Norderstedt. In der Corona-Zeit begann Kathrin Flöge wieder zu malen – mit Erfolg: Sie stellt jetzt auf der „Rickmer Rickmers“ aus.

Plötzlich Künstlerin – und eine gefragte dazu. So könnte die Kurzfassung der vergangenen zwei Jahre im Leben von Kathrin Flöge lauten. Die 55-Jährige ist Lehrerin am Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt. Sie unterrichtet Kunst und Französisch, seit bald 30 Jahren, ihren Job mag sie sehr.

Und dann ist da noch die Kunst, die sie selbst macht – seit gerade einmal zwei Jahren. Während der Corona-Zeit fing Kathrin Flöge nach Jahrzehnten wieder mit dem Malen an, als Hobby, Ausgleich, Zeitvertreib. „Ich habe angefangen, die Lieblingsplätze von Freunden zu malen. Und dann ist es irgendwie etwas expandiert“, sagt Kathrin Flöge.

Norderstedt: Kathrin Flöges Bilder kosten teilweise vierstellige Summen

„Etwas expandiert“, das bedeutet: Kathrin Flöge hat bald ihre neunte Einzelausstellung, eine zehnte ist schon geplant. Und sie verkauft ihre Bilder mittlerweile nicht nur deutschlandweit, sondern auch in Länder wie Portugal, Großbritannien und die USA. Ihre Werke kosten teilweise vierstellige Summen und werden über Online-Galerien wie Artfinder, Aartzy und Saatchi Art angeboten.

Noch verpackt und verschickt sie die Bilder, die durchaus mal Maße von 1,80 mal 1,20 Meter haben können, alle selbst. „Das ist schon eine ziemliche Arbeit. Aber manchmal verdonnere ich meinen Mann dazu, mir zu helfen. Und das Porto zahlt der Empfänger“, sagt sie und lacht.

Viele Motive zeigen Hamburg und den Norden

Kathrin Flöge malt Stadtansichten und Landschaften, ein Schwerpunkt ist dabei Hamburg mit Hafen und Alster und Schleswig-Holstein mit Nord- und Ostsee. Aber sie hat auch Ansichten von New York und Hong Kong im Portfolio, sowie Bilder, die an der französischen Mittelmeerküste entstanden sind.

Die Bilder bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zeigen teilweise durchaus gängige Motive – wie Elbphilharmonie, Hafenkräne und Elbstrand – allerdings in einer großen stilistischen Vielfalt und mit individuellem Ausdruck. Flöge nennt so unterschiedliche Künstler wie Paul Cézanne, Henri Matisse, Edward Hopper, Jan Vermeer als Einflüsse. Eine Bandbreite, die man ihren Bildern anmerkt. Über allem aber scheint eine riesige Freude im Umgang mit Farbe und Form zu stehen.

Kathrin Flöge: „Wenn ich male, dann bis zur völligen Erschöpfung“

Kathrin Flöge beschreibt ihren kreativen Prozess so: „Mich begeistern optische Eindrücke, Licht, weite Orte, Strukturen. Und dann beginne ich mit einer ganz vagen Idee. Jedes Bild ist für mich ein Abenteuer.“ Kathrin Flöge malt schnell, Bilder werden manchmal in wenigen Stunden, in der Regel an einem einzigen Tag fertig.

Sie sagt aber auch: „Wenn ich anfange, dann male ich bis zur völligen Erschöpfung“. Anfangen, dann wieder absetzen, über Monate oder gar Jahre an einem Bild arbeiten, das ist ihre Sache nicht, „dazu bin ich viel zu ungeduldig.“

Die Norderstedter Lehrerin malt, wenn die Schulsachen erledigt sind

Kathrin Flöge malt zu Hause in Hamburg-Sasel, „in meiner Mal-Ecke, wenn die Schulsachen erledigt sind und wenn ich Lust dazu habe.“ Der Job und das Malen, das sei keine Doppelbelastung, denn „das Malen nehme ich überhaupt nicht als Belastung wahr.“

Es gebe zwar in jedem Malprozess „Frustmomente“, die überwunden werden müssen, aber wenn das gelungen sei, mache das Resultat glücklich. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, findet viele Motive auf Kathrin Flögels Webseite und auch auf ihrem Instagram-Kanal.

