Norderstedt. CDU und SPD wollten auf der Poppenbütteler Straße den Radverkehr fördern – die anderen Parteien im Verkehrsausschuss hatten Einwände.

Wer wissen will, wie weit der Weg Norderstedts zur „Fahrradstadt“ noch ist, der schaut sich die Poppenbütteler Straße an: Zehntausende Autos und Lastwagen fließen täglich in Kolonnen nach Süd und Nord. Die Fußgänger und Fahrradfahrer hingegen müssen sich auf einem einseitig geführten „kombinierten Fuß- und Radweg“ drängeln.

Dass die Hauptverkehrsachse in Norderstedts Osten längst fahrradfreundlich umgebaut gehört, daran hegt in der Norderstedter Kommunalpolitik niemand Zweifel. Jedoch fehlen der Stadt für eine seriöse Planung die nötigen Grundstücke entlang der Straße. Und die Politik, wie es sich jetzt im Verkehrsausschuss zeigte, ist sich bei der Frage, wie man das Thema praktisch angeht, alles andere als einig.

Sieben Nein- gegen sieben Ja-Stimmen

Es hatte sich in dem Gremium eine GroKo für den Bau eines schmucken, drei Meter breiten Radweges gefunden – zwar nicht auf der gesamten Länge, aber doch zumindest zwischen der Segeberger Chaussee, Höhe Schulzentrum Süd und der Einmündung der Straße Op den Kamp. CDU und SPD waren bereit, dafür deutlich mehr als eine Million Euro auszugeben. Unterstützt wurden die Koalitionäre von etlichen Anwohnern der Poppenbütteler Straße, die mit genau diesem Ansinnen in die Sitzung gekommen waren. Doch die andere Hälfte des Ausschusses überzeugte das nicht: Die Grünen, die WiN, die FDP, die Linken und die AfD waren gegen den Bau des Radweges. Sieben Nein- gegen sieben Ja-Stimmen.

Um zu verstehen, wie es zu dem Patt kam, muss man die Örtlichkeit kennen. Der für den Radweg infrage kommende Abschnitt der Poppenbütteler Straße wird zur Fahrbahn hin von einem bepflanzten Lärmschutzwall gesäumt. Untersuchungen haben ergeben, dass der Wall an manchen Stellen bis zu 38 Zentimeter abgesackt ist. Die Stadt muss den Wall nun entweder sanieren und erhöhen oder eine andere Lärmschutzlösung finden. Die Verwaltung könnte für etwa 285.000 Euro bepflanzte Elemente aus Kokosmatten aufschichten (sogenannte Faschinen) und den neben dem Wall verlaufenden einen (!) Meter engen Radweg und 1,5 Meter breiten Fußweg zu einem kombinierten Fuß- und Radweg machen.

Das Patt blockiert die weitere Entwicklung

Oder sie könnte den Wall abräumen, samt der Vegetation darauf, eine Lärmschutzwand an die Straße stellen und dahinter einen drei Meter breiten Rad- und einen 2,5 Meter breiten Fußweg bauen. Das würde etwa eine Million Euro kosten. Für CDU-Stadtvertreter Patrick Pender die richtige Lösung. „Die Stadt gibt viel Geld aus, um oft nur bruchstückweise den Fahrradverkehr zu verbessern. Hier hätte die Politik mal eine ganzheitliche verkehrspolitische Verbesserung für den Individualverkehr erschließen können. Stattdessen wurde dies nun ausgerechnet von den Grünen verhindert.“

Die Grünen sind gegen Radverkehr? „Ach was“, sagt Marc Muckelberg, der grüne Fraktionschef. „Wir wollen dafür nur nicht das Biotop abräumen.“ Es nütze nichts, an einer Stelle der Straße einseitig einen Radweg herzustellen, der sowohl im Süden als auch im Norden keinen ordentlichen Anschluss hätte. „Wir haben mit dem ADFC geredet. Radfahrer meiden die Poppenbütteler Straße, sie nutzen Parallelstraßen – auch die Schüler des Schulzentrums Süd.“

Fehlender Anschluss hin oder her – Nicolai Steinhau-Kühl, der SPD-Chef und Ausschussvorsitzende, hätte den Radweg gebaut. „Wenn wir in ein paar Jahren über die Nordseite der Straße diskutieren, heißt es dann: Im Süden gibt es keinen Anschluss.“ Da nun weder der Radwegebau, noch die Sanierung des Walls eine Mehrheit im Ausschuss hat, blockiert das Patt die weitere Entwicklung. „Da muss die Politik wohl nächstes Jahr ran und einen Kompromiss suchen“, sagt Steinhau-Kühl.