Norderstedt. In Kalifornien treffen sich nächste Woche die kreativsten Entwickler der Welt. Nachwuchs-Talent Daniel Riege darf dank Stipendium dabei sein.

Daniel Riege trägt einen lässigen Kapuzenpullover, Jeans und Turnschuhe. „Ich bin kein Nerd“, sagt der 19-Jährige. In der Schule habe er immer zum gesunden Mittelmaß gehört. „Ich erfülle nicht das typische Klischee eines Informatikers“, betont er. Daniel gehört zu den 30 auserwählten Studenten aus Deutschland, die in der kommenden Woche an der berühmten Entwicklerkonferenz des Technikriesen Apple in Kalifornien teilnehmen dürfen. Rund 350 Stipendien vergibt Apple an vielversprechende junge App-Entwickler aus der ganzen Welt.

Normalerweise kostet alleine das Ticket für die „Apple Worldwide Developers Conference“ (WWDC) schon 1400 Euro. Das US-amerikanische Technologieunternehmen übernimmt bis auf den Flug und das Abendessen sämtliche Kosten für die Studenten. „Das ist ein absoluter Traum, bei der Konferenz dabei sein zu dürfen“, sagt Daniel.

Daniel absolvierte einen harten Bewerbungsprozess

Erst vor einem Monat hat der Norderstedter erfahren, dass er zu den Auserwählten gehört. Zuvor musste er einen harten Bewerbungsprozess durchlaufen. Innerhalb nur einer Woche sollte er eine Software für eine App entwickeln, mit der Kinder spielerisch lernen können. In einem Essay musste er zudem einige Fragen zu sich und seinen Informatikkenntnissen beantworten.

Wenn Daniel über seine Leidenschaft spricht, strahlt er. Mit gerade einmal 13 Jahren hat er mit dem Programmieren angefangen. Damals hat ein Lehrer des Gymnasiums Harksheide ein Projekt angeboten, bei dem Schüler lernen konnten, Websites zu produzieren. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nicht mehr aufgehört habe“, sagt Daniel. Fast alles, was er heute weiß, hat er sich selbst beigebracht. Ein späteres Praktikum bei Xing bestätigte ihn in seinem Berufswunsch. Seit zwei Semestern studiert er nun Informatik Technischer Systeme an der HAW Hamburg.

Die jährliche Entwicklerkonferenz von Apple findet diesmal im McEnery Convention Center im kalifornischen San José statt – mitten im Silicon Valley, einem der bedeutendsten Standorte der IT- und Hightech-Industrie. Die größte Veranstaltung von Apple bringt die innovativsten und kreativsten Entwickler der Welt zusammen. Die Tausenden Teilnehmer der WWDC bekommen die Möglichkeit, zusammen mit den Apple-Ingenieuren an Technologien zu arbeiten und einen exklusiven Einblick in ihre Tätigkeit zu erhalten. Die Tickets für die Konferenz sind so begehrt, dass sie per Losverfahren vergeben werden.

Am Montag präsentiert Geschäftsführer Tim Cook die neuen Betriebssysteme, über die am nächsten Tag die ganze Welt reden wird. „Ich hoffe, dass ich viele coole Leute kennenlernen werde“, sagt Daniel Riege. „Mein Ziel ist es, mir ein weltweites Netzwerk aufzubauen.“

Zurzeit arbeitet der Informatik-Student an einer eigenen App. Sie behandelt das Thema Kryptowährung. Auf seinem Laptop öffnet er ein Programm, das zig aneinandergereihte Zahlen- und Buchstabencodes zeigt. „Es ist wie beim Notenlesen in der Musik. Für einen Außenstehenden mag das kompliziert aussehen, aber in Wahrheit ist es gar nicht so schwer.“ Das findet zumindest Daniel.

Student träumt von eigener Firma – am besten in den USA

Die Idee für seine App hatte er vor einem Jahr im Mai, als er einen Kumpel in Los Angeles besuchte. Mit dem Programmieren hat er im September angefangen – jetzt, acht Monate später, ist sie fast fertig. „Ich arbeite zwischendurch in der Uni oder am Wochenende daran. Ich hoffe, dass sich am Ende jeder die App herunterladen kann“, sagt er. Als Ausgleich spielt Daniel inzwischen Tennis, Klavier und Gitarre.

Seine Software soll Nutzern dabei helfen, ihre Kryptowährung, das sind Zahlungsmittel der digitalen Welt, in Euro umzurechnen und zu überprüfen, welche Transaktionen bereits getätigt wurden. Zur Erklärung: Bitcoin ist die weltweit bekannteste Kryptowährung.

Daniel Rieges größter Traum ist es, später eine eigene Firma zu leiten. Am besten in Kalifornien. „Wahrscheinlich wäre es sicherer, für ein Unternehmen als Angestellter zu arbeiten – aber ich hätte mehr Spaß daran, etwas eigenes aufzubauen.“ So viel steht fest: Ein cooler Chef wäre Daniel.