Kreis Segeberg. Großgemeinde investiert über 4 Millionen Euro für Flüchtlingsunterbringung. Auch für Schulen, Sport und Kitas fließt viel Geld.

Henstedt-Ulzburg stehen schwierige Verhandlungen bevor – ob beim weiteren Vorgehen am Beckersbergring, auf dem Wagenhuber-Gelände oder im Kampf gegen eine Stromtrasse. Das Integrierte Gemeinde-Entwicklungskonzept soll mittel- bis langfristig eine Strategie für die nächsten Jahrzehnte festlegen.


Flüchtlingsunterkunft I

Zehn Familien – umgerechnet 48 Personen – sollen in einer neuen Flüchtlingsunterkunft (2.250.000 Euro) an der Lindenstraße leben. Hier unterhielt die Gemeinde bisher Schlichtwohnungen. Viele Anwohner sehen das Vorhaben kritisch, erwägen eine Klage, um das Ausmaß reduzieren zu können.

Flüchtlingsunterkunft II

Die zweite Unterkunft wird am Kirchweg entstehen. Hier werden ab 2021 Einzelpersonen in rund 30 sogenannten Mikrowohnungen à zehn Quadratmeter leben. Kosten: 2 Millionen Euro.


Rewe
Es wird davon ausgegangen, dass der Spatenstich für die Rewe-Ansiedlung im Laufe des Jahres erfolgt. Ein Verkehrsprojekt steht hiermit in Zusammenhang: Die Gutenberg-Kreuzung muss erweitert werden, um insbesondere den zunehmenden Lkw-Verkehr aufnehmen zu können. Ein Großteil der Kosten von knapp 1 Million Euro würde das Land zahlen. Eine Hürde: Ein Teil der benötigten Fläche liegt auf Kisdorfer Gebiet.


Ostküstenleitung
Henstedt-Ulzburg lehnt den bisher vorgesehenen Korridor für die „Ostküstenleitung“, eine 380-Kilovolt-Leitung, ab. Der Netzbetreiber Tennet will die Trasse unter anderem zum Teil unterirdisch entlang der Pinnau-Wiesen verlegen. Gemeinde und Politik favorisieren eine Variante entlang der künftigen A 20, ziehen im Notfall eine Klage gegen einen Planfeststellungsbeschluss in Betracht. Tennet bekam im August allerdings vom Land den Auftrag, noch einmal detaillierter auszuarbeiten, warum die A-20-Trasse nicht erste Wahl sei. Für 2019 wird der Beginn des Planfeststellungsverfahrens erwartet.


IGEK
Noch bis Ende Januar können die Ergebnisse der Bestandsaufnahme des IGEK (Integriertes Gemeinde-Entwicklungskonzept) im Rathaus oder online eingesehen werden. Anschließend wird die Gemeindevertretung in einer Politikwerkstatt über Ziele diskutieren, während das Projektteam Schlüsselprojekte herausarbeitet. Im März wird es eine Bürgerwerkstatt geben.


(6) Wagenhuber
Das geplante Wohngebiet auf dem Wagenhuber-Gelände kommt nicht voran. Neben Wohnungen soll hier unter anderem eine Kita gebaut werden, mit dem SOS-Kinderdorf gibt es bereits einen Träger. Das große Problem: Bisher gibt es keine Lösung für eine Verkehrsanbindung, die auch die Zustimmung des Landes bekäme.


Beckersbergring
100 Reihenhäuser durch Geschosswohnungsbau ersetzen – das plant die Soka-Bau seit Jahren für einen Teil des Beckersbergrings. Doch es gibt kein mehrheitsfähiges Konzept. Streitpunkte: die Zahl der Geschosse, die Quote geförderter Wohnungen oder die Parkplatzfrage. Bis Ende 2019 sollte über das weitere Vorgehen Klarheit herrschen, denn dann laufen die Mietverträge für die Wohnungen ab, die bisher noch von der Gemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.

Politik stimmte gegen Straßenausbaubeiträge

Henstedt-Ulzburg tat sich in den letzten zwölf Monaten schwer, seine Großprojekte entscheidend voranzubringen. Das ist allerdings nicht immer selbstverschuldet. Zwei Beispiele: Bei den Planungen für Wohnungen am Beckersbergring ist es Sache des Investors, ein mehrheitsfähiges Konzept zu präsentieren, auf dem Wagenhuber-Gelände ist die Gemeinde auf die Unterstützung des Landes bei der Verkehrsplanung angewiesen.

