Bad Bramstedt/Kaltenkirchen. Der 14-Jährige vom Gymnasium Kaltenkirchen überzeugte den Spezialisten für Expeditionen – obwohl er eigentlich zu jung ist.
Viele Abenteuer enden mit einem Buch, das der Autor über eine spannende Geschichte geschrieben hat. Bei dem 14 Jahre alten Jim Horeyseck aus Nützen verlief es genau andersherum: Ein Buch über den Expeditionsspezialisten Arved Fuchs hat den Schüler des Gymnasiums Kaltenkirchen so begeistert, dass er an der Haustür des Bramstedters geklingelt und sich mit Erfolg für dessen Jugend-Klimacamp beworben hat – obwohl Jim dafür eigentlich zu jung ist.
Am Montag, 13. Juni, beginnt die aufregende Reise in den Norden. Fuchs organisiert gemeinsam mit Sponsoren nach zweijähriger, pandemiebedingter Pause wieder ein Camp, bei dem junge Menschen sich mit der Erderwärmung auseinandersetzen werden und als Klimabotschafter in ihre Schulen zurückkehren. Wegen der Pandemie sind erstmals nur Jugendliche aus Deutschland und ein Finne dabei. In den Jahren zuvor trafen sich beim Camp mit dem Titel I.C.E. junge Menschen aus aller Welt. Das Kürzel steht für Ice, Climate, Education (Eis, Klima, Bildung).
Arved Fuchs: Das Segelschiff „Ryvar“ nimmt Kurs auf Dänemark
In diesem Jahr sind die Jugendlichen und ihre Betreuer mit dem Segelschiff „Ryvar“ in der dänischen Südsee unterwegs. Sie werden sich mit Planspielen beschäftigen und Inseln besuchen, die sich autonom mit Windstrom versorgen. Außerdem stehen Vorträge von Experten des Max-Planck-Instituts und des Thünen-Instituts für Ostseefischerei auf dem Programm. Arved Fuchs wird sich live aus Island dazuschalten. Dort bereitet er derzeit sein Expeditionsschiff „Dagmar Aaen“ für die nächste Reise vor.
Die „Ryvar“ legt im Flensburger Hafen ab und wird am 23. Juni in Kiel eintreffen. Nach einem Besuch im Forschungszentrum Geomar steht die Heimreise der Teilnehmer an.
Eigentlich ist Jim zu jung für das Internationale Klimacamp
Wie hat Jim es geschafft, mit seinen 14 Jahren an dem Projekt teilzunehmen, das eigentlich erst für Jugendliche ab 16 Jahre gedacht ist? Die Geschichte beginnt Weihnachten 2021, als seine Eltern dem Jungen die Biografie „Arved Fuchs“ des Bramstedters Bernhard-Michael Domberg schenken. Der Band war in einem Laden mit dem Hinweis angeboten worden, dass sich darin eine Widmung von Fuchs befinde. Warum sie in dem Band fehlte, der bei Familie Horeyseck unterm Weihnachtsbaum lag, lässt sich nicht mehr klären.
Jim las mit Begeisterung über die Reisen des Bramstedters, der seit Jahrzehnten in polaren Gewässern unterwegs ist und sich für den Klimaschutz einsetzt. Doch auf die Widmung wollte Jim nicht verzichten. Irgendwann an einem dunklen Januarnachmittag entschloss er sich, sich das ersehnte Autogramm zu holen und machte sich per Fahrrad auf dem Weg zu Fuchs‘ Haus nach Bad Bramstedt. Allein durfte Jim die weite Strecke nicht fahren, sein zwei Jahre älterer Bruder Pit begleitete ihn.
Arved Fuchs signierte das Buch und drückte Jim einen Flyer in die Hand
„Herr Fuchs ist leider nicht da.“ Was für eine Enttäuschung für die Jungs, als sein Mitarbeiter Rolf-Dieter („RD“) Fröhling nach dem Klingeln die Tür öffnete. Doch dann die Erleichterung: „Er kommt in einer halben Stunde.“ Jim und Pit warteten geduldig. Kurz darauf stand Arved Fuchs in der Tür. Gern hätten er und „RD“ die jungen Gäste hineingebeten, doch wegen Corona fand das Gespräch auf Distanz statt.
Fuchs signierte Jims Buch und gab den Jungen Infomaterial mit, darunter auch einen Flyer über Klimacamp. Wieder wandte er sich an Arved Fuchs, diesmal mit den Worten: „Das ist so cool, kann ich da mitmachen und mich bewerben?“ Ja, er durfte, ausnahmsweise, trotz seines Alters.
„Der muss mit“, sagte Fuchs, als die Jury tagte
Jim machte sich an die Arbeit. Wer beim I.C.E. mitmachen will, darf sich aus drei vorgegebenen Themen eines aussuchen und muss darüber einen Text, eine Präsentation oder etwas Ähnliches verfassen. Jim entschied sich für „Auswirkungen steigender Wassertemperaturen auf die Ostsee“. Die Ostsee ist dem Jungen vertraut, gemeinsam mit seinem Bruder geht er dort regelmäßig segeln.
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Als Jims Arbeit im Mai in Bad Bramstedt eintraf, waren Fuchs und „RD“ überrascht. „Das war wie eine Hausarbeit an der Uni“, sagt Fröhling voller Respekt. Jim hatte eine lange und kurze Version vorgelegt, die beide Männer überzeugte. „Der muss mit“, sagte Fuchs, als die Jury tagte. Und er konnte sie überzeugen. Damit war die Entscheidung gefallen, dass Jim an dem großen Abenteuer teilnehmen konnte.
Arved Fuchs startet neue Expedition – Abendblatt berichtet
Auch die Schule unterstützt Jims Engagement und gab ihm für das Camp frei. Wegen seiner ungewöhnlich guten Leistungen hat Jim dort eine Klasse übersprungen und wechselt im kommenden Jahr in die zehnte mit dem Profil Biologie. Außerdem hofft der 14-Jährige, im Gymnasium als Klimabotschafter arbeiten zu dürfen. „Ich bin begeistert“, sagt Jim, wenn er auf das Klimacamp angesprochen wird.
Auch nach der Reise möchte er sich mit dem Thema Erderwärmung beschäftigen. Die Entscheidung, den Schwerpunkt auf Biologie zu legen, hat er getroffen, weil er sich langfristig engagieren will. Denn eines ist für Jim sicher: „So kann es mit dem Klimawandel und den Folgen nicht weitergehen.“ Und welchen Beruf hat er sich genau vorgestellt? Jim tippt als Antwort auf das Cover der Fuchs-Biografie: „Ich möchte zum Team gehören, das ist mein Traum.“
Das Abendblatt wird ab sofort regelmäßig über die neue Expedition von Arved Fuchs berichten, die in Kürze beginnt. Wir veröffentlichen online die Einträge im Logbuch und Exklusivmaterial unter www.abendblatt.de/arvedfuchs.