Henstedt-Ulzburg. Gremium wird nach Rücktritt neugewählt – erstmals paritätisch. Das ist die Lehre aus einer unglücklichen Situation im Vorjahr.

Im Prinzip ist es ja ganz einfach: Ein Seniorenbeirat soll alle Menschen in einem Ort vertreten, die der Generation „60+“ angehören. Und er setzt sich aus ihnen zusammen. In Henstedt-Ulzburg erwies sich die Kandidatensuche jedoch im letzten Jahr als kompliziert.

Nicht, weil sich niemand zur Verfügung stellte – nein, vielmehr, weil es ausschließlich Männer waren. Zwölf, um genau zu sein. Das fiel im März 2021 aber erst auf, als die Bewerbungen gesichtet wurden. Das Gremium muss immer mindestens neun und maximal 13 Mitglieder haben.

Frauen gesucht! Seniorenbeirat soll keine Männerrunde sein

Die zwölf Kandidaten wurden damals berufen. Glücklich waren weder Politik noch Verwaltung damit, insbesondere die Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber sprach die besondere Situation an. Denn der Beirat müsse ja beide Geschlechter berücksichtigen.

Vier Fraktionen beantragten eine Satzungsänderung: Der Seniorenbeirat solle künftig paritätisch besetzt werden nach Vorbild des sogenannten „Lübecker Modells“. Es dauerte bis zum Mai in diesem Jahr, ehe die Politik den Beschluss endgültig fasste. Der bisherige Beirat, der zuvor trotz der Misstöne weitergearbeitet hatte, stellte darauf einen Antrag auf Auflösung, um Neuwahlen auf Basis der neuen Vorgaben zu ermöglichen.

Das wird im Herbst der Fall sein. Bis 17. August können Wahlvorschläge eingereicht werden, das Gremium wird dann am 25. Oktober gewählt. Das bedeutet aber auch: Es werden nun dringend Frauen gesucht.

Henstedt-Ulzburg: zwei Wahllisten für Männer und Frauen

„Es gibt zwei Listen, die werden gleich behandelt“, sagt Beiratsmitglied Günter Kierstein. „Wenn sechs Frauen kandidieren und zwölf Männer, sind die Frauen fest drin.“ Nur bei der möglichen 13. Person ging es nach der Anzahl der Stimmen.

Um für die ehrenamtliche Arbeit zu werben, will man nun „positiv motivierende Veranstaltungen“ machen. Denn der Beirat hat seine Bestimmung. „Themen, die Senioren besonders herausfordern und bei denen wir Hilfestellung geben möchten, wollen wir gemeinsam mit Frauen und Männern angehen“, so der aktuelle stellvertretende Vorsitzende Joachim Süme. Er räumt aber auch ein: „Die Diskussion über paritätische Listen war nicht immer einheitlich.“

4500 Menschen in Henstedt-Ulzburg gehören der Generation „60+“ an

In Henstedt-Ulzburg gibt es rund 4500 Menschen, die 60 Jahre oder älter sind. Das ist auch bei anderen Wahlen eine gewichtige Gruppierung, um die Parteien intensiv werben. In diesen Reihen müsste es doch geeignete Persönlichkeiten geben, mag man denken. Allerdings darf nicht vergessen werden: Sowohl in den politischen Gremien als auch in Vereinen oder Verbänden sind bereits Seniorinnen und Senioren aktiv.

Eine Doppelrolle wäre ungewöhnlich beziehungsweise bei Fraktionen sowieso nicht gestattet. Schließlich genießt der Seniorenbeirat zwar ein Antrags- und Rederecht in Sitzungen, soll aber politisch unabhängig sein. Süme: „Wir haben nur die Themen, die die Leute bewegen.“ Wichtige Bereiche sind Information und Beratungen etwa zu Wohnen im Alter, Pflege, ÖPNV, Gewalt und Betrug an Älteren, Gesundheitsthemen oder generell der Teilhabe am öffentlichen Leben. Nur eine Rechtsberatung sei man nicht.

Joachim Süme denkt, dass manche Interessenten vielleicht von der Bürokratie abgeschreckt sind. „Mein Gefühl ist, dass die Leute den administrativen Vorgang nicht unbedingt überblicken.“ Denn wer sich bewirbt, muss einen amtlichen Vordruck ausfüllen und im Rathaus abgeben. Deswegen hat sich der Beirat eine Alternative überlegt. Mit Infoständen will man die Menschen direkt ansprechen – und wer mag, kann vor Ort das Formular ausfüllen. „Wir wollen möglichst viele ansprechen, mehr in die Öffentlichkeit kommen.“

Vier öffentliche Informationsstände in den nächsten Tagen

Am Donnerstag, 28. Juli, wird der Seniorenbeirat vormittags auf dem Markt vor dem CCU sein, nachmittags auf dem Rhen. Eine Woche darauf dann am 3. August bei Edeka am Dammstücken und am 5. August vor dem Rewemarkt in der Schulstraße (jeweils 9 bis 12 Uhr). Informieren möchten die Beiräte auch am 30. Juli beim Oldie-Abend (ab 20 Uhr) in der Kulturkate und am 12. August ab 10 Uhr beim dortigen Frühschoppen.

Wählbar für den Seniorenbeirat sind laut Verwaltung alle Henstedt-Ulzburgerinnen und Henstedt-Ulzburger, die 1962 oder früher geboren sind und mindestens seit 26. Januar 2021 in Schleswig-Holstein wohnen. Die deutsche Staatsbürgerschaft ist nicht erforderlich, allerdings die eines EU-Staates.

Seniorenbeirat: Bewerbungen von Frauen ausdrücklich erwünscht

Übrigens: Sollten sich trotz des ausdrücklichen Aufrufes und der Bemühungen weiterhin kaum oder keine Frauen bewerben, wäre es dem Seniorenbeirat auch in Zukunft gestattet, mehrheitlich oder komplett eine Männerangelegenheit zu bleiben. Ein gutes Zeichen wäre das aber nicht.

Bis zum 17. August, 18 Uhr, müssen Wahlvorschläge eingegangen sein. Die Wahl findet am 25. Oktober statt. Vordrucke: Rathaus, Zi. 0.16, 04193/963310, . Wählbar: Alle, die Jahrgang 1962 oder älter sind, in der Gemeinde leben sowie seit mindestens 26. Januar 2021 in Schleswig-Holstein. Nachfragen an Joachim Süme, 04193/3129, .