Norderstedt. Noch bis Sonnabend läuft bei Kabs der Räumungsverkauf. Nach dem Abriss kommt ein Neubau. Jetzt fiel eine knappe Entscheidung.
Noch bis zum morgigen Sonnabend läuft im Möbelhaus Kabs in Norderstedt der finale Räumungsverkauf. Dann wird das wenig schöne Betongebäude an der Berliner Allee abgerissen. Es soll einem spektakulären Neubau Platz machen, der Platz bieten soll für fast 200 Wohnungen, einen Biomarkt, eine Apotheke und eine Drogerie.
Am gestrigen Donnerstagabend waren die Pläne Thema im Norderstedter Ausschuss für Stadtentwicklung. Dort beschlossen die Politiker, den nächsten Schritt in dem Vorhaben zu gehen. Der entsprechende Bebauungsplan wird jetzt öffentlich ausgelegt. Dafür stimmten die CDU, die SPD, die Linke und die Freien Wähler. Grüne und WiN waren dagegen. Mit dem Auslegungsbeschluss rückt die Realisierung einen Schritt näher. Dazu der Ausschussvorsitzende Nicolai Steinhau-Kühl (SPD): "Ich rechne damit, dass wir im Herbst einen Satzungsbeschluss haben."
Die frühere Eigentümerin der Flächen, die Kabs Immobilien Invest I GmbH, hat das Grundstück mittlerweile verkauft. Eigentümerin ist jetzt die Quarterback Premium 5 GmbH, eine Tochtergesellschaft der Quarterback Immobilien AG mit Sitz in Leipzig. An den Plänen hält der neue Eigentümer fest. Zu einem Abrisstermin für das Kabs-Gebäude kann Unternehmenssprecherin Ann-Katrin Köhler aktuell noch nichts sagen.
In dem Möbelhaus in Garstedt läuft bis Sonnabend der Räumungsverkauf
Erst einmal läuft noch der Räumungsverkauf. „Alles muss raus!“ steht auf einem riesigen Transparent, dass das Betongebäude umschließt. Die Preise für die Möbel sind sehr stark reduziert. Kunden können jetzt vor Ort Gebote abgeben, die noch einmal unter diesen Preisen liegen. „Wir treffen dann eine Entscheidung, ob das im Verhältnis steht“, sagt Sebastian Gramm, Einrichtungsberater bei Kabs. Mit Glück können die Kunden das Möbelstück gleich zu dem Preis mitnehmen – oder sie müssen noch bis Sonnabendabend warten, ob es nicht noch ein höheres Gebot gibt.
Das Möbelhaus rechnet mit großem Andrang am Wochenende
Sicher ist: Am Sonnabend, 19 Uhr, endet der Verkauf und damit auch die Geschichte der Filiale in Norderstedt. „Man sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Sebastian Gramm. Er arbeitet seit elf Jahre für Kabs, war die letzten zweieinhalb Jahre in Norderstedt eingesetzt. Das Aus sei „traurig“, aber es „gibt ja auch andere tolle Standorte.“ Für ihn werde es, wie für alle Kabs-Mitarbeiter, die derzeit noch in Norderstedt arbeiten, in einer anderen Filiale weitergehen. „Wir kommen alle unter“ versichert Gramm. Aber zunächst rechnet er noch mit viel Arbeit, besonders am Wochenende: „Da wird es einen großen Andrang geben. Viele Schnäppchenjäger warten bis zuletzt.“
Nach dem Ende des Verkaufs steht dann die endgültige Räumung an. „Wir verlassen das Gebäude komplett bis zum 31. Mai“, sagt Mirko Sackmann, Marketingleiter bei Kabs. Er habe schon früher damit gerechnet, dass der Verkauf enden müsse, doch das Aus der Filiale habe sich immer wieder verzögert.
60 der 198 geplanten Wohnungen sollen sozial gefördert sein
Das Aus für das Möbelgeschäft, der Abriss der nicht gerade hübschen Immobilie und die Grunddaten für den geplanten Neubau auf dem Grundstücks – all das wird schon seit Jahren geplant. Nach wie vor ist vorgesehen, dass 60 der 198 Wohnungen Sozialwohnungen sein sollen, 54 Wohnungen sollen barrierefrei sein. Vorgesehen sind auch 158 Autostellplätze. Im vergangenen Jahr gab es aber noch einmal Änderungen in den Bereichen Parken und Gewerbe. Die Tiefgarage, die zuerst zwei Untergeschosse haben sollte, bekommt nun nur noch eines. Außerdem wurde die zunächst vorgesehene Verkaufsfläche verkleinert. Zuvor hatte die direkte Nachbarin in der De-Gasperi-Passage, die THCGRF Retaility Norderstedt, die Pläne wegen der Verkehrsanbindung und der geplanten Einzelhandelsnutzung kritisiert.
Nachdem die aktuellen Pläne im Januar im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr vorlagen, meldete auch die Politik noch einmal Beratungsbedarf an. Es ging um das Verkehrskonzept, das die Verwaltung vorgelegt hatte. Ein Stein des Anstoßes war die Zahl der Stellplätze und die künftige Verkehrsführung im Bereich des Neubaus. Kritische Stimmen gab es von CDU und WiN. Die Verwaltung legte daraufhin den Politikern eine Simulation der zu erwartenden Verkehrsströme vor. Ausschussmitglied Petra Müller-Schönemann (CDU) sagte jetzt: „Wir haben keine Bedenken zum Verkehrskonzept mehr. Wir sind für das Projekt.“ Wer in eine der neue Wohnungen ziehe, wisse, „dass nicht jeder einen Parkplatz bekommen kann.“ Es komme jetzt auf gute Carsharing-Angebote an, zudem sei die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, etwa mit der U-Bahn-Haltestelle Garstedt, sehr gut. Das betonte nach dem Ausschuss am Donnerstagabend auch Julia Glagau von den Freien Wählern: "Vor Ort hat man wirklich alles in Sachen öffentlicher Nahverkehr. Wir halten das Projekt für umsetzbar."
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Grüne lehnen das Projekt weiterhin ab
Die Grünen blieben bei ihrer generellen Ablehnung des Projekts in der derzeitigen Form. Dazu Ausschussmitglied Marc-Christopher Muckelberg: „Ein solcher Bau wird das Gebiet stark prägen. Deshalb müssen wir generell noch einmal darüber nachdenken, wie viel Wohnen und Gewerbe dort realisiert werden soll.“ SPD und CDU, das hatten Vertreter der Parteien zuvor betont, sehen hingegen den Zugewinn an fast 200 Wohnungen im Vordergrund und stimmten deshalb für den nächsten Schritt.