Henstedt-Ulzburg. Integriertes Gemeinde-Entwicklungskonzept: Aus mehr als 1000 Vorschlägen sind fünf Themenbereiche entstanden. Es folgen konkrete Ziele.
Es hat in Henstedt-Ulzburg wohl noch nie ein ambitionierteres Projekt als das IGEK gegeben. Das „Integrierte Gemeinde-Entwicklungskonzept“ ist nicht nur ein Wortungetüm, sondern auch inhaltlich eine Herausforderung. Und zwar für jede Bürgerin und jeden Bürger – oder zumindest jene, die mitgestalten wollen.
Henstedt-Ulzburg im Jahr 2030: Wie soll der Ort dann aussehen, wie leben und arbeiten die Menschen, wie verändern sich Mobilität und Freizeit? Für die Projektleiterin Kristi Grünberg, eine studierte Stadtplanerin, wurde eine Stelle geschaffen. In allen Ortsteilen gab es Workshops, bis ins kleinste Detail wurden Vorschläge durch das beauftragte Wedeler Institut Raum & Energie protokolliert. 1000 Vorschläge – das ist vorerst die Bilanz, das Fundament, mit dem die Schwerpunkte in die tatsächliche Umsetzung transportiert werden sollen.
Politiker trafen sich separat für zwei Workshops
Seit dem Start des IGEK sind 15 Monate vergangen. Mittlerweile gibt es einen Fachausschuss, der unter Leitung von Michael Meschede (CDU) bisher dreimal getagt hat. Das Gremium soll den sauberen Übergang des Projektes in die Politik sicherstellen. Die Fraktionen tragen dann die Verantwortung, auf das Konzept zu vertrauen – erfahrungsgemäß könnte dies mit eigenen Auffassungen kollidieren. Zur Abstimmung der Parteien und Wählergemeinschaften untereinander haben bereits zwei interne Politikworkshops stattgefunden.
Wer regelmäßig die Sitzungen der Gremien verfolgt, weiß: Dort wird vieles kritisiert, oft auch scharf. Bürgermeister Stefan Bauer hatte immer wieder in Richtung jener Einwohner, die sich meldeten, gesagt, sie mögen sich doch aktiv in die Gemeindeentwicklung einbringen. Doch wie viele Henstedt-Ulzburger tatsächlich an den besagten 1000 Ideen beteiligt waren, ist unklar. Die Bürgerwerkstatt im Alstergymnasium (22. Juni) war spärlich besucht, offiziell wurden 44 Teilnehmer verzeichnet. Und darunter waren bekannte Gesichter: Einwohner, die sich sowieso engagieren. Und Politiker, die zusammen mit der Verwaltung Hinweise zu bereits laufenden Maßnahmen geben konnten.
Das Projekt Bürgerhaushalt scheiterte
„Nutzen sie den Tag, um Henstedt-Ulzburg neu zu denken“, so appellierte Bürgermeister Stefan Bauer. Das IGEK soll ausdrücklich anders sein als ein Bürgerhaushalt. Diesen versuchte Henstedt-Ulzburg 2013 aufzustellen, er wurde aber nie zu einem Ende gebracht, die Ideen aus der Bevölkerung verliefen im Sande. Immerhin existiert noch eine Website (www.hu-mitgestalten.de). Doch lediglich vier Vorschläge haben den Status „beschlossen“. Die restlichen wurden zwar gesammelt in den IGEK-Prozess übernommen, doch ob das mehr als einen symbolischen Wert hat, lässt sich zurzeit nicht abschätzen.
Die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens sind nun in fünf Bereiche aufgeteilt worden. Bei Verkehr und Mobilität geht es darum, ob und wie Bürger vom Auto auf andere Fortbewegungsmittel umsteigen könnten. Dazu nötig: bessere Fuß- und Radwege, ein besser vernetzter ÖPNV, generell ein weniger Pkw-lastiges Denken.
Grün und Gewerbe ist ein zweites Gebiet. Firmen dürfen sich zwar ansiedeln und erweitern, aber es müsse eine „Durchgrünung“ bewahrt werden. Das gilt auch für Naherholungsgebiete im Ort. Eine Neugestaltung der Zentren Ulzburg-Mitte und Rhen ist hier ein mögliches Projekt. Das hängt unmittelbar zusammen mit Freiraum und Freizeitinfrastruktur. Ein wiederholt geäußerter Wunsch: dezentrale Sport- und Begegnungsstätten sowie Räumlichkeiten für große Veranstaltungen. Dazu soll der Bürgerpark als „qualitativer Freiraum“ in das IGEK aufgenommen werden – hier steht ein Ideenwettbewerb für ein Sport- und Freizeitzentrum bereits kurz vor der Entscheidung.
Dass bei jeder Planung neuer Wohnquartiere die soziale Infrastruktur, also etwa Kindertagesstätten, bedacht werden, ist eine der Forderungen bei der Bildung. Der komplizierteste Themenbereich jedoch ist und bleibt die Ortsstruktur. Eine Förderquote von 20 Prozent für sozialen Wohnraum, neue Wohnformen, die Frage, was „dörflich“ sein soll und was „urban“ – und ob Henstedt-Ulzburg überhaupt wachsen sollte. Hierfür wird es nach den Sommerferien eine weitere Veranstaltung geben.
Danach werden alle Ergebnisse mit den Vorstellungen der Politik verglichen. Noch in diesem Jahr soll die endgültige Festlegung auf konkrete Projekte und Ziele erfolgen, 2020 dann die Strategie für eine Umsetzung feststehen.
Alle Infos und Protokolle zum IGEK gibt es online auf www.h-u.de; „hu 2030“.
Alle Infos und Protokolle zum IGEK gibt es online auf www.h-u.de; „hu 2030“.