Norderstedt. Die deutsche U-20-Auswahl spielte mit Menschen und ohne geistige Behinderung eine Runde Basketball und Floorball. Eine neue Erfahrung.

Die deutschen U-20-Nationalspieler sind Profifußball gewohnt, manche sogar schon in der 1. oder 2. Bundesliga. Doch was einige der größten Talente des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Norderstedter Moorbekhalle erlebten, war nicht nur eine ganz neue Herausforderung, sondern lehrreich und zugleich durchaus auch beeindruckend für die 18- und 19-Jährigen. Sie durften teilnehmen an einer Trainingseinheit des Inklusiven Sportvereins Norderstedt. In diesem Club spielen Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam Basketball und Floorball – eine Art Eishockey, nur ohne Eis und Kufen.

Im Norden ist der ISN mit seiner integrativen Arbeit eine Institution, aus ihm sind auch international erfolgreiche Sportler hervorgegangen – etwa mit der Nationalmannschaft bei den Special Olympics World Games, was gleichzusetzen ist mit Olympischen Spielen. Und als der DFB in den Vorbereitungen für das U-20-Länderspiel am heutigen Donnerstag (Anstoß: 18 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) den Wunsch äußerte, sich auch gesellschaftlich ein wenig engagieren zu wollen, da meldete sich Eddy Münch, Sponsoringkoordinator von Eintracht Norderstedt, erfahrener Sicherheitsbeauftragter und bestens vernetzt im DFB, zu Wort. „Ich dachte mir, das kann nur Maike Rotermund mit ihrer Truppe machen.“

ISN kümmert sich um Organisation des Trainings

Sportlerin Valentina Beck und Vorstand Wolfgang Sacher präsentieren ein Shirt mit Unterschriften der Gäste.
Sportlerin Valentina Beck und Vorstand Wolfgang Sacher präsentieren ein Shirt mit Unterschriften der Gäste. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Gesagt, getan. Rotermund, die Trainerin des ISN, nahm die Einladung natürlich an, ihre Schützlinge waren sofort begeistert. Auch die Organisation vor Ort, den Aufbau, übernahmen die Gastgeber. Der DFB-Tross musste eigentlich nur mit seinem Bus an der Halle vorfahren und gute Laune mitbringen. Zur Begrüßung erklärte Maike Rotermund noch einmal das Prinzip des Vereins – die Nationalspieler selbst hatten sich zudem im Vorfeld auch ein wenig informiert.

Doch als Jonas David, der junge Verteidiger des HSV und frühere Juniorenspieler von Eintracht Norderstedt, hörte, dass mit Valentina Beck sogar eine Special-Olympics-Siegerin mit von der Partie war, sagte er spontan: „Respekt! Das wusste ich nicht.“ Inklusion im Alltag, damit habe er kaum Berührungspunkte, räumte der 19-Jährige ein. „Meistens bin ich zu Hause oder im Stadion beim HSV. Aber beim DFB machen wir immer wieder solche Aktionen.“

Die Teams wurden bunt gemischt. „Es war cool, mit den Jungs zu zocken“, sagte David, der mit seinen 1,90 Metern Körpergröße beim Basketball eine gute Figur machte.

Verteidiger Jonas David (19) vom Hamburger SV macht beim Basketball eine gute Figur.
Verteidiger Jonas David (19) vom Hamburger SV macht beim Basketball eine gute Figur. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Nationalcoach Manuel Baum hatte die Mannschaft zuvor am Tag gleich zweimal in intensiven Trainingseinheiten schwitzen lassen – übrigens ebenso in Norderstedt, und zwar auf der Anlage des Glashütter SV an der Poppenbütteler Straße. Baum selbst, so verriet er, habe in seiner Zeit als Realschullehrer durchaus Erfahrungen mit dem Thema „Inklusion“ gesammelt. „Es ist für die Jungs wichtig, ein Bewusstsein zu bekommen, wie gut es uns selbst geht. Wir haben alle viel Glück im Leben“, so der 40 Jahre alte Fußballlehrer, der von 2016 bis 2019 Trainer des FC Augsburg war.

„Den Jungs macht das hier viel Spaß. Es geht auch darum, den Kopf anders zu belasten. Das hat alles nichts mit Fußball und dem Stress zu tun.“ Das war unschwer zu erkennen, denn DFB-Talente und ISN-Sportler hatten viel zu lachen, quatschten untereinander, klatschten sich immer wieder ab nach gelungenen Aktionen. Ehrgeizige Wettkämpfer sind alle. „Egal was es ist, jeder will gewinnen“, sagte Baum.

DFB bedankt sich mit Spende und Freikarten

Maike Rotermund gefiel sehr, wie locker und spontan alle miteinander umgingen. „Keiner kannte sich, aber alle haben super zusammengefunden und viel Spaß gehabt. Es ist doch ganz einfach. Gerade durch den Sport funktioniert Inklusion super“, sagte sie. Ihre Botschaft: „Es ist doch egal, wer den Korb wirft oder das Tor schießt. Hauptsache, es macht einer.“

Der DFB bedankte sich für die Gastfreundschaft mit einer von Team-Manager Dennis Protzel überreichten 500-Euro-Spende – und Freikarten für das Länderspiel. „Wir werden im Stadion sein und euch anfeuern!“, versprach Maike Rotermund.