Norderstedt. “Im Orchestergraben hätten wir ein Schwimmbad eröffnen können“, sagt die Oberbürgermeisterin. Wann wieder Veranstaltungen stattfinden.

  • Im Mai ist es mutmaßlich zu einer fehlerhaften Auslösung des Feuerlöschsystems gekommen
  • 60.000 Liter Wasser flossen in die "TriBühne" in Norderstedt
  • Wann wieder Veranstaltungen stattfinden können, ist ungewiss

Zum ersten Mal nach dem massiven Wasserschaden in der „TriBühne“ hat Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder am Freitagmorgen exklusiv durch das beschädigte Veranstaltungsgebäude geführt. Von dem Herzstück, der einst rund 300 Quadratmeter großen Bühne, ist so gut wie nichts mehr übrig geblieben. „Das Holz war vom Wasser so aufgequollen und kaputt, dass wir es komplett entsorgen mussten“, berichtet die Oberbürgermeisterin. Nur vereinzelte Holzreste erinnern an die frühere Spielfläche.

In der Nacht vom 12. auf den 13. Mai war es mutmaßlich zu einer fehlerhaften Auslösung des Feuerlöschsystems der „TriBühne“ gekommen. Obwohl es offenbar gar kein Feuer gab, regnete es Wassermassen aus der Sprinkleranlage.

„TriBühne“ in Norderstedt: Erste exklusive Einblicke

Im Keller des Gebäudes befinden sich große Tanks mit einem Volumen von 100.000 Liter Löschwasser, das jahrelang für den Notfall in den Katakomben gelagert wurde. Der sogenannte Eiserne Vorhang fuhr in der besagten Nacht herunter und trennte den Bühnen- vom Zuschauerbereich. Als bereits 60.000 Liter auf die Bühne geprasselt waren, konnte die Löschanlage gestoppt werden. 5900 Liter Wasser pro Minute fließen aus den Rohren – die Sprinkler liefen also etwa nur zehn Minuten.

„Alles, was auf der Bühne zu diesem Zeitpunkt installiert war, ist nahezu ein Totalschaden“, sagt Oberbürgermeisterin Roeder. Glück im Unglück: Am Abend nach dem Vorfall sollte das Symphonische Blasorchester Norderstedt (SBN) in der „TriBühne“ auftreten. Die Instrumente waren glücklicherweise noch nicht aufgebaut.

In der „TriBühne“ mussten Böden und Decken herausgerissen werden

Doch das Wasser suchte sich trotzdem seinen Weg. „Im Orchestergraben hätten wir ein Schwimmbad eröffnen können“, sagt Roeder und zeigt mit der Hand auf eine Stelle in vier Meter Höhe. „So hoch stand das Wasser. Alles wurde einmal geduscht.“ Das Löschwasser floss durch Technikschränke, Lichtanlagen, Akustikwände.

Böden in Garderoben, Büroräumen und den beiden Nebensälen mussten ebenso herausgerissen werden wie die Decke im Keller. Unzählige Kabel hängen herunter. „Jedes einzelne muss überprüft werden, ob es noch funktioniert“, erklärt Roeder, die Mit-Geschäftsführerin der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo) als Betreiberin der „TriBühne“ ist.

Norderstedts Oberbürgermeisterin gibt Entwarnung

Tische, die beispielsweise genutzt wurden, wenn Norderstedts Stadtvertretung in der Veranstaltungsstätte tagte, mussten entsorgt werden. Sie waren durchnässt, wenig später von Schimmel befallen. „Wir haben versucht, alles zu retten, was möglich war“, sagt die Verwaltungschefin. Anfang der Woche soll die letzte Feuchtigkeit im Gebäude beseitigt worden sein. Überall liegen Listen aus, auf denen notiert ist, welche Gegenstände getrocknet werden konnten – und welche den Wasserschaden nicht überlebt haben.

