Norderstedt. 50.000 Liter Löschwasser ergossen sich in Norderstedts Veranstaltungszentrum. Über das Warum wird weiter gerätselt.
Der Wasserschaden im Norderstedter Veranstaltungszentrum TriBühne – ist alles viel schlimmer als gedacht? Die Stadt spricht von einem „erheblichen Gebäudeschaden“, möchte sich aber derzeit nicht weiter zu dem „technischen Defekt“ äußern, der den zentralen Saal für Theater, Konzerte, gesellschaftliche Events und Sitzungen der Kommunalpolitik in Norderstedt komplett außer Gefecht gesetzt hat. Ein Gutachter müsse erst klären, was genau geschehen sei, wie die Kausalkette aussehe und wie der Schaden zu beurteilen sei, heißt es aus dem Rathaus. Vorher gebe es keine weiteren Auskünfte.
Doch mehr als eine Woche nach dem Zwischenfall, der in Norderstedt Stadtgespräch ist, würde die Öffentlichkeit doch gerne mehr wissen über den Zustand und die weitere Zukunft „ihrer“ TriBühne – vor allem auch deswegen, weil bis auf weiteres sämtliche Veranstaltungen abgesagt oder verlegt werden müssen, die ursprünglich hier geplant waren.
TriBühne: Ein ganzer Container nasses Mobiliar
Ortstermin am Freitag im Hinterhof der TriBühne: Arbeiter von Spezialfirmen sind dort bei einem nicht gerade beneidenswerten Job zu beobachten. Sie schleppen von braunem, riechendem Wasser getränktes Mobiliar und Teppiche aus den Untergeschossen des Veranstaltungszentrums und stapeln alles in einem großen Müllcontainer des Betriebsamtes zum Abtransport und zur Entsorgung auf.
Über Schlauchleitungen läuft nach wie vor Wasser aus dem Veranstaltungshaus in einen Gully. Was auch immer genau in der Nacht von Donnerstag, 12. Mai, auf Freitag, 13. Mai, in dem Gebäude geschehen ist – es scheint seine umfassende zerstörerische Kraft freigesetzt zu haben.
- Technischer Defekt- Veranstaltungen müssen verlegt werden
- Technischer Defekt: Veranstaltungen müssen verlegt werden
Politik macht sich „große Sorgen“ um die TriBühne
„Wir machen uns schon große Sorgen um die TriBühne und ob das Gebäude vielleicht so schwer betroffen ist, dass es nicht mehr zu retten ist“, sagt Peter Holle. Er ist der CDU-Fraktionschef und Vorsitzende des Hauptausschusses der Norderstedter Stadtvertretung. Als solcher wurde er – wie die Vertreter anderer Parteien – von der Stadt über die Vorgänge unterrichtet.
Seinem Kenntnisstand nach sei in jener Nacht zunächst ein Systemalarm aus der TriBühne in der Notzentrale eines Unternehmens aufgelaufen. Doch es sei daraufhin nichts festgestellt worden. Später sei es dann aus unbekannten Gründen zu einer automatischen Auslösung der Brandlöschanlage in dem Veranstaltungszentrum gekommen.
Die Ursache ist unklar – einen Brand gab es nicht
„Das bedeutet, dass automatisch ein sogenannter Eiserner Vorhang zwischen Bühne und Zuschauerraum herunterfährt“, sagt Holle. Laut dem Bundesverband Technischer Brandschutz (BVFA) sind derartige Vorhänge der vorgeschriebene bauliche Brandschutz in jedem deutschen Theater oder Opernhaus.
Gleichzeitig, so Holle, habe dann die Sprühwasserlöschanlage der TriBühne losgelegt. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Sprinkleranlage, so der BVFA, sei diese für einen großen Löschbereich in sehr hoher und offener Bauweise und dadurch bedingt sehr schnellen Brandausbreitung unverzichtbar.
Sprühwasserlöschanlage: Rund 55.000 Liter ergossen sich
Diese Anlagen pumpen entsprechend immense Mengen Wasser in die Gebäude – so geschehen offenbar in der TriBühne. „Uns wurde gesagt, dass sich zwischen 50.000 und 55.000 Liter Löschwasser in die TriBühne ergossen haben“, sagt Holle. Dieses Wasser sei in großen Löschwassertanks in den Katakomben der TriBühne gelagert gewesen – und habe dort seit Jahrzehnten auf den Tag X gewartet. „Angeblich riecht das Wasser auch entsprechend – und nun auch die TriBühne“, sagt Holle.
Das Wasser habe sich dann seine Wege bis in die letzten Winkel des Veranstaltungszentrums gesucht. Die Fußböden, die Decken, das Untergeschoss, die Wände – kaum etwas sei verschont geblieben, sagt Holle. Wie sehr das Haus in seiner Substanz und Statik nun geschädigt wurde, das müssen Gutachter klären. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Sybille Hahn, SPD-Stadtvertreterin und Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo) – dem Betreiber der TriBühne. „Wir müssen das Gutachten jetzt abwarten. Alles Nötige wird unternommen.“
Schäden in der TriBühne: Politik tagt am Dienstag digital
Angesichts des noch nicht feststehenden Ausmaßes der Schäden in der TriBühne kann über die Frage, wann und ob in dem Haus wieder Veranstaltungen möglich sein werden, nur spekuliert werden. Für Mai wurden sämtliche Veranstaltungen abgesagt oder verlegt, auch für den Juni sieht das wohl ähnlich aus. Die Stadtvertretung, die in der Corona-Pandemie immer im großen Saal der TriBühne getagt hatte, wird ihre Sitzung am Dienstag, 24. Mai, ins Internet verlegen (Stream unter www.norderstedt.de).
Alle Bürgerinnen und Bürger, die Karten für die Veranstaltungen in der TriBühne haben, können diese Karten an den Vorverkaufsstellen zurückgeben, sofern sie nicht die je nach Veranstaltung angebotenen Ersatztermine wahrnehmen wollen.