Henstedt-Ulzburg. Anika Heinsohn betreibt in Henstedt-Ulzburg Ausbildungszentrum mit 17 Lehrponys. Pandemie gefährdet, was sie sich aufgebaut hat.

Anika Heinsohn ist ein durch und durch positiver Mensch. „Aufgaben sind dazu da gemeistert zu werden und bringen mich weiter“, lautet ihr Motto. Doch die Herausforderungen durch massive Corona-Einschränkungen bringen die 39-Jährige an ihre Grenzen.

Mit 17 Lehrponys und -pferden betreibt sie auf dem Kleinen Pferdehof in Henstedt-Ulzburg das Anima Ausbildungszentrum. Hier lernen kleine und große Menschen viel mehr als Reiten und den partnerschaftlichen Umgang mit den Tieren – sie lernen das Pferdeflüstern. „Im kommenden Jahr wollte ich das zehnjährige Jubiläum feiern und nun weiß ich nicht, ob es Anima dann überhaupt noch geben wird“, sagt Anika Heinsohn leise.

Gruppenunterricht ist schon lange untersagt, Einzelstunden nun auch

Ihr Betrieb läuft über Reitstunden und Seminare; etwa 50 Schüler sind es pro Monat, darunter kommen viele mehrmals pro Woche zum Unterricht. Bereits Anfang November musste das Angebot heruntergefahren werden, Gruppenunterricht war untersagt, es durften nur noch Einzelstunden gegeben werden. Doch auch damit ist Schluss.

Laut Verordnung der Landesregierung in Schleswig-Holstein muss der Betrieb von Sportstätten derzeit komplett eingestellt werden. Pferde dürfen zur Erhaltung des Tierwohls nur versorgt werden, Unterricht ist verboten – wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. Eine Katastrophe für Anika Heinsohn. Schon der erste Lockdown hatte in ihrem Betrieb gravierende Spuren hinterlassen. „Etliche Reitschüler und Reitbeteiligungen sind abgesprungen, weil sie oder ihre Eltern sich den Unterricht wegen Kurzarbeit oder sogar Jobverlust nicht mehr leisten konnten“, berichtet die Trainerin.

Heinsohn überlegt nun, Pferde und Ponys zu verkaufen

Wichtige Einnahmen, auf die Heinsohn angewiesen ist: „Pferde kennen kein Corona. Was sie brauchen, ist ihr gewohntes Futter, einen sauberen Schlafplatz und regelmäßige Hufpflege durch den Schmied.“ Da einige Tiere gerettet und aus schlechter Haltung aufgenommen wurden, ist tierärztliche und therapeutische Hilfe nötig. „Meine Fixkosten belaufen sich auf 4000 Euro pro Monat und Versicherungsbeiträge werden auch fällig“, sagt Heinsohn.

Die Lockerungen im Sommer reichten gerade so, um finanzielle Ausfälle aus dem Frühjahr zu kompensieren – aber zu wenig, um Reserven anzulegen. Die einmalige staatliche Soforthilfe war nach drei Tagen aufgebraucht. „Ich habe große Angst um meine Existenz“, gesteht Heinsohn und überlegt bereits einige Ponys und Pferde zu verkaufen. „Es würde mir das Herz brechen, mich von einem oder mehreren Tieren trennen zu müssen. Lieber arbeite ich Tag und Nacht, aber wenn das nicht möglich ist, weiß ich auch nicht weiter. Ich bin immer für andere da, doch jetzt brauche ich selber Hilfe.“

Präsente wie Schmuckanhänger für die Weihnachts-Tombola

Ältere Reitschüler wie Ann-Christin und Lina bestärkten ihre Reitlehrerin, Unterstützung zu suchen. Gemeinsam kämpfen sie um ihre Vierbeiner. „Der Hof ist mein zweites Zuhause, die Gemeinschaft ist einzigartig. Hier tanke ich Kraft und finde Motivation für mein anstehendes Abitur“, sagt die 18-jährige Lina.

Mit anderen hat sie zugunsten von Anima ungenutzte Pferde- und Reitutensilien auf eBay verkauft und kleine Präsente wie Schmuckanhänger für die aktuelle Weihnachts-Tombola auf dem Instagram-Account anikaheinsohn gebastelt. Zudem wurde auf der Internet-Plattform gofundme.com für das Anima Ausbildungszentrum eine Spendenaktion eingerichtet. „Ich danke von Herzen für jegliche Hilfe und hoffe, die Herausforderung gemeinsam mit vielen Unterstützern zum Wohle meiner Tiere meistern zu können“, sagt Anika Heinsohn.