Segeberg/Norderstedt. Der Wege-Zweckverband Segeberg prüft die Mülltrennung in ausgewählten Gebieten. Ein “Sorgenkind“ haben sie besonders im Blick.

Plastik in der Biotonne – was sich eigentlich allein schon mit dem gesunden Menschenverstand von vornherein ausschließen lässt, kommt leider auch Jahre nach der flächendeckenden Einführung der Braunen Tonne offenbar immer noch häufig vor. Zu häufig. Das stellt Abfallwirtschaftsbetriebe vor erhebliche Probleme.

Um der Sache endlich Einhalt zu bieten, wird jetzt reagiert: Ab Donnerstag nehmen Kontrolleure des Wege-Zweckverbandes (WZV) Segeberg, dem alle Kommunen des Kreises bis auf Norderstedt angehören, die Tonnen im Kreisgebiet sehr genau unter die Lupe. Ist die Tonne falsch befüllt, lassen sie sie ungeleert stehen.

Segeberg lässt Müll in Biotonnen kontrollieren

Die landesweite Aktion wird vom Umweltministerium unterstützt. Sie steht unter dem Motto: ,,Schleswig-Holstein räumt auf in der Biotonne“ und läuft bis 17. September.

Das größte Problem ist Plastikmüll im Bioabfall. Denn die Weiterverarbeitung des wertvollen Rohstoffs – beispielsweise zu Biogas oder Qualitätskompost – wird gestört. Während sich Glas und Metall noch verhältnismäßig gut entfernen lassen, verbleiben bei Kunststoffen praktisch immer Reste im Bioabfall. Auch im Kompost lassen sich dann kleine Plastikteile finden, die in mehreren Jahren zu Mikroplastik zerrieben werden und damit praktisch für immer in der Umwelt bleiben und in die Nahrungskette gelangen können.

Ein „Sorgenkind“ bei der Abfalltrennung sind Haushalte im mehrgeschossigen Wohnungsbau, betont Ceyda Oguz, Bereichsleiterin Abfallwirtschaft des WZV. Der Verband werde – wie schon bei früheren Aktionen etwa im Jahr 2018 – die Wohnungsbaugesellschaften anschreiben und Verbesserungsvorschläge machen.

Biotonnen-Kontrolle in Segeberg: WZV informiert über Aktion

Zudem stehen Fachleute des WZV an Infoständen in Henstedt-Ulzburg (9. September, Realmarkt), Kaltenkirchen (10. September Ohlandpark) und in Bad Segeberg (15. September, Volksbank) Rede und Antwort. Dort können sich Bürger und Bürgerinnen über Bioabfall, Mikroplastik und die Frage: „Ist Bioplastik eine Alternative?“ informieren, sich zum Thema Abfalltrennung beraten lassen und kostenlos Bioabfalltüten aus Papier abholen. Die Kontrollen der Biotonnen werden in ausgewählten Gebieten vorgenommen. Haushalte, die in den betroffenen Gebieten liegen, wurden oder werden vorab von der WZV über die Aktion informiert.

Sollten sich dennoch typische Fehlwürfe wie Plastiktüten, Lebensmittelverpackungen, Blumentöpfe, aber auch Hundekotbeutel oder andere nicht organische Materialien in den Behältern befinden, werden diese nicht geleert. Besonders problematisch sind dabei offenbar Plastikbeutel mit Hundekot und so genannte Bioplastiktüten, die sich nur sehr langsam über Jahre hinweg zersetzen. ,,Wir sind froh, wenn wir die großen Plastikteile herausgesiebt bekommen. Aber den Abrieb und die Mikroplastikteile kann kein Sieb herausfischen“ sagt WZV-Stabsmitarbeiterin Julia Büttner. Zudem werde die Anlage durch Plastikteile verstopft. Stark verunreinigter Bioabfall könne in einer Bioabfallverwertungsanlage nicht verarbeitet werden.

Viele Bürger trennen den Müll bereits vorbildlich

,,Die Kontrollteams werden hoffentlich keine fehlbefüllten Tonnen finden“, sagt Ceyda Oguz. Wer dennoch „erwischt“ wird, dem bleiben letztlich nur zwei Alternativen: Die Tonne entweder selbst nachsortieren und sie bei der nächsten turnusmäßigen Abholung in 14 Tagen leeren lassen. Oder eine kostenpflichtige Sonderleerung in Auftrag zu geben.

„Wir haben schon sehr viele Kunden, die ihre Abfälle gut trennen und damit aktiven Umweltschutz betreiben“, sagt Ceyda Oguz. Es gehe nicht darum, die Kunden zu verärgern, im Gegenteil: ,,Mit der landesweiten Aktion wollen wir noch mehr Menschen erreichen und sie motivieren, die Entstehung von Mikroplastik zu vermeiden. Das Thema geht uns alle an, auch noch unsere Kinder und Enkelkinder.“

Der Bioabfall aus dem Kreis landet zusammen mit dem Bioabfall aus der Region Neumünster bei der Bioabfall-Verwertungsgesellschaft, die aus dem Rohstoff in wenigen Wochen Schnellkompost produziert. Der Kompost, den es in sechs verschiedenen Qualitätsstufen gibt, wird anschließend an den Bau- und Wertstoffhöfen in der Region und bei den Stadtwerken Neumünster verkauft.

Kontrolle in Segeberg: Biotonne nur für Küchen- und Gartenabfälle

Seit 1996 werden in Norderstedter Haushalten organische Abfälle getrennt vom Restabfall gesammelt und der Kompostierung zugeführt. Dazu muss auf jedem Grundstück mindestens ein Biobehälter stehen, in den die Abfälle entsorgt werden. Um den Fremdstoffanteil zu senken, hatten die Abfallentsorger hier bereits vor einigen Jahren die Kampagne „Wir für Bio“ gestartet, der sich die Stadt Norderstedt und der Wege-Zweckverband des Kreises Segeberg (WZV) angeschlossen haben.

Weder Plastiktüten noch Bioplastiktüten gehören in den Biomüll. Plastiktüten aus Erdöl zersetzen sich in etwa 20 Jahren zu Mikroplastik. Das schadet der Umwelt, dem Boden, dem Wasser, den Meeren – und letztlich uns allen, wenn es in die Nahrungskette gelangt. Auch sogenannte kompostierbare Plastiktüten haben in der Biotonne nichts verloren, da sie zu lange brauchen, bis sie zerfallen. Der WZV empfiehlt, Bioabfälle entweder lose in einem Behälter zu sammeln und direkt – ohne Plastiktüte – in die Biotonne zu entleeren. Bequemer sei es, Zeitungspapier oder Papiertüten zu verwenden.

In die Biotonne dürfen ausschließlich Küchenabfälle wie Gemüse- und Speisereste, Obstreste, Filter mit Tee- und Kaffeesatz, Eierschalen, Küchenkrepp sowie Kleintiermist, Federn, Haare, Blumensträuße, Zimmerpflanzen und Gartenabfälle wie Strauch- und Heckenschnitt, Blumen, Stauden, Wildkräuter Laub und in geringem Maße trockener Rasenschnitt.