Henstedt-Ulzburg. Erfolg für Henstedt-Ulzburg: Neuer Allgemeinmediziner vorgestellt. Warum ein Chefarzt in die Gemeinde wechselt.
Wenn es um die Ansiedlung von Hausärztinnen oder Hausärzten geht, ist sich jede Stadt und jede Gemeinde selbst die nächste. Umso glücklicher ist Henstedt-Ulzburg über diese Erfolgsmeldung: Für die seit 1984 bestehende internistische Praxis von Dr. Klaus-Peter Bartfeld in der Beckersbergstraße konnte eine Nachfolge gefunden werden.
Und mehr noch: Künftig wird dieser Standort zusammen mit einer weiteren Praxis als Gemeinschaft fungieren. Für den Ort ist das eine Neuheit. „Wir freuen uns, dass wir vielleicht neue Wege erschließen. Wir kommen der Idee eines kleinen Ärztezentrums ein wenig näher“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Schmidt.
Henstedt-Ulzburg: Mit diesen Mitteln wird um Hausärzte gekämpft
Sie hat Dr. Amir Kapic persönlich begrüßt. Der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Norderstedt lebt, hat die Praxis von Klaus-Peter Bartfeld übernommen – und sich hierbei für einen durchaus bemerkenswerten Schritt entschieden, wie er verrät.
Denn Kapic war zuletzt Chefarzt der Inneren Medizin und Kardiologie am Asklepios-Klinikum in Bad Oldesloe. „Meine Frau ist total glücklich, dass sie mich abends zu Hause sieht.“ Klar habe er finanzielle Einbußen. „Aber diese Arbeit erfüllt mich mehr als das, was ich als Chefarzt gemacht habe.“ So gebe es in Henstedt-Ulzburg eine engere Bindung zwischen Arzt und Patienten als im Klinik-Alltag.
Ein Einzelkämpfer wollte er aber nicht sein. „Ich hatte mit Dr. Bartfeld Gespräche aufgenommen, da er in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen möchte. Zu keinem Zeitpunkt wollte ich allein in eine Praxis.“
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Und so trat Wirtschaftsförderer Sebastian Döll auf den Plan, brachte Kapic mit Dr. Heiko Bahnsen von der Allgemeinarztpraxis Henstedt zusammen. Sie haben eine sogenannte „überörtliche Berufsausübungsgemeinschaft“ mit dem Namen „Hausarztpraxis Henstedt“ gegründet.
Zwei Praxen in Henstedt-Ulzburg schließen sich zusammen
„Wir sind eine Praxis, aber zwei Standorte. Wir haben es so überlegt, dass wir einen Standort durchgehend aufhaben wollen. Wahrscheinlich an der Maurepasstraße, weil das die größere Praxis ist“, so Kapic. Er habe auch mit einem anderen Kollegen über eine mögliche gemeinsame Praxis gesprochen, das wäre vielleicht in Kaltenkirchen gewesen. Aber das habe sich zerschlagen.
Zum Vorteil von Heiko Bahnsen: „Ich bin schon länger auf der Suche, 1,5 Jahre über Inserate. Aber es klopfen auch nicht mehr zehn Bewerber an die Tür. Man steuert auf einen Mangel zu.“ Die Kooperation garantiert, dass auch in Urlaubszeiten die Patientinnen und Patienten verlässliche Ansprechpartner haben, die über alle notwendigen medizinischen Informationen verfügen. „Ich bin froh, dass sich für meine Einzelpraxis diese Lösung gefunden hat und meine Patientinnen und Patienten auch in Zukunft gut versorgt werden“, sagt Klaus-Peter Bartfeld, der für den Übergang noch zwei Monate mitarbeiten wird.
Hausarzt Heiko Bahnsen favorisiert größere Praxen
Bahnsen hatte schon im März eine Verstärkung erhalten, als mit Dr. Susanne Klöckner eine zweite Allgemeinmedizinerin in seiner Praxis ihre Tätigkeit begann. Schon damals, auch dort in Anwesenheit der Bürgermeisterin, hatte er gesagt: „Es wäre besser, wenn es drei große Praxen geben würde. Dadurch könnten sich die Ärzte der verschiedenen Praxen zusammenschließen und die Patienten schneller versorgen.“
Das ist auch heute so. „Mittelfristig brennt uns die Raumfrage auf den Nägeln. Wir wollten die Kontinuität erhalten. Der Standort wird auf einige Jahre weitergeführt.“ Doch auf Sicht ist durchaus angedacht, einen gemeinsamen Standort zu schaffen. „Der Trend geht zu einer Praxis mit mehreren Ärzten.“
Henstedt-Ulzburg verspricht Unterstützung bei Standortsuche
Ein Ärztehaus, wie es Kaltenkirchen wenige Kilometer entfernt an der Kisdorfer Straße plant, gilt für Henstedt-Ulzburg wegen der speziellen, weitläufigen Struktur aber nicht als geeignet. „Ein großes Ärztehaus an einem zentralen Ort lässt sich schlecht realisieren. Wir müssen schauen, dass jeder Ortsteil eine größere Versorgung hat.“
Bürgermeisterin Schmidt versicherte, dass man die Ärzte bei der Suche nach Räumlichkeiten unterstützen werde. Immer wieder wird das gemeindeeigene Areal des Henstedter Hofs genannt. Aus Verwaltungssicht spricht gegen eine komplette Überplanung, dass das Gebäude als Unterkunft für Flüchtlinge dient. Allerdings könnte die Freifläche im hinteren Bereich nachverdichtet werden.
Tipp für Ärzte: Der Neubau auf dem Beckmann-Grundstück
„Wir möchten gerne innerhalb von zwei bis drei Jahren eine konkrete Perspektive haben, wie wir unsere Praxis an einem gemeinsamen Standort in zukunftsfähigen Räumlichkeiten im Ortsteil Henstedt betreiben können“, so Amir Kapic. Schmidts Antwort: „Es ist der erklärte Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger. Die Politik muss sagen, welchen Weg sie einschlagen möchte.“ Parallel sei man auf der Suche nach alternativen Standorten für ein kombiniertes Projekt aus Gemeinschaftspraxis und Wohnungen in Henstedt.
Die Gemeinde hat zudem für weitere Ärztinnen und Ärzte einen Tipp: Bis Jahresende wird in zentraler Lage der Neubau auf dem Beckmann-Gelände (Hamburger Straße 73 bis 75) fertig sein. Die bis zu 400 Quadratmeter großen Immobilien könnten für Einzelpraxen geeignet sein. Sebastian Döll ist bei Interesse unter sebastian.doell@h-u.de oder 04193/963470 erreichbar.
Henstedt-Ulzburg: Bis zu 10.000 Euro für neue Ärzte
Und noch etwas ist neu: Seit Juli gibt es in Henstedt-Ulzburg eine Richtlinie zur Förderung der Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten und zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung. Wer sich neu ansiedelt, eine Zweigpraxis eröffnet oder einen Kassensitz als Anstellung übernimmt, kann bis zu 10.000 Euro erhalten.
Ähnlich macht es bereits Kaltenkirchen, dessen Bürgermeister Hanno Krause seit Jahren offensiv – und mit Erfolg – um Ärzte wirbt. „Die haben getrommelt mit einer Anzeigenkampagne“, so Sebastian Döll. Ulrike Schmidt sieht es sportlich. „Wir sind natürlich, wie beim gesamten Fachkräftemangel, im Wettbewerb mit den umliegenden Kommunen.“