Henstedt-Ulzburg. Allgemeinpraxis von Dr. Bahnsen kann nun wieder Patienten aufnehmen. So ist die ärztliche Versorgung im Kreis.
Früher, so erinnert sich Dr. Heiko Bahnsen, sei es noch anders gewesen. Da hätten Ärzte Probleme gehabt, geeignete Räumlichkeiten zu finden. „Jetzt kommt die Praxis zum Arzt.“ Der zunehmende Ärztemangel in kleineren Städten und Gemeinden macht auch vor Henstedt-Ulzburg nicht Halt. Umso erleichterter ist Bahnsen, dass er nach einem Jahr Suche mit Dr. Susanne Klöckner eine zweite Allgemeinmedizinerin für die Arztpraxis an der Maurepasstraße im Ortsteil Henstedt finden konnte.
Henstedt-Ulzburg: Praxis mit überdurchschnittlich vielen Patienten
Die 40-Jährige war zuletzt in einer Norderstedter Praxis tätig. „Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln und das gerne in Schleswig-Holstein, weil es auf dem Dorf persönlicher ist und ich hier zu Hause bin“, berichtet die zweifache Mutter. Einen ersten Eindruck ihrer zukünftigen Arbeit erhielt die gebürtige Kielerin bereits: „Wir waren schon zusammen auf Hausbesuchstour, dadurch lerne ich die Patienten und ihre Vorgeschichte kennen“.
Bahnsen benötigt ihre Hilfe dringend, denn seine Praxis, die fünf medizinische Fachangestellte im Team hat, weist überdurchschnittlich viele Patienten auf. „Der Durchschnitt an Patienten pro Praxis liegt zwischen 800 und 1000 Patienten. Bei mir sind es deutlich mehr.“ Als Einzelpraxis sei es nicht zu leisten gewesen, so der 55-Jährige, der seit 14 Jahren in Henstedt tätig ist. Bis vor zwei Jahren hatte er noch einen Kollegen im Haus, dieser ist mittlerweile pensioniert. „Mittelfristig hätte ich das bisherige Angebot an hausärztlicher Versorgung in Henstedt alleine nicht aufrechterhalten können.“
Henstedt-Ulzburg hat in seiner ärztlichen Versorgung eine eher dezentrale Struktur. Aus Sicht von Bahnsen sollte das auch so bleiben – ein Medizinisches Versorgungszentrum, wie es etwa Bad Bramstedt hat, würde zulasten der Ortsteile gehen. Das habe auch eine Studie der Ärztegenossenschaft ergeben. Der Arzt hat eine andere Idee: „Es wäre besser, wenn es drei große Praxen geben würde. Dadurch könnten sich die Ärzte der verschiedenen Praxen zusammenschließen und die Patienten schneller versorgen.“
In der Region gibt es sechs offene Arztsitze
Nachdem vor einigen Jahren noch von einer Überversorgung die Rede war, hat sich die Rechengrundlage der Kassenärztlichen Vereinigung verändert. Allein im Raum Henstedt-Ulzburg/Kaltenkirchen sind sechs freie Stellen ausgeschrieben. „Es fehlen schlicht die Bewerberinnen und Bewerber im Kreis Segeberg“, sagt Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. Dennoch zeigt sie sich erfreut darüber, dass zumindest in der Allgemeinarztpraxis Henstedt ein Erfolg bei der Ärztegewinnung verzeichnet werden konnte: „Unser Ort profitiert dabei von den derzeit verfügbaren, freien kassenärztlichen Sitzen. Henstedt-Ulzburg ist in der Vergangenheit gewachsen, und die ärztliche Versorgung muss entsprechend mitwachsen“.
In Henstedt ist das gelungen. Heiko Bahnsen: „Dank Frau Klöckner können wir sagen, dass wir neue Patienten aufnehmen.“ Zeitaufwendige Verfahren wie Akupunktur und Kinesiotaping könne man nun wieder anbieten. Während in den letzten Jahren die Covid-19-Pandemie eine andere Form der Belastung mit sich gebracht hat – auch Long-Covid ist ein Thema in der Praxis –, sind andere Krankheiten so gut wie verschwunden. „Erfreulicherweise hat die Maskenpflicht eine sehr hohe Auswirkung auf Infekte. Die normale Grippesaison ist zwei Jahre ausgefallen, wir hatten 400 Patienten weniger.“ Corona-Schutzimpfungen werden weiterhin angeboten, allerdings ist die Nachfrage nur noch gering. Nach dem neuen Novavax-Wirkstoff hat sich noch niemand erkundigt.
Abschließend verrät Heiko Bahnsen: „Im Sommer ist geplant, dass ein dritter Kollege hinzukommt, der in Kardiologie sehr versiert ist.“ Auch dank der Vermittlungsarbeit aus dem Rathaus. „Wir freuen uns, dass wir einen Kontakt zwischen Praxisinhaber und niederlassungswilligem Arzt herstellen konnten“, sagt Wirtschaftsförderer Sebastian Döll. Seine Botschaft an alle Ärzte, ob nun aus dem Ort oder dem Umland: „Ich unterstütze Sie bei der Suche nach Räumlichkeiten, bei Genehmigungsverfahren oder moderiere bei Bedarf bei der Nachfolgesuche." Döll ist per Mail (sebastian.doell@henstedt-ulzburg.de) oder unter 04193/96 34 70 erreichbar.