Norderstedt. Städtisches Alten- und Pflegeheim hat eine neue Leiterin. Von den Vorwürfen gegen ihren Vorgänger bleibt offensichtlich wenig übrig.

„Ich möchte mich nicht so sehr mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern das Haus für die Zukunft ausrichten“, sagt die neue Geschäftsführerin des städtischen Alten- und Pflegeheims Haus im Park. Maja Lesniewicz-Scheibel tritt die Nachfolge von Jörg Martin Adler an und muss die Einrichtung aus unruhigem Fahrwasser steuern. Zu den Vorfällen der letzten Monate, die im juristischen Streit gipfeln, will sich die neue Chefin nicht äußern: „Ich bin erst seit dem 1. Juli im Amt und kann mir noch kein umfassendes Bild machen“, sagt die 40-jährige examinierte Altenpflegerin und Diplom-Pflegewirtin, die in Hamburg mehrere Altenheime der Arbeiterwohlfahrt geleitet hat.

So schlecht könne es aber um das Haus nicht bestellt sein, denn der Medizinische Dienst der Krankenkassen habe die Einrichtung erst vor wenigen Monaten geprüft und zertifiziert. Zudem sei das Haus mit 80 Bewohnern voll ausgelastet.

Auch Nicolai Steinhau-Kühl, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Norderstedter Alten- und Pflegeheims, will sich mit dem Hinweis auf laufende Verfahren nicht äußern. „Ich möchte vielmehr den Mitarbeitern danken, die in den vergangenen sechs turbulenten Monaten eine tolle Arbeit geleistet und dafür gesorgt haben, dass die Bewohner unter den Auseinandersetzungen nicht leiden mussten“, sagt der SPD-Politiker.

Stadt hat arbeitsrechtliche Verfahren eingeleitet

Hinter den Kulissen des Hauses im Park herrscht in Wahrheit immer noch große Unruhe. Zum einen sind da die von der Stadt angestrengten arbeitsrechtlichen Verfahren gegen den ehemaligen Leiter Jörg Martin Adler und den ehemaligen Datenschutzbeauftragten des Hauses, Thomas Hinrichs. Und es scheint, als bliebe von den von der Stadt erhobenen, auch strafrechtlich relevanten Vorwürfen am Ende nicht mehr viel übrig.

Zur Erinnerung: Adler soll laut Stadt Überstundengeld veruntreut haben, an etwa 60 Tagen unentschuldigt nicht zum Dienst erschienen sein und umstrittene Käufe von Möbeln, Geräten und Handys auf Kosten der Einrichtung getätigt haben. Wie das Abendblatt erfuhr, erwägt der Aufsichtsrat des Hauses im Park nun einen Vergleich der Parteien ohne Prozess, was darauf schließen lässt, dass die Vorwürfe zumindest juristisch schwer zu halten sind.

Beim Prozess gegen Thomas Hinrichs ist die Lage noch eindeutiger. Hinrichs war von der Stadt beschuldigt worden, sich von Adler korrumpiert haben zu lassen und quasi als Intimus die vermeintlichen Machenschaften Adlers gedeckt zu haben. Ihm wurden Geschenke der Belegschaft des Hauses im Park zur Geburt seines Kindes als Bestechung vorgeworfen. Hinrichs auf Anfrage des Abendblattes zum Prozess und den Vorwürfen: „Dazu sage ich in der Öffentlichkeit gar nichts!“ Wie das Abendblatt aber aus dem Umfeld des Rathauses erfuhr, wurden die Vorwürfe gegen Hinrichs vor Gericht fallen gelassen. Im beiderseitigen Einvernehmen wurde das Arbeitsverhältnis beendet, das Haus im Park bezahlt Hinrichs sogar rückwirkend einen Verdienstausfall von 4000 Euro.

Prekäre Personallage könnte sich verschärfen

Gerade dieser Umstand sorgt bei Mitarbeitern für helle Aufregung. Offenbar haben sich einige in einem Schreiben an alle Aufsichtsräte gewandt. Warum dem „korrupten“ Hinrichs noch Geld bezahlt werde, soll in dem Brief gefragt werden. Außerdem beschweren sich die Mitarbeiter, dass ihnen nun einfach eine neue Leitung vorgesetzt werde. Offenbar hatten sich die Unterzeichner eine interne Lösung gewünscht. Man sei jetzt in Sorge, dass die durch etliche Abgänge ohnehin schon sehr angespannte Personallage im Haus im Park noch prekärer werde.

Externer Gutachter soll Verfahren auf Fehler prüfen

Zu einem weiteren Nachspiel führte die Affäre Haus im Park wohl auch im Hauptausschuss. Wie das Abendblatt erfuhr, hat die SPD dort wohl einen Antrag durchbekommen, der die Beauftragung eines externen Gutachters durch die Stadt umfasst. Dieser soll prüfen, ob der im Januar abgesetzte Aufsichtsrat unter Vorsitz des SPD-Stadtvertreters Tobias Schloo in der Behandlung der Affäre gravierende und juristisch belangbare Fehler gemacht hat. Von Teilen der Aufsichtsräte wurden diese Vorwürfe zumindest erhoben, was zum Auseinanderbrechen und zur Abberufung und Neuwahl des Gremiums geführt hatte.

Pikant: Wie das Abendblatt erfuhr, soll der CDU der SPD-Antrag mächtig aufgestoßen sein. Angeblich witterten einige Politiker die Gefahr, dass sich die SPD per Gefälligkeitsgutachten sauber waschen möchte. Unbestätigten Angaben zufolge wollte die CDU wohl geschlossen gegen den Antrag stimmen. Doch in der Sitzung kam es zum wundersamen Stimmungsumschwung, die CDU-Abgeordneten enthielten sich und der SPD-Antrag kam durch.

Nun also der Blick nach vorn. Maja Lesniewicz-Scheibel will sich zunächst die Pläne für das Service-Wohnen ansehen – das letzte, ambitionierte Projekt des langjährigen Heimleiters Adler sah vor, das auf dem Heimgelände eine Altenwohnanlage mit 20 Wohnungen entsteht. Zum Friedrichsgaber Weg hin soll ein dreigeschossiger Komplex mit zwölf Wohnungen gebaut werden, daneben ein weiterer mit acht Wohnungen.

Bau von Seniorenwohnungen ruht, Realisierung offen

Der damalige Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des SPD-Sozialpolitikers Thomas Hinrichs hatte für das 2,1 Millionen Euro teure Projekt bereits grünes Licht gegeben und einen Baubeginn 2017 avisiert. Doch daraus wurde nichts. Das Projekt liegt auf Eis. Die Realisierung ist fraglich. Die Kostenschätzung des Projektes ist allein aufgrund der Verzögerung nicht mehr aktuell. Und auch die angeblich bereits 120.000 Euro an Planungskosten könnten umsonst ausgegeben worden sein, weil bei einer Wiederaufnahme des Projektes unter Umständen eine Neuplanung nötig wäre.

Für Adlers Nachfolgerin sind die Pläne dennoch aktuell: „Ich könnte mir vorstellen, das Projekt mit einem pflegerischen Schwerpunkt zu kombinieren.“