Norderstedt. Bauvorhaben liegt auf Eis: Auf dem Gelände des Hauses im Park in Norderstedt sollte eigentlich eine Altenwohnanlage entstehen.

Drei Monate ist es her, dass die Affäre um Jörg-Martin Adler, den ehemaligen Geschäftsführer des städtischen Altenpflegeheimes Haus im Park, eskalierte. Während Adler sich gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, die Stadt Norderstedt, und die ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe – unter anderem Untreue – demnächst vor dem Arbeitsgericht wehren wird, steht das beliebte Altenpflegeheim am Adlerkamp 5 immer noch ohne einen Geschäftsführer und Heimleiter da.

Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Bewerbungen. Wie das Abendblatt erfuhr, meldeten sich auf die Ausschreibung der Stadt für den Job des Geschäftsführers und Heimleiters in Personalunion bis zum Stichtag am 28. März gut ein Dutzend Kandidaten. Darunter sollen auch Bewerbungen von Angestellten aus dem Haus im Park sein, die zuvor den ehemaligen Heimleiter Adler mit ihren Aussagen belastet hatten.

Auf dem Gelände sollten 20 Wohnungen entstehen

Die Geschicke der städtischen Gesellschaft Haus im Park leitet der mit Kommunalpolitikern und der Sozialdezernentin Anette Reinders besetzte Aufsichtsrat. Über die Frage des Umgangs mit Adler und den Vorwürfen gegen ihn hatte sich der alte Rat unter Vorsitz von SPD-Stadtvertreter Tobias Schloo komplett zerstritten. Es schien, als sei das Gremium mit der Situation überfordert. Schließlich übernahmen die Fraktionsvorsitzenden der Parteien die Aufsichtsratssitze. Nun arbeitet der Rat diskret und ohne Mitteilungen an die Öffentlichkeit an einer Lösung der Problemlage.

Neben der Personalfrage gibt es dabei sicherlich noch einen weiteren gewichtigen Aspekt. Die Frage, was aus dem ambitionierten, letzten Projekt wird, das der langjährige Heimleiter Jörg-Martin Adler realisieren wollte, ehe er in den Ruhestand geht. Auf dem Gelände des Hauses im Park sollte eine Altenwohnanlage mit 20 Wohnungen entstehen. Die Pläne waren weit gediehen. Zum Friedrichsgaber Weg hin soll ein dreigeschossiger Komplex mit zwölf Wohnungen gebaut werden, daneben ein weiterer mit Stockwerken und acht Wohnungen. Der damalige Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des SPD-Sozialpolitikers Thomas Jäger hatte für das 2,1 Millionen Euro teure Projekt bereits grünes Licht gegeben und einen Baubeginn 2017 avisiert. Doch daraus wurde nichts. Das Projekt liegt auf Eis. Die Realisierung ist fraglich. Die Kostenschätzung des Projektes ist allein aufgrund der Verzögerung nicht mehr aktuell. Und auch die angeblich bereits 120.000 Euro an Planungskosten könnten umsonst ausgegeben worden sein, weil bei einer Wiederaufnahme des Projektes unter Umständen eine Neuplanung nötig wäre.

Die Stadt Norderstedt hält sich mit Äußerungen zurück

Hans Jeenicke, der sich im Seniorenbeirat der Stadt Norderstedt für die Altenpflege engagiert, sieht die Entwicklung mit Sorge. Im Sozialausschuss hakte er bei Sozialdezernentin Reinders nach, was mit dem Projekt ist. Reinders antwortete mehr als wage, dass sie davon ausgehe, dass dieses Thema weiter behandelt werde. Ansonsten gibt es derzeit von der Stadt keine Stellungnahmen zum Haus im Park.

„Wir brauchen dieses Altenwohnprojekt unbedingt. Es gibt in unserer Stadt nichts vergleichbares“, sagt Jeenicke. „Manche Norderstedter müssen über 100 Kilometer von ihrer Heimat Norderstedt wegziehen, weil sie nur dort ein passendes Angebot finden.“ Jeenicke hatte den ehemaligen Heimleiter Adler auf das Senioren-Wohnen nach dem Bielefelder Modell aufmerksam gemacht. Dort hatte man Wohnanlagen für Senioren entwickelt mit barrierefreien Wohnungen für das weitgehend selbstbestimmte Leben, in denen aber trotzdem ein sozialer Dienstleister rund um die Uhr mit einem Servicestützpunkt und einem umfassenden Leistungsangebot vertreten ist. Die Mieter müssen die Hilfs- und Betreuungsangebote aber nur im tatsächlichen Bedarfsfall bezahlen. Überhaupt, der Preis: Im Haus im Park waren Monatsmieten zwischen 550 und 680 Euro warm geplant, Reinigung und Hausmeisterservice inklusive. Viel günstiger als in bestehenden Einrichtungen in Norderstedt.

„Wir brauchen in Norderstedt mehr Wohnformen, die nicht ausschließlich auf die Pflege der Menschen ausgerichtet sind“, sagt Jeenicke. „Die Wirtschaft macht damit aber die meiste Rendite. Die Vielfältigkeit der Angebote für Senioren bleibt dabei auf der Strecke.“ Der Seniorenbeirat will mit Eigeninitiative die Entwicklung beeinflussen. Das Gremium plant, ein Senioren-Genossenschaftsmodell in Norderstedt umzusetzen. Dabei habe man sich externen Sachverstand von der Fluwog Baugenossenschaft geholt, sagt Jeenicke. Das Projekt werde im Arbeitskreis Soziales des Seniorenbeirates weiterentwickelt.

Manche Norderstedter müssen über 100 Kilometer wegziehen, weil sie nur dort ein passendes Angebot finden
Hans Jeenicke, Seniorenbeirat