Bad Segeberg. Eine Ausstellung ist jetzt in der Segeberger Sparkassen-Filiale an der Oldesloer Straße zu sehen. Das haben die Schüler herausgefunden.

Schülerinnen und Schüler der Dahlmannschule und der Schule am Burgfeld erforschten für ihr Projekt „versteckt – entdeckt – geweckt“ den alten Jüdischen Friedhof an der Kurhausstraße, der fast schräg gegenüber der heutigen Synagoge Mishkan Ha’Zafon (Synagoge des Nordens) liegt.

Der Friedhof ist für Besucherinnen und Besucher nicht geöffnet, Führungen finden nur selten statt. Die Jüdische Gemeinde Segeberg ermöglichte den Schülerinnen und Schülern, auf dem Friedhof zu recherchieren und zu fotografieren – sie entdeckten versteckte Orte und „weckten“ sie mit einer Ausstellung ihrer Fotografien. Die waren aber nur während einer Veranstaltung in der Südstadt zu sehen.

Schulprojekt: Jüdinnen und Juden lebten seit 1739 im damals dänischen Segeberg

Umso mehr freut es die jungen Forscherinnen und Forscher, dass die Sparkasse Südholstein an der Oldesloer Straße 24 im Zentrum Bad Segebergs die informativ gestalteten Foto-Tafeln jetzt drei Wochen in ihrer Kundenhalle zeigt.

Jüdinnen und Juden lebten seit 1739 im damals dänischen Segeberg. Ihre Toten beerdigten sie auf dem ebenfalls dänischen Friedhof Altona an der Elbe, da Segeberg zum Altonaer Rabbinat gehörte. 1792, also vor genau 230 Jahren, gründeten die Segeberger Juden eine eigene Gemeinde und legten auch einen jüdischen Friedhof an. Die erste Beerdigung ist für das Jahr 1801 dokumentiert. 1875 baute die Jüdische Gemeinde Segeberg auf dem Friedhof auch ein Totenhaus.

Der jüdische Friedhof wurde in hundert Jahren achtmal erweitert

Die jüdischen Gemeinden der Region wuchsen, und der Friedhof wurde in den Jahren von 1836 bis 1934 achtmal erweitert. 1933 gab es auf dem Friedhof 160 Gräber. 1936 wurde als Letzte Luise Dorothea Johanna Goldstein auf dem Friedhof beerdigt.

Die braunen Machthaber schändeten den Friedhof mehrmals. Nur 55 Grabstellen blieben erhalten. Das Totenhaus zerstörte die Hitlerjugend. Von ihm gibt es nur noch ein schemenhaftes Foto, das die Schülerinnen und Schüler ebenfalls in der Ausstellung zeigen. Bis 1945 blieben Mauerreste erhalten, die die britische Besatzungsbehörde jedoch sprengte.

Schulprojekt: Segebergs Heimatforscher Axel Winkler unterstützte die Schülerinnen und Schüler

Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren mit ihrem Projekt „versteckt – entdeckt – geweckt“ einen wichtigen Geschichtsabschnitt des alten Jüdischen Friedhofs. Sie erarbeiten mit Segebergs Heimatforscher Axel Winkler auch immer wieder Stolperstein-Projekte, um die verfolgten und ermordeten Segeberger Jüdinnen und Juden wieder in der Stadt sichtbar zu machen und eine Identität zurückzugeben.

Die nächste Stolperstein-Verlegung findet zum Gedenktag an die Pogromnacht am 9. November für Jean Labowsky am Jean-Labowsky-Weg statt. Die Uhrzeit wird noch bekanntgegeben.