Kaltenkirchen. Aus dem Reetdach des ältesten Hauses der Stadt schlugen die Flammen. War erneut ein Brandstifter am Werk?

Die gute Nachricht zuerst: Das Großfeuer im Kaltenkirchener Bürgerhaus hat zwar das Reetdach weitgehend zerstört, doch das Hauptgebäude und der hintere Trakt konnten gerettet werden. Davon geht Gemeindewehrführer Claas-Hendrik Heß am Tag nach dem Großeinsatz aus, bei dem rund 300 Helfer aus dem gesamten Kreis Segeberg beteiligt waren.

Am hinteren quer stehenden Trakt entstand nur Wasserschaden. Die schlechte Nachricht: Das gesamte Dach muss erneuert werden. Der beliebte Treffpunkt im Herzen der Stadt wird wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten monatelang geschlossen bleiben.

Der Brand brach in der Freitagnacht gegen 3.15 Uhr aus. Aus dem Reetdach des Hauses stieg Qualm auf und bald schlugen Flammen heraus. Mitarbeiter einer benachbarten Bäckerei an der Friedensstraße hatten die Flammen entdeckt und zunächst selbst versucht, den Brand zu löschen. Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) waren im Großeinsatz.

Feuerwehr: Bürgerhaus von Kaltenkirchen steht seit 3.15 Uhr in Flammen

Gelöscht wurde mit Wasser und Schaum. Das THW sorgte dafür, dass das Löschwasser nicht in die Kanalisation geriet.
Gelöscht wurde mit Wasser und Schaum. Das THW sorgte dafür, dass das Löschwasser nicht in die Kanalisation geriet. © Daniel Friedrich

Das Feuer hatte sich im großen Reetdach beim Eintreffen der ersten Feuerwehrleute stark ausgeweitet. Zahlreiche weitere Einsatzkräfte wurden nachalarmiert. Um das Gebäude zu retten, löste die Feuerwehr das Reet aus den massiven Verdrahtungen, damit Löschwasser zwischen dem Reet und den Brandschutzplatten eindringen konnte.

Zusätzlich wurde Schaum zur Brandbekämpfung eingesetzt. Das THW unterstützte die Feuerwehr, in dem es Löschwasser mit Schaum aus den Regenwasserkanälen in die Abwasserkanalisation pumpte – sonst würde das Löschwasser die Regenrückhaltebecken kontaminieren.

Bürgermeister und Bürgervorsteher vor Ort

Wehrführer Claas-Hendrik Heß vor dem schwer beschädigten Bürgerhaus. Deutlich zu erkennen ist, dass die Platten gehalten haben.
Wehrführer Claas-Hendrik Heß vor dem schwer beschädigten Bürgerhaus. Deutlich zu erkennen ist, dass die Platten gehalten haben. © Wolfgang Klietz

Bürgermeister Hanno Krause und Bürgervorsteher Hans-Jürgen Scheiwe sind am Morgen zum Bürgerhaus geeilt und machten sich ein Bild der Lage. Für die Stadt Kaltenkirchen ist der Brandschaden ein großer Verlust. Das Bürgerhaus ist für viele Feste in der Stadt unersetzbar und hier werden Bürgersitzungen abgehalten.

Krause sagte: „Das Bürgerhaus ist ein lieb gewonnenes Objekt für die Bevölkerung. Es ist ein historisches Gebäude und es blutet mir das Herz zu sehen, dass es hier gerade so einen Schaden nimmt.“

Dass das Gebäude nicht komplett zerstört wurde, führt Heß auf den Einbau der Brandschutzplatten unter dem Reet zurück. Sie verhinderten weitgehend, dass sich die Flammen weiter ausbreiteten. Diese Platten waren nach dem ersten Brand in dem historischen Gebäude eingebaut worden.

Fast auf den Tag genau vor 23 Jahren, am 6. September 1999, ging das Gebäude nach zwei Brandanschlägen in Flammen auf und war auch durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr nicht mehr zu retten. Das ursprüngliche Gebäude stammte aus dem 18. Jahrhundert.

Feuerwehr: 1999 brannte das Bürgerhaus schon mal komplett ab

Die Polizei hat das Gelände beschlagnahmt und ermittelt wegen Brandstiftung.
Die Polizei hat das Gelände beschlagnahmt und ermittelt wegen Brandstiftung. © Wolfgang Klietz

Damals beschloss die Politik einstimmig, das Bürgerhaus originalgetreu wieder aufzubauen. „Wir sollten uns, von wem auch immer, nicht ein Stück Kaltenkirchen wegnehmen lassen“, sagte damals Eberhard Bohn, Vorsitzender der FDP-Fraktion.

Dass auch diesmal ein Brandstifter für den Großbrand verantwortlich ist, halten viele Einsatzkräfte für wahrscheinlich. Beim Wiederaufbau des Bürgerhauses nach dem ersten Großfeuer war im Dach keine Elektrik verlegt worden, um Gefahr durch Kurzschlüsse auszuschließen.

Kriminalpolizei hält Brandstiftung für wahrscheinlich

Die Kriminalpolizei traf wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers ein und übernahm die Ermittlungen. Das gesamte Grundstück wurden von den Ermittlern beschlagnahmt. “Es besteht der Verdacht der Brandstiftung“, teilte die Polizeidirektion mit, die jetzt um Hinweise von Zeugen bittet.

Wer in der Nacht verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich des späteren Brandortes beobachtet hat, sollte sich an die Kriminalpolizei Bad Segeberg unter 04551/8840 wenden.