Glück im Unglück: Nur ein Teil des Bodens in einem Nebensaal der „TriBühne“ war wirklich gar nicht mehr zu gebrauchen.
Glück im Unglück: Nur ein Teil des Bodens in einem Nebensaal der „TriBühne“ war wirklich gar nicht mehr zu gebrauchen. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

„Ungefähr die Hälfte konnten wir retten“, sagt Roeder. Für große Erleichterung sorgt bei der Oberbürgermeisterin, dass die Statik des Hauses nicht betroffen ist. Etliche Gutachter haben in den vergangenen Wochen das Gebäude geprüft. Eine weitere gute Nachricht: Die Versicherung übernimmt einen erheblichen Teil des Schadens. Wie hoch die Schadenssumme am Ende wirklich ist, sei laut Roeder noch überhaupt nicht absehbar.

„TriBühne“: Veranstaltungen vermutlich erst wieder 2023

Ebenso ungeklärt ist nach wie vor die genaue Ursache. Warum ergossen sich 60.000 Liter über der Bühne – obwohl es gar nicht brannte? Die Stadtverwaltung geht weiterhin von einem technischen Defekt aus. „Wodurch er ausgelöst wurde, ist aber noch nicht zu 100 Prozent sicher. Auf jeden Fall war es kein menschliches Versagen“, so Roeder.

In einem Nebensaal musste ein Teil des kompletten Bodens herausgerissen werden, weil er nicht mehr zu retten war.
In einem Nebensaal musste ein Teil des kompletten Bodens herausgerissen werden, weil er nicht mehr zu retten war. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Die vermutlich wichtigste Frage bleibt aber noch offen: Wann gibt es wieder Veranstaltungen in der „TriBühne“? Wann können Künstler wieder in Norderstedts größtem Veranstaltungszentrum auftreten? „Mein Traum wäre es, Weihnachten eine Abschlussveranstaltung durchführen zu können“, sagt Norderstedts Rathauschefin, während sie von der Obermaschinerie in über zehn Meter Höhe auf die nackte Fläche herabschaut, wo sich bald wieder eine Bühne erstrecken soll. Das hänge allerdings davon ab, ob ausreichend Material und Handwerker in den kommenden Monaten zur Verfügung stehen. „Ich befürchte, dass hier erst Ostern 2023 wieder Veranstaltungen stattfinden.“

Ein Blick von oben: Auf dieser rund 300 Quadratmeter großen Fläche befand sich vorher die Bühne.
Ein Blick von oben: Auf dieser rund 300 Quadratmeter großen Fläche befand sich vorher die Bühne. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Norderstedt: "TriBühne" soll in Abschnitten renoviert werden

Die „TriBühne“ soll in mehreren Abschnitten saniert werden. Zwischenzeitlich sollen Künstler auftreten können. Dann wird das Veranstaltungshaus wieder kurzzeitig für Arbeiten geschlossen. „Die Sanierung wird sich die nächsten Jahre hinziehen. Ich rechne damit, dass die ,TriBühne‘ 2026/27 wieder auf dem neuesten Stand ist“, sagt die Oberbürgermeisterin.

So sah die „TriBühne“ in Norderstedt vor dem Wasserschaden aus.
So sah die „TriBühne“ in Norderstedt vor dem Wasserschaden aus. © TriBühne Norderstedt | TriBühne Norderstedt

Sie ist stolz auf das Team, dass sich so für die Rettung der Kulturstätte einsetzt. In der Nacht im Mai, als sich die Sprinkleranlage über der Bühne ergoss, kamen Mitarbeiter unter anderem aus der Buchhaltung und Projektkoordination in Gummistiefeln und kämpften mit Eimern und Wischmob gegen die Wassermengen an. Ihre Büroräume befinden sich direkt über der „TriBühne“. Sie arbeiten derzeit im Homeoffice oder haben einen Platz nebenan im Rathaus gefunden. „Es hängen emotional alle sehr an dem Haus“, sagt Roeder.