Dafür ist der Übergang der zehn kommunalen Kitas in den neuen Eigenbetrieb zum Jahreswechsel abgeschlossen worden. Mit Björn Sumpf und Mathias Schilling gibt es seit Juni zwei Leiter für den kaufmännischen sowie pädagogischen Bereich. In der Politik ist nun ein Betriebsausschuss für alle Fragen zum Eigenbetrieb zuständig.

Kurz vor Weihnachten gab es einen politischen Durchbruch bei einem Reizthema: den Straßenausbaubeiträgen. In der überarbeiteten Satzung wird festgelegt sein, dass keine neuen Beitragspflichten entstehen. Davon werden insbesondere die Anlieger der Wilstedter Straße profitieren, die ansonsten wohl eine hohe sechsstellige Summe hätten zahlen müssen für den Ausbau.

Allerdings wird die neue Satzung nicht rückwirkend gelten. Alle Maßnahmen, die vor dem 28. Januar 2018 umgesetzt wurden, müssen weiterhin bezahlt werden. Die Verwaltung soll nun Vorschläge zur Gegenfinanzierung künftiger Straßenprojekte erarbeiten.

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Kita I
Für 260.000 Euro wird das Dach der Kindertagesstätte am Wöddel saniert.


Kita II
Am Dammstücken wird eine neue Kita mit 30 Krippen- und 60 Elementarplätzen gebaut (1,32 Millionen Euro). Bauträger ist die Bürgergenossenschaft Kaltenkirchen, Betreiber die Lebenshilfe Kaltenkirchen. Das Vorhaben kostet 1,32 Millionen Euro. Zusätzliche 250.000 Euro zahlt die Gemeinde für die Erschließungsarbeiten.


Schulinvestitionen
Die Beleuchtungen der Olzeborchschule (38.500 Euro) und der Grundschule Ulzburg (35.000 Euro) werden energetisch saniert, ebenso die Sporthalle der Grundschule Rhen (123.000 Euro) – diese erhält zudem eine neue Lautsprecheranlage (33.000 Euro). Die Rhener Gemeinschaftsschule bekommt eine neue Heizungs- und Raumluftsteuerung (95.000 Euro).


Sportpark Henstedt
Der bisherige Naturrasen im Sportpark Henstedt (Bürgermeister-Steenbock-Straße) wird für 861.000 Euro in einen Kunstrasen umgewandelt.

Mut zum Rad, mehr Miteinander

Als Ortsvorsitzender des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) streitet Jens Daberkow für die Anliegen der Radfahrer im Ort. „Ich wünsche mir mehr Mut in der Gemeindevertretung, den Ort fahrradfreundlicher zu gestalten“, sagt er.

„Das fängt mit der Erreichbarkeit des Gewerbeparks an, der für Fußgänger und Radfahrer weder sicher noch komfortabel zu erreichen ist. Hier wünsche ich mir einen Umbau der Zuwegung. Auch die Ausweisung von Fahrradstraßen kann man dort in Betracht ziehen, wo bereits heute viele Radfahrer unterwegs sind.“

Er begrüße es, so Daberkow, wenn „die viel zu schmalen Gehwege nicht mehr als kombinierte Geh- und Radwege missbraucht“ würden. Positiv sieht er den geplanten Ausbau der Fahrradstellplätze am AKN-Bahnhof Meeschensee inklusive Lademöglichkeit für Pedelecs.

Frank Bueschler ist Vorstand des Vereins „Henstedt-Ulzburg bewegt“, der viele Veranstaltungen in der Gemeinde organisiert. „Ich würde mir mehr Miteinander zwischen Politik, Verwaltung und Bürgern wünschen zum Wohle der Gemeinde“, sagt er. „Damit man vorankommt.“

Damit meint er auch die aufwendige Vorbereitung der Veranstaltungen. „Wir machen das ehrenamtlich“, betont Bueschler. In der Vergangenheit stellten Anforderungen etwa im Sicherheitsbereich die Organisatoren vor erhebliche Herausforderungen.

