Tangstedt. Parkplatz-Chaos in Tangstedt: Einige Tausend Menschen strömten am Wochenende aus Hamburg und der Region zum beliebten Baggersee.
Costa Kiesa statt Costa Brava. Bei der Affenhitze am Wochenende suchten wieder einige Tausend Menschen die nasse Abkühlung im Tangstedter Baggersee, in dem es bei 20 Grad Wassertemperatur immerhin zehn Grad kälter als an Land war.
Das kostenlose Baden und Sonnen in der Natur zieht Badefreunde aus Hamburg, Pinneberg und dem ganzen Kreis Segeberg an, die in großer Zahl mit dem Auto anreisen. Und da die Zufahrt von der Schleswig-Holstein-Straße noch bis Ende August gesperrt und der Weg von Tangstedt aus zum Parkplatz am Harksheider Weg noch nicht gut ausgeschildert ist, kam es rund um den nördlichen Parkplatz wieder zu chaotischen Parkverhältnissen entlang des Kringelweges.
Ausspionieren der Badegäste mit Kamera-Drohnen verboten
„Wenn jetzt gleich der Bus der Linie 378 durchfährt, der wegen der Baustelle hier umgeleitet wird, geht gar nichts mehr“, prophezeit Tangstedts Bürgermeister Jürgen Lamp. Und siehe da, wenig später muss sich der Bus an den zu beiden Seiten dicht an dicht stehenden Fahrzeugen und dem Gegenverkehr gefährlich eng hindurchschlängeln. „Ein gefährlicher Dauerbrenner“, sagt Jürgen Lamp.
Im Großen und Ganzen aber habe sich die Aufregung in seinem Dorf um den Baggersee etwas beruhigt, sagt Lamp. „Ich könnte ein Buch über die Costa Kiesa schreiben“, betont der Bürgermeister, der als Leiter einer Arbeitsgruppe 2015 nach zahlreichen Gesprächen mit Polizei, Feuerwehr, Vereinen und Betroffenen eine 15-seitige Zusammenfassung aller Beschwerden und Ärgernisse rund um den Wilstedter Baggersee zu Papier gebracht hat. Seitdem gilt eine Badeordnung, die offene Feuer, Grillen, laute Musik, Mopeds, Zelten und Hunde verbietet. Seit diesem Jahr ist es auch untersagt, mit Kamera-Drohnen die Badegäste, von denen einige sich nackt sonnen, „auszuspionieren.
Das habe sich gut eingespielt, freut sich Bürgermeister Lamp. Was Sven Oder vom Sicherheitsdienst Mebo bestätigen kann. „Wenn wir einen Störer einmal ansprechen und auf das Problem hinweisen, wagt es in der Regel keiner mehr, uns auf der Nase herumzutanzen.“ Falls doch, kann der Ordnungsdienst, dem die Gemeinde das Platzrecht übertragen hat, auch Platzverweise aussprechen. Das will natürlich keiner der Badegäste riskieren. Dieser Service kostet die Gemeinde Tangstedt rund 80.000 Euro im Jahr, erklärt Bürgermeister Lamp. Für die kleine Gemeinde sei es jedes Jahr ein finanzieller Kraftakt, den sie mit insgesamt rund 100.000 Euro für den Baggersee stemmen müsse. „Am liebsten wäre uns, wenn ein Investor den See übernimmt, einen Campingplatz betreibt und mit Eintrittsgeldern seine Investitionen wieder refinanziert“, sagt Lamp. Doch das sei noch Zukunftsmusik.
Rettungsschwimmer hatten am Wochenende wenig zu tun
Solange vergnügen sich die Leute in dem „herrlichen Wasser“, wie Steffen und Susanne Wichmann schwärmen, die extra aus Hamburg-Ohlstedt nach Tangstedt angereist sind. „Wir kommen jedes Jahr fünf-, sechsmal hierher zum Baden“, sagen sie. Auch Bianca, die ihre Kindheit ganz in der Nähe verbracht hat, bringt gerne ihre Freundinnen Silke und Saskia aus Hamburg zur Costa Kiesa. Wie auch die junge Mutter Melanie Arends aus Norderstedt, die ihre kleine Ella bei 30 Grad im Schatten in den Schlaf wiegt.
Für die Rettungsschwimmer blieb es weitgehend ruhig, wie Wachleiter Frank Hardenkopf von der Norderstedter DLRG berichtet. Sein sechsköpfiges Team, das am Wochenende von 14 bis 18 Uhr in allen drei Badebuchten der Costa Kiesa für sicheres Baden sorgt und auch Streife läuft, musste noch nicht eingreifen. „Das ändert sich spätestens im August, wenn die Wespen kommen“, sagt Hardekopf schmunzelnd. Zu gerne würde er auch in der Woche am Baggersee Rettungswache halten. Aber dafür fehlten ihm die Einsatzkräfte.
Inzwischen ist Bürgermeister Lamp am Kringelweg mit einer Polizeistreife aus Henstedt-Ulzburg im Gespräch. Auch sie weiß um das Verkehrschaos im Norden des Sees. Als es ihnen vor einigen Tagen zu bunt geworden war, hätten sie im Feierabendverkehr den Kringelweg kurzerhand zur Einbahnstraße erklärt, sagt einer der Beamten. Und mit Ordnungsstrafen müssten die Falschparker natürlich auch rechnen, warnt der Polizeibeamte.