Tangstedt. Tangstedter Grüne stellen die für Neugestaltung des Bereiches rund um Rathaus und Hauptstraße vor. Auch Wohnungen könnten entstehen.

Ein gemütliches Café in einem restaurierten Mühlengebäude, ein neuer Treffpunkt für die Menschen in der Gemeinde, geplant von Bürgern für Bürger – noch existiert diese Idee nur als Entwurf. Doch die Tangstedter Grünen wollen es dabei nicht belassen. Auf seinem Smartphone hat Fraktionschef Stefan Mauel eine Grafik zu dem Projekt stets griffbereit, auch auf der Facebook-Seite des im März 2018 gegründeten Ortsverbandes ist eine Studie zu einer „Kultur-Scheune“ zu sehen.

„Wilstedt und Tangstedt haben keinen richtigen Dorfkern“, sagt Gemeindevertreter Christoph Singer. Das hatten auch die meisten Bürger moniert, die an den Workshops und Diskussionen zum Ortsentwicklungskonzept teilgenommen haben. Dabei besitzt die Gemeinde sogar eine Fläche mitten im Ortsteil Tangstedt, die seit vielen Jahren brach liegt: das in der Politik gern nüchtern als „Rathaus-Nebengelände“ titulierte Grundstück.

Neben einem Café könnten Wohnungen gebaut werden

„Das soll das neue Ortszentrum werden“, sagt Stefan Mauel. „Bisher ist das Gelände nur viel verschenkter Raum.“ Absichtsbekundungen, gegebenenfalls mit einem Investor eine Planung durchzuführen, gab es viele, doch konkret wurde bislang nichts. „Dabei gehört die alte Mühle doch auch der Gemeinde. Deswegen verstehen wir nicht, warum man es nicht selber übernimmt. An der Ortsentwicklung hängt die Attraktivität, die Lebendigkeit Tangstedts.“

Neben der alten Mühle, in der schon seit Jahrzehnten nicht mehr gearbeitet wurde, könnten Wohnungen gebaut werden. Das wiederum war schon immer angedacht für das besagte Gelände neben dem Rathaus. Als der Seniorenbeirat einmal einen Diskussionsabend zum Thema „Altersgerechtes Wohnen“ veranstaltete, schien kurzzeitig Bewegung in die Bemühungen zu kommen. Doch der Status quo blieb der gleiche. „Es könnte vor dem Café einen Kurzzeitparkplatz geben, dahinter ein Gebäude mit vielleicht 35 Wohnungen, preiswert – auch Seniorenwohnungen, aber bewusst nicht nur, sondern für gemischte Altersgruppen“, sagt Stefan Mauel. „Wir wollen den Charakter erhalten, eine angemessene Bebauung.“ Davon könnten nicht nur Tangstedter Senioren, sondern auch junge Familien, Alleinerziehende, Studenten oder Auszubildende profitieren. „Als Vermieter hätte es die Gemeinde selbst in der Hand.“ Dazu gebe es Fördermöglichkeiten etwa über die Aktivregion Alsterland.

Grüne wollen Antrag auf Erstellung eines B-Planes stellen

Mauel will, dass sich die anderen Fraktionen entscheiden müssen. Die Grünen werden deswegen einen Antrag auf Erstellung eines Bebauungsplans stellen, „wir wollen Planungsmöglichkeiten schaffen“. Und: „Auch die Hauptstraße wollen wir überplanen.“ Diese gehört dem motorisierten Verkehr – auch in diesem Fall wird immer wieder über eine bauliche Veränderung diskutiert, etwa mit einem breiteren Gehweg oder Fahrradspuren auf der Straße. „Die Kreisstraße ist stark frequentiert, gerade morgens ist erheblicher Verkehr. Das Auto steht immer noch im Mittelpunkt, das hat sich so entwickelt, auch bei Behörden“, so Christoph Singer.

Partei sieht Chance für Tempo 30 in der Ortsmitte

Die Gemeindepolitik hat sich in der Vergangenheit mit Initiativen zur Verkehrsberuhigung viele Absagen des Kreises Stormarn geholt. Doch dass auf der Hauptstraße immer Tempo 50 gelten müsse, zweifelt Singer an. Es seien Ausnahmen für „soziale Belange“ möglich, schließlich sind die Kirche und das Jugendzentrum ganz in der Nähe. Zudem könnte über eine Einstufung als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich gesprochen werden – sofern eine Entwicklung der Dorfmitte an dieser Stelle gelingen sollte. „Tempo 30 wäre schneller zu realisieren als die Idee einer Umgehungsstraße.“ Eine solche sehe die Partei sowieso „kritisch“. Erst recht, wenn eine Trassenführung die Verbindung des Tangstedter Forstes zum Glasmoor unterbrechen würde – das wäre aus Sicht der Grünen ein nicht tragbarer Eingriff in die Natur.

Weniger Autos, mehr Radverkehr in Zukunft

Noch besser, und das ist bundesweit ja sowieso in der grünen DNA fest verankert, wären weniger Autos. Es sei ja nicht nur überregionaler, sondern auch viel Quellverkehr, also Tangstedter, die zwischen den Ortsteilen hin- und herfahren, sagt Christoph Singer. Ein zeitgemäßes Fahrradnetz mit intakten Wegen, geschützten Abstellmöglichkeiten an den Bushaltestellen wie an der Bundesstraße 432 bei der Kreuzung nach Norderstedt, das fordern die Grünen.

Als Leitfaden könnte ein Mobilitätskonzept dienen, erstellt in Zusammenarbeit mit einem Fachbüro. Die Verwaltung im Amt Itzstedt hatte schon Ende 2018 den Auftrag erhalten, hierzu Preisvorschläge zu sammeln, ein Ergebnis wurde indes noch nicht präsentiert.