Norderstedt. Macher im Stadtpark Norderstedt heben mit innovativen Ideen ein neues Highlight für junge Norderstedter aus der Taufe.
Es hätte das Highlight der 50 Veranstaltungen zum Stadtjubiläum vor zwei Jahren sein sollen, als Norderstedt seinen 50. Geburtstag mit wöchentlichen Events feiern wollte. Dann kam Corona. Doch am Wochenende wurde die Party nachgeholt: Das „Impuls-Kreativ-Festival“ konnte erstmals im Stadtpark Norderstedt über die Bühne gehen. Und wie!
Mehr als 2000 junge Menschen nahmen schon am Nachmittag an den zahlreichen Workshops im und um das Kulturwerk im Stadtpark herum teil. Und weitere 500 partyfreudige Kids tanzten zu Rave-Musik die halbe Nacht durch bis zum frühen Morgen im Norderstedter Kulturtempel am Stadtpark.
Stadtpark Norderstedt: „Ausgelassen und stressfrei“ – das „Impuls Festival“
„Wir sind alle total happy, dass das Impuls-Kreativ-Festival jetzt endlich stattfinden konnte“, freute sich Stadtpark-Mitgeschäftsführerin Eva Reiners am Sonntagmittag. „Seit 2019 arbeiteten wir daran. Es lag uns so am Herzen.“ Ursprünglich hätte das Festival als „Tanz auf den Dächern“ auf dem Mountain-Bike-Gelände an der Oadby-and-Wigston-Straße gefeiert werden sollen.
„Wir haben dann das Konzept noch mal weiterentwickelt für den Stadtpark und die Politik überzeugt, dass wir die Gelder dafür noch in diesem Jahr verwenden durften“, sagte Reiners. „Die Stimmung war so ausgelassen und stressfrei. Es war alles so gesellig. Bis 4 Uhr morgens haben die Leute getanzt und gefeiert.“
Festival soll fester Programmpunkt im Parkprogramm werden
Jetzt soll das Impuls-Kreativ-Festival möglichst einen festen Platz im Norderstedter Kulturkalender erhalten, kündigte Stadtpark-Mitgeschäftsführer Kai Jörg Evers an. „Die jüngere Zielgruppe zwischen 16 und 25 Jahren soll hier angesprochen werden, die sonst bei uns manchmal etwas zu kurz kommt“, sagte Evers, selbst begeistert, wie gut das neue Format im Norderstedter Stadtpark bei den jungen Leuten ankam und „funktionierte“. „Wir können mit der Auftaktveranstaltung sehr zufrieden sein“, befand Evers. „Wenn wir das Tagesprogramm für die Besucher kostenfrei halten wollen, brauchen wir dafür allerdings eine Finanzierung.“
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Geradezu spektakulär ging es direkt hinter dem Kulturwerk zur Sache. Der Hamburger Calisthenics-Verein Calix hatte dort seine Turnmatten ausgerollt und Reckstangen aufgestellt, um ein paar kraftraubende und hochkonzentrierte Übungen vorzuturnen. Mitja Rose und Michael Dornheim zeigten atemberaubende Hand- und Kopfstände, während Schlangenfrau Ramona Richter einen Spagat nach dem anderen zelebrierte.
Calix präsentierte „Gymnastik in cool“
„Das ist Gymnastik in cool“, sagte Dornheim, der extra aus Berlin angereist war. „Ich nenne es die schöne Kraft“, sagte die 29 Jahre junge Ramona Richter. „Bewegungstraining mit viel Kraft, die auch den Kopf freimacht. Jeder kann mitmachen.“ Genau das sei das Motto dieses ungewöhnlichen Sporttreibens unter freiem Himmel, die Calix vor allem in Hamburger Parks und Brennpunkten in Osdorf, Steilshoop, Altona oder Langenhorn anbietet, um Jugendlichen im öffentlichen Raum eine andere Freizeitbeschäftigung zu bieten. Mitja Rose: „Jeder kann mitmachen, keiner muss erst in einen Verein eintreten, sondern kann sich von dem Sport begeistern und inspirieren lassen.“
Wenn Norderstedt nach dieser ersten Kostprobe am Kulturwerk auf den Geschmack gekommen sei, könnte das Calisthenics-Training auch im Norderstedter Stadtpark zu einem festen wöchentlichen Angebot im Sommer werden, sagten die Turnakrobaten, die die Stadtpark-Macher über den Bremer Verein Hood nach Norderstedt geholt hatten. „Das wäre ein tolles Angebot für die offene Kinder-und Jugendarbeit“, war Stadtpark-Chef Evers von Calisthenics überzeugt.
Kreatives Austoben mit Wasserfarben
Nebenan ging es ähnlich kreativ, aber weniger sportlich zu. Karina Kalweit und Jeanette Birkemeyer luden zum Aquarellmalen ein. Und in kürzester Zeit hatten sie fast 20 Kinder und Erwachsene zum kreativen Austoben mit Wasserfarben animiert. „Es ist richtig cool, wie viele Leute hier mitmachen“, freute sich Kalweit.
Sportliches Geschick und ein gutes Balance-Gefühl brauchten die Teilnehmer beim „Skate-Aid“-Park von Daniel Guss, der aus Münster angereist war. Die gemeinnützige Organisation Skate-Aid baue weltweit Skateparks auf, berichtete Guss. Das reiche von Uganda und Costa Rica über Brasilien, Südafrika, Syrien und Palästina bis nach Nepal. „Die Kinder lernen hinzufallen und wieder aufzustehen“, erklärte der Skateboarder die Idee dahinter. Nächste Woche wandert Guss mit seinem Skatepark zum Wacken Open-Air.
Coole Haarschnitte gegen Spende für den guten Zweck
Wer eine kleine Pause brauchte, konnte sich bei den Food Trucks stärken oder erfrischen. Auf der kleinen Hinterhof-Bühne am Kulturwerk spielten Bands, etwa die „Easy Shapes“. Die Zuhörer standen, saßen und hingen in den Liegestühlen ab, während sie zuhörten oder sich angeregt unterhielten.
Im Kulturwerk ging das Spektakel weiter. Dort frisierten Sebastian Uerz und Martin Schütt vom Verein „Cuts and Shaves for Kids“ gegen eine Spende die Besucher. „Wir haben den Verein gegründet, um Gutes zu tun“, sagte Uerz, der sich vor allem an sozial schwache Kinder und Obdachlose wendet. „Gutes zu tun, tut nicht weh.“
Stadtpark Norderstedt: Second-Hand-Klamotten von Hempels
Ob das auch für die Arbeit von „Burn Heart“ und „Neonblitz“ gilt? Die beiden Hamburger Tätowierer vom Kiez ritzten den Besuchern nach Wunsch verschiedene Tattoo-Symbole unter die Haut. Wichtig sei dabei die richtige Aufklärung über die Risiken, eine gute Hygiene und natürlich der feine Strich des Tätowierers, erklärte „Burn Heart“ seine Kunst, bei der auch großer Wert auf die Inhaltsstoffe der Farbtöne gelegt werde.
Und auch ein bisschen Mode und nachhaltiges Recyceln war Thema beim Impuls-Festival. Christin Krätzschmar von Hempels war ganz aus der Nähe mit jeder Menge Second-Hand-Kleidung, Büchern, Schallplatten, Spielen und Möbeln ins Kulturwerk gekommen. „Das kommt hier bei allen Leuten, ob jung oder alt, arm oder reich sehr gut an“, sagte sie. Genau das konnte über das Programm des gesamten Impuls-Festivals gesagt werden.