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Den Platz an der Kunsthochschule trat sie damals nicht an

Bleibt die Frage: Warum erst jetzt? Warum hat sie die Tätigkeit als Malerin nicht schon viel früher aufgenommen? „Ich habe schon als Kind und Jugendliche immer sehr, sehr viel gemalt“, sagt Kathrin Flöge die in Bremen aufwuchs. Nach dem Abitur wollte sie auch zunächst eine künstlerische Richtung einschlagen.

„Ich hatte einen Platz an der Kunsthochschule“, sagt sie. Doch sie trat ihn nicht an, entschied sich stattdessen für ein Lehramtsstudium. „Ich wollte ein festes Einkommen haben, das war mir damals wichtig. Ein Leben als selbstständige Künstlerin, die Vorstellung hat mich abgeschreckt.“

Als sie Lehrerin wurde, hörte sie mit der Malerei auf

Mit ihrem Ehemann, der eine Stelle als Ingenieur antrat, zog sie Anfang der 90er-Jahre nach Hamburg und begann als Lehrerin am Coppernicus-Gymnasium. Mit der Malerei hörte sie komplett auf. „Ich hatte keine Lust mehr. Und es gab ja auch keine Verwendung für die Bilder, also habe ich es gelassen. Da bin ich ganz pragmatisch.“

Vermisst habe sie nichts. „Ich spiele auch Klavier, da konnte ich einen Teil meiner Kreativität ausleben.“ Der andere Teil, das ist ihr wichtig, sei in die Vorbereitung der Unterrichtsstunden geflossen. „Das ist nämlich auch ein kreativer Prozess“, betont sie.

„Hamburg Ahoi“: Ausstellung auf der „Rickmer Rickmers“ ab 2. September

Aber dann entdeckte sie die Liebe zur Malerei doch wieder. Und nun sind es wiederum Einflüsse aus der Musik, die ihr dabei zugutekommen: „Die Sensibilisierung für Sinneseindrücke und Ausdrucksmöglichkeiten am Klavier hat mich auch malerisch weitergebracht“, sagt sie.

Druck, als Malerin erfolgreich sein zu müssen, verspürt sie – dank ihrer Dreiviertel-Stelle als Lehrerin – nicht. Deshalb möchte sie bei diesem Modell bleiben. In zwei Jahren allerdings, wenn das 30-jährige Berufsjubiläum ansteht, möchte sie ein Sabbat-Jahr einlegen und sich nur der Kunst widmen. „Die Zeit würde ich gerne in einem Künstler-Dorf an der französischen Mittelmeerküste verbringen“, sagt Kathrin Flöge.

Die Bilder sind demnächst auf der „Rickmer Rickmers“ zu sehen

Erst einmal steht ihre bisher größte Einzelausstellung an. Ihre Bilder werden ab Anfang September in der Galerie im Inneren des Hamburger Museumsschiffes „Rickmer Rickmers“ gezeigt. „Ich freue mich, wenn meine Bilder eine Verwendung finden und nicht bei mir im Keller herumstehen“, sagt sie dazu. Und ergänzt: „Dass ich an einem so zentralen Ort in Hamburg ausstellen darf, das ist natürlich schon eine große Ehre für mich.“

Ausstellung „Hamburg Ahoi“, Bildern von Kathrin Flöge, Freitag, 2. September bis Montag, 17. Oktober, an Bord der „Rickmer Rickmers“, St. Pauli Landungsbrücken. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr. Die Vernissage beginnt am Sonnabend, 3. September, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.