Der Verein kündigt für 2019 eine Neuigkeit an. „Einen Kunsthandwerker-, Bauern- und Mittelaltermarkt am ersten Märzwochenende“, sagt Bueschler. Auch die Wiesn, das Drachenfest, den Flohmarkt, das Kino im Bürgerpark und den Jahrmarkt werde es wieder geben.

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Brandschutz
Die freiwillige Feuerwehr bekommt einen neuen Drehleiter-Wagen, der im Januar ausgeliefert werden soll. Die Anschaffung kostet 650.000 Euro.


P+R Meeschensee
Gemeinsam mit Norderstedt und Quickborn wird die P+R-Fläche an der AKN-Station Meeschensee um mehr als 100 Plätze erweitert, dazu entstehen knapp 150 neue Fahrradstellplätze. Ein Großteil der Kosten zwischen 700.000 und 800.000 Euro wird über Fördermittel finanziert.


Geh- und Radwege
Im Kirchweg wird der Gehweg verbreitert, am Bahnbogen werden der Geh- und Radweg neu gebaut sowie eine Querungshilfe eingerichtet. In der Beckersbergstraße gibt es einen Neubau der Wege zwischen Naturbad und Hamburger Straße – ebenso zwischen Schulstraße und Rostocker Straße. Insgesamt kosten diese Maßnahmen 589.000 Euro.


(15) Jugendzentrum
Die Holzbrücke am Jugendzentrum Tonne wird für 55.000 Euro renoviert.


Amt Kisdorf: Regionaler Verkehr
Das Amt Kisdorf arbeitet für seine Gemeinden an einem neuen regionalen Verkehrskonzept mit – auch Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und sogar Tangstedt sind involviert mit dem Ziel, einen Konsens für eine Umgehungsstraße zu finden. Der Schulverband plant in Kisdorf zudem eine neue Sporthalle bei der Gemeinschaftsschule.


Kisdorf: Straßenausbau
Erstmals will Kisdorf ein Vorhaben über wiederkehrende Straßenausbaubeiträge finanzieren: den Ausbau eines Teils des Etzbergs. Von den 1,072 Millionen Euro sollen 836.238 Euro auf alle Haushalte umgelegt werden. Einige Klagen hiergegen sind bereits eingereicht.


Kita in Kisdorf
Der Kindergarten an der Kirche wird um zwei Krippen- und drei Elementargruppen erweitert (1,5 Millionen Euro).


Feuerwehr/Bauhof Kisdorf
Am Stocksberg plant die Gemeinde ein Mischgebiet inklusive Bauhof und Feuerwache. Nächster Schritt: ein Lärmgutachten für den Tennisclub.


Wesselkreisel in Kisdorf
Kommt es noch zu einem Umbau der Wesselkreuzung in einen Kreisel? Bürgermeister Wolfgang Stolze will zu Jahresbeginn von der Landesregierung hören, ob diese noch hinter dem Projekt steht.


Kattendorf
Für 60.000 Euro wird das Dach der Sporthalle saniert. Die Gehwegsanierung entlang der Sievershüttener Straße kostet 15.000 Euro, eine neue Feuerwehrzufahrt 27.000 Euro. Dazu steht die nächste Phase der Kanalsanierung am Bramberg an.


Oersdorf
Die Gemeinde will ein Dorfentwicklungskonzept erarbeiten – vorerst ohne Planungsbüro, wodurch die Kosten (5000 Euro) vorerst gering sind.


Sievershütten
„Buschkoppel II“ heißt ein neues Baugebiet – das erste im Ort seit 25 Jahren.


Stuvenborn
Zusammen mit Nachbar Sievershütten ist ein Dorfentwicklungskonzept inklusive ausführlicher Bürgerbeteiligung in Planung. Dazu wird gegenüber der Lehmkuhlen ein Baugebiet erschlossen.


Wakendorf II
Das neue Baugebiet an der Kisdorfer Straße wird für 740.000 Euro erschlossen. Für Kanalsanierungen sind 114.500 Euro veranschlagt, für die Feuerwehr 30.000 Euro.


Winsen
Die Gemeinde erarbeitet einen neuen Flächennutzungsplan (60.000 Euro).