Norderstedt. 24 Menschen haben bei dem Brand ihr Hab und Gut verloren. Sieben Bewohner wurden dabei verletzt.
Schockiert deutet ein Mann auf die immer noch qualmenden Reste der Unterkunft für Geflüchtete und Wohnungslose an der Lawaetzstraße. „Links daneben“, der afghanische Staatsbürger zeigt auf den Bereich, wo der Brand mutmaßlich ausbrach, „war meine Wohnung. Seit vier Jahren lebe ich hier. Alles ist weg“. Das in den 1990er-Jahren errichtete Gebäude war das älteste in Norderstedt, das noch für die Unterbringung von Bedürftigen genutzt wurde. Trotz eines Großeinsatzes aller Norderstedter Feuerwehren ist der Bau nicht mehr zu retten gewesen.
Der erste Alarm war am Donnerstagmittag um 14.01 Uhr eingegangen. Eine Polizeistreife war kurz darauf vor Ort, gab sofort durch: „Menschenleben in Gefahr!" Das bestätigte sich beim Eintreffen der Feuerwehr. „Die Unterkunft brannte im linken Drittel, und das Dach hatte durchgezündet“, sagte Feuerwehrsprecher Niels Philip Kögler.
Sieben Bewohner bei Feuer in Flüchtlingsunterkunft verletzt
Die Flammen fanden einen optimalen Nährboden durch die Holzverkleidung der Containerbauten. Die meisten der Bewohner, die anwesend waren, brachten sich selbst in Sicherheit. „Wir sind von Raum zu Raum gegangen, mussten zwei Personen retten.“ Diese wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftungen in ein Krankenhaus gebracht.
Es gab fünf weitere Leichtverletzte, allerdings nach ersten Berichten keine Verbrennungen. Auch ein Feuerwehrmann soll sich leicht verletzt haben, vermutlich knickte er bei den Löscharbeiten um. Der Bewohner jener Wohnung, in der das Feuer aus bislang ungeklärten Gründen wohl seinen Ursprung hatte, war zum Zeitpunkt des Alarms nicht vor Ort. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass der Mann beruflich unterwegs war.
24 Menschen leben in dem städtischen Gebäude, das seit Jahren als marode gilt und perspektivisch abgerissen werden soll. An mehreren Standorten in Norderstedt sind in den letzten Jahren moderne Unterkünfte entstanden, werden momentan gebaut oder sind in Planung. Auch an der Lawaetzstraße gibt es seit 2016 eine Containererweiterung, die von dem Brand nicht betroffen war.
Großeinsatz für die Feuerwehr in Norderstedt
Für die Feuerwehr handelte es sich um einen der aufwendigsten und anstrengendsten Einsätze der jüngeren Vergangenheit. Eine mehrere Hundert Meter hohe Rauchwolke war kilometerweit im Stadtgebiet zu sehen. Die Flammen mussten von mehreren Seiten, darunter auch mit Drehleitern, bekämpft werden.
„Wir haben hier Temperaturen um die 30 Grad. Das ist enorm kräftezehrend“, so Kögler. „Und im gefährdeten Bereich tragen wir die Atemschutzgeräte, da brauchen wir ein gutes Kräftemanagement.“ Die Henstedt-Ulzburger Gemeindewehr wurde parallel alarmiert, leistete Amtshilfe für den Fall weiterer Einsätze in der Stadt.
Die Brandstelle wurde beschlagnahmt, die Kripo Norderstedt hat die Ermittlungen aufgenommen – Anhaltspunkte für einen ausländerfeindlichen Hintergrund gebe es bislang nicht.
Betroffene sollen schnell neue Wohnungen bekommen
Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Sozialdezernentin Anette Reinders informierten sich am Brandort über die Situation, Mitarbeiter des Norderstedter Sozialamtes kümmerten sich um die Betroffenen. Eine kurzfristige Lösung, wo die Menschen zumindest übernachten können, war schnell gefunden.
„Für heute bringen wir die Menschen nebenan unter. Aber das ist keine Dauerlösung, wir haben da nicht genügend Platz“, sagte Reinders. „Die Menschen müssen aber erst mal zur Ruhe kommen. Sie werden alles verloren haben.“ Sie versprach: „Wir kümmern uns um die Versorgung, wir werden sie unterbringen, keine Frage.“