Kreis Segeberg. Bei mindestens einem Gast der Diskothek „Joy“ wurde eine Corona-Infektion mit Verdacht auf die Omikron-Variante bestätigt.

Vor einer solchen Nachricht hatte sich Joey Claussen immer gefürchtet: Bei mindestens einem Gast seiner Diskothek „Joy“ in Hen­stedt-Ulzburg wurde eine Corona-Infektion mit Verdacht auf die Omikron-Variante bestätigt. Deswegen hat der Infektionsschutz des Kreises Segeberg nun alle Personen, die am 24. und 25. Dezember in dem Club im Gewerbepark Nord gefeiert haben, aufgefordert, sich unmittelbar in Quarantäne zu begeben. Nach Angaben von Claussen handelt es sich dabei um rund 820 Personen.

Diskothek "Joy": Alle Besucher der Abende gelten als enge Kontakte

An beiden Abenden hatte ein 2G+-Modell gegolten. „Wir haben seit September alle geltenden Vorgaben umgesetzt und unser Möglichstes getan, um eine Situation wie diese zu verhindern“, sagt der Clubbesitzer. Für rund 70.000 Euro hatte er Luftreiniger, neue Klimaanlagen, Geschirrspüler sowie ein bargeldloses Zahlungssystem angeschafft. „Aber wir wussten immer, dass es keine einhundertprozentige Sicherheit gibt, und nun müssen wir gemeinsam versuchen, größeren Schaden zu verhindern.“

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Claussen hat am Mittwochnachmittag 622 Besucherinnen und Besucher, die ihre Tickets online gekauft hatten, direkt per Mail kontaktiert und sie gebeten, der Aufforderung des Infektionsschutzes nachzukommen. Um die 200 weiteren Gäste zu finden und zu informieren, die ihre Tickets an der Abendkasse gelöst haben, bittet er um die Mithilfe der per Mail benachrichtigten Personen.

Diskothek "Joy": Auch geimpfte und genesene Kontakte müssen in Quarantäne

Das Kreisgesundheitsamt betont: Auch genesene und geimpfte Kontaktpersonen müssen sich isolieren. Da bei den zwei Veranstaltungen im „Joy“ weder Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden mussten, noch Abstandsregeln galten, und die Omikron-Variante darüber hinaus nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen deutlich übertragbarer ist als andere Virustypen, werden alle Gäste als enge Kontakte eingestuft. „Nach Einschätzung des Infektionsschutzes sind die Einlasskontrollen, also die Überprüfungen der 2G+-Regelung, korrekt und gewissenhaft durchgeführt worden“, betont Kreissprecherin Sabrina Müller.

Der Infektionsschutz weist nochmals darauf hin, dass die Quarantäne nicht automatisch endet, sondern erst nach einer behördlichen Aufhebung. Diese kann telefonisch oder schriftlich erfolgen. Alle anderen Mitglieder eines Haushaltes müssen zunächst nicht in Quarantäne, sollten aber freiwillig auf alle nicht notwendigen Kontakte verzichten. Sollte ein Partygast Symptome entwickeln, müssen auch alle Haushaltsmitglieder zu Hause bleiben – unabhängig vom Impfstatus.

„PCR-Sprechstunde“ wurde stark frequentiert

Das „Joy“ hatte im August nach über 500 Tagen Zwangspause an einem Modellprojekt der Landesregierung teilgenommen und mit drei Partys ohne Corona-Fällen bewiesen, dass Feiern wieder möglich war. Jetzt ist die Pandemie aber eben in einer anderen Phase. Wie viele Infektionen tatsächlich auf die Party-Abende zurückgeführt werden können, lässt sich nicht abschätzen. Am Mittwoch meldete das Gesundheitsamt zwar 205 neue Fälle (Inzidenz im Kreis Segeberg: 185,6) – aber nur drei Personen seien im „Joy“ gewesen.

Allerdings hat es bereits zahlreiche positive Selbst- beziehungsweise Antigen-Schnelltests gegeben. In der seit Wochenbeginn eingerichteten PCR-Sprechstunde der Firma First & Safe am Kirchweg, also direkt gegenüber des Clubs, wurden am Mittwoch mehr als 200 entsprechende Abstriche gemacht, die nun in einem Hamburger Labor untersucht werden. Viele dieser Betroffenen waren Gäste im „Joy“.

Testangebot für betroffene "Joy"-Gäste im Gewerbepark

Christian Leder, Betreiber des Testzentrums im Gewerbepark, richtet sein Angebot unter anderem auch an Teststationen, die keine PCR-Nachweise durchführen. Das Angebot beinhaltet auch positive Selbst- oder Schnelltests etwa in der Schule, bei der Arbeit oder in einer Apotheke. Der PCR-Test sei dann kostenfrei, so Leder. Der Bereich ist abgetrennt, es gibt einen gesonderten Eingang und eine separate Anmeldung. Montags bis freitags ist jeweils von 8 bis 16 Uhr Sprechstunde – allerdings nur nach vorheriger Onlinebuchung (corona-test-hu.de).

Normalerweise seien alle Teststationen verpflichtet, die Personen im Falle eines positiven Abstriches telefonisch zu informieren. Nicht immer geschieht das sofort. Und wenn die Menschen dann per Mail das Ergebnis sehen, suchen sie selbst nach PCR-Möglichkeiten. Christian Leder war das zu unstrukturiert, weswegen er andere Betreiber angeschrieben und über die Sprechstunde informiert hat. Offizielle Zuweisungen des Kreises erhält er allerdings nicht. Nachdem die Lungenklinik Borstel und damit auch die dortige Drive-in-Teststation geschlossen worden ist, gibt es nun eine neue Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes im Bereich des Werbeturms auf dem Dodenhof-Parkplatz in Kaltenkirchen. Wer vom Gesundheitsamt die Aufforderung zum PCR-Nachweis erhält, muss also dorthin fahren.

Im Ohland-Park können Kinder geimpft werden

In den nächsten zwei Wochen finden unterdessen erneut zahlreiche offene Impfaktionen statt. So können im Kal­tenkirchener Ohland-Park am heutigen Donnerstag sowie vom 3. bis 8. Januar (jeweils 10 bis 16 Uhr) unter anderem auch Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren geimpft werden. Vom 5. bis 7. Januar (9 bis 17 Uhr) sowie am 8. Januar (10 bis 16.30 Uhr) werden Erst-, Zweit- und Drittimpfungen im Real-Markt in Hen­stedt-Ulzburg angeboten. Und am 10. Januar findet von 10 bis 16.30 Uhr eine weitere Aktion ohne Anmeldung im Bramstedter Schloss statt.