ als Erfolg. 1500 Einsatzkräfte durchsuchten 110 Clubhäuser und Wohnungen, davon eine in Bad Bramstedt sowie weitere in Kiel und Lübeck. Schleswig-Holstein bildet mit vier der 13 Chapter (Abteilungen) einen Kern der weltweit agierenden Bande.

Bei der Durchsuchung der Wohnung an der Straße Sommerland in Bad Bramstedt hat die Polizei diverse Gegenstände der „United Tribuns“ sichergestellt. Bei dem durchsuchten Gebäude handelt es sich um das Wohnhaus des Präsidenten des Chapters „United Tribuns Northside Germany“.

Bad Bramstedt: Waffen, Munition, Drogen – was die Razzia bei Rockern ergab

Das SEK bei seinem Einsatz gegen die Rocker „United Tribuns“ in Bad Bramstedt.
Das SEK bei seinem Einsatz gegen die Rocker „United Tribuns“ in Bad Bramstedt. © Florian Sprenger / Westküsten-News

Der stark tätowierte Bodybuilder ist der Polizei wegen diverser Straftaten wie Körperverletzungen bekannt. Zu einer Festnahme sei es nicht gekommen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Bei der Erstürmung des Hauses hatten Spezialeinsatzkräfte einen Hund erschossen, der die Beamten sofort nach dem Aufbrechen der Haustür angriff. Zwei Polizisten erlitten leichte Verletzungen.

Die Polizei habe in dem Haus „erwartungsgemäß“ Devotionalien der Ortsvereine in Form von Kutten, Vereinsbekleidung, Patches, Mobiliar, Schilder sowie Vereinsunterlagen und Vereinsvermögen beschlagnahmt, hieß es aus dem Kieler Innenministerium. „Darüber hinaus noch elektronische Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und elektronische Speichermedien, die im Anschluss noch ausgewertet werden müssen.“

Die Rocker folgen dem Leitspruch „The world is ours“

Außerdem habe die Polizei geringe Mengen Kokain, Haschisch und Marihuana, Hieb- und Stoßwaffen, Munition und Geschosse, ein Elektroimpulsgerät, „Polenböller“ und anabole Steroide sichergestellt. „In allen Fällen werden Strafanzeigen gefertigt und somit auch Ermittlungen geführt“, teilte das Innenministerium mit.

Vor den bundesweiten Durchsuchungen hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein deutschlandweites Verbot der „United Tribuns“ ausgesprochen. Die 2004 gegründete Gruppe hat etwa hundert Mitglieder, von denen viele durch Straftaten wie versuchte Tötungsdelikte oder Menschenhandel auffielen.

Die Homepage der Gruppierung wurde nach den Durchsuchungen abgeschaltet. Der Leitspruch lautet „The world is ours“.

„United Tribuns“ aus Bad Bramstedt bezeichnen sich als „Sportgemeinschaft“

Bad Bramstedt ist offenbar einer Treffpunkt der Szene im Norden. In sozialen Medien sind aufseiten des Chapters diverse Fotos von Ansammlungen der Rocker zu sehen, die unter anderem nachts auf dem Landweg posieren. Auf einer Fanpage bezeichnet sich die Gruppe als „Sportgemeinschaft“.

Faeser erklärte, Rockerkriminalität sei „von großer Brutalität geprägt“. Deutschland als Rechtsstaat müsse „sehr deutlich“ zeigen, dass Aktivitäten derartiger Gruppierungen nicht geduldet würden. In Wohnungen und Gebäuden habe die Polizei Schusswaffen und Macheten sowie größere Mengen Bargeld gefunden.

Präsident aus Bad Bramstedt ist der Polizei wegen diverser Delikte bekannt

Laut Bundesinnenministerium sind den Mitgliedern der von einem ehemaligen bosnischen Boxer im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen ins Leben gerufenen Gruppierung zahlreiche schwere Straftaten zuzurechnen. Einerseits verübten sie Körperverletzungen bis hin zu versuchten Tötungsdelikten bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Rockervereinigungen wie den Hells Angels.

Andererseits traten sie aber auch wegen Sexualverbrechen oder Straftaten in Bereichen wie Menschenhandel und Betrug in Erscheinung. Die „United Tribuns“ werden als rockerähnliche Gruppierung eingeordnet, sie die sich in ihren Strukturen und ihrem Auftreten am Vorbild krimineller Rockervereinigungen wie „Hells Angels“ oder „Bandidos“ orientiere. Die „United Tribuns“ haben eine besondere Nähe zum Kampfsport-, Türsteher- oder Kraftsportmilieu.

Bad Bramstedt: „Tribuns“ konkurrieren mit „Hell’s Angels“ und „Bandidos“

Die „United Tribuns“ gehören seit ihrer Gründung im Jahr 2004 zu den mächtigsten und mitgliederstärksten Vereinigungen ihrer Art im gesamten Bundesgebiet. Sie treten in Konkurrenz zu Rockergruppen wie den „Hell’s Angels“ und den mit ihnen verfeindeten „Bandidos“, die auch im Kreis Segeberg und weiteren Orten Schleswig-Holstein aktiv sind.

In Norderstedt zählt das Lokal „Rock Café“ an der Ulzburger Straße zu den Treffpunkten des North Charters der „Hell’s Angels“. Dort hat auch ein „Supporter-Store“ der Höllenengel seinen Sitz, der Vereinsdevotionalien vom Hoodie bis zu Badelatschen verkauft. Unterstützer der „Hell’s Angels“, die „Red Devils“, haben sich in Alveslohe niedergelassen. Die erbitterten Feinde der „Angels“, die „Bandidos“, werden Neumünster zugeordnet. Die Gruppe pflegte jahrelang Kontakt zum rechtsextremen Milieu.