Bad Bramstedt. Einsatz in Bad Bramstedt, zwei Polizisten leicht verletzt. Warum der Hund sterben musste und was hinter der Razzia steckt.
Die Spezialeinheiten schlugen gleichzeitig zu. Die Polizei hat am Mittwochmorgen in Schleswig-Holstein 37 Gebäude der Rockergruppe „United Tribuns“ durchsucht. Eines der Objekte, das von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) gestürmt wurde, befindet sich in Bad Bramstedt an der Straße Sommerland. Ob auch der Treffpunkt der Rocker am Porschering in Kaltenkirchen durchsucht wurde, wollten die Ermittlungsbehörden nicht bestätigen.
Bei dem Einsatz in Bad Bramstedt kam es zu einem Zwischenfall. Als das SEK die Haustür aufbrach, griff sofort ein Hund die Beamten an. Das Tier wurde mit einem Schuss aus einer Schrotwaffe getötet.
Polizei Schleswig-Holstein: SEK-Beamte stürmen Rockerwohnung in Bad Bramstedt
Bei dieser Aktion erlitten zwei SEK-Beamte leichte Verletzungen. Einer zog sich einer Schürfwunde zu, der andere erlitt eine Verletzung an der Wade. Die genauen Umstände sind noch nicht bekannt. Fest steht, dass die Verletzungen nicht auf die Beißattacke zurückzuführen sind.
Beide Polizisten wurden vor Ort von einer Besatzung eines Rettungswagens versorgt und danach ambulant in einem Krankenhaus behandelt.
Polizei wirft den Rockern versuchte Tötungsdelikte vor
Die Durchsuchungen im gesamten Bundesgebiet begannen, nachdem Bundesinnenministerin Nancy Faeser die „United Tribuns“ und weitere Teilorganisation verboten hatte. Den Mitgliedern werden nach Angaben des Kieler Innenministeriums schwere Körperverletzungs- und versuchte Tötungsdelikte vorgeworfen.
Außerdem sollen sie für Sexual- und Menschenhandelsdelikte, Betrug und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz verantwortlich sein. „Insbesondere gegenüber anderen Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen hatten die ,United Tribuns’ versucht, ihren territorialen und finanziellen Einfluss mit Gewalt zu erhöhen“, teilte das Innenministerium mit.
- Rockerähnliche Gruppierung verboten - Razzien im Norden
- Aktion gegen Rockerkriminalität: Vier Durchsuchungen in MV
- Nähe zu Hells Angels: An falscher Tür geklingelt– Rocker prügeln Mann fast tot
In sozialen Medien zeigen sich Mitglieder des norddeutschen Ablegers „United Tribuns“ ohne Scheu. Zu sehen sind tätowierte Bodybuilder, die Kleidung („Kutten“) mit dem Emblem der Gruppe tragen. Auf einem Bild sind Männer zu sehen, die sich nachts mitten auf dem Landweg in Bad Bramstedt aufgestellt haben und sich dort fotografieren ließen. Die „United Tribuns“ stellen sich außerdem auf einer eigenen Homepage dar.
Das Innenministerium geht davon aus, dass sich von den deutschlandweit 13 „Chaptern“ (Abteilungen) der „United Tribuns“ vier in Schleswig-Holstein befinden. Der Schwerpunkt liegt in Lübeck. Der ehemalige bosnische Boxer Armin „Boki“ Culum hatte die „United Tribuns“ im Jahr 2004 in Villingen-Schwenningen gegründet.
Polizei Schleswig-Holstein: „Null-Toleranz-Strategie“ gegen Rockerbanden
„Mein Dank gilt den über 400 Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten in Schleswig-Holstein, die die umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen akribisch vorbereitet haben und derzeit durchführen“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack.
Die Ministerin befürwortet das Vereinsverbot und die damit verbundene Auflösung der „United Tribuns“: „Gegenüber rockerähnlichen Gruppierungen, die wiederholt schwere Straftaten begangen haben, verfolgen wir in Schleswig-Holstein noch immer eine Null-Toleranz-Strategie. Solche Vereine dulden wir bei uns nicht!“
Die Durchsuchungen dauerten bis zum Mittwochmittag.