Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Ihr Haus brannte im November ab. Viele halfen nach dem Schicksalschlag. Doch noch wissen sie nicht, was die Versicherung zahlt.

Badezimmerschränke, zwei Betten samt Lattenrost, ein Fernsehsessel und ein Schreibtischstuhl – Familie Koch hatte schnell gefunden, was sie braucht, um das Leben ein weiteres Stück erträglicher zu gestalten. „Stück für Stück geht es aufwärts“, sagte Ewald Koch, der mit seiner Frau Angela sowie den Kindern Marc-Oliver, Malte, Melina und Maire wieder nach vorn blickt, nachdem die Familie im November alles verloren hatte. Ein Feuer hatte ihr Haus am Waldweg, der etwas abgelegen am Rantzauer Forst entlangführt, völlig zerstört (das Abendblatt berichtete).

Doch das Horror-Jahr ist vorbei, der Neuanfang geschafft. Hilfe kommt von überall, auch von Bernd Langbehn, der die Hesebeck Home Company in Henstedt-Ulzburg leitet. Der Geschäftsführer hatte die Kochs eingeladen, für 1000 Euro durften sie sich im Möbelhaus aussuchen, was sie brauchten. Und auch danach könnten sie sich noch Schnäppchen greifen. „Als regionales Unternehmen wollen wir den Menschen etwas zurückgeben, gerade denen, die wie diese Familie, unschuldig in Not geraten sind“, sagte Langbehn.

Die Kochs nahmen Betten gleich mit

Nach dem Bummel durch den Discount-Markt hatten die Norderstedter ihre Möbel zusammen und bekamen noch zwei Teppichen dazu. Dadurch wurde zwar der Finanzrahmen leicht überschritten, aber: „Da die Familie die Möbelstücke gleich mitnimmt und selbst aufstellt, sparen wir uns die Arbeit“, sagte Langbehn. „Wenn wir schon so großzügig bedacht werden, ist es ja wohl das Mindeste, dass wir sie gleich auf den Anhänger laden und aufbauen“, sagte Angela Koch, die sich für die Unterstützung bedankte.

Das neue Zuhause auf Zeit schwebt ein: Ewald Koch auf seinem Grundstück am Waldweg.
Das neue Zuhause auf Zeit schwebt ein: Ewald Koch auf seinem Grundstück am Waldweg. © Andreas Burgmayer | Andreas Burgmayer

Mit so viel Hilfe hätten sie nicht gerechnet, lautet das Fazit des Neuanfangs nach zweieinhalb Monaten. Sie konnten in ein leerstehendes Reihenhaus in Langenhorn ziehen, das der Mutter der Freundin von einem der Söhne der Kochs gehört. Pastor Martin Lorenz von der Norderstedter Emmaus-Kirchengemeinde, in der sich die Familie sei Jahren engagiert, richtete ein Spendenkonto ein.

Die Freunde aus der Kirchengemeinde sammelten Kleiderspenden, Küchenutensilien, Möbel und viele andere Dinge, die man zum Leben braucht. Die Kollegen von Mutter Angela und Tochter Melina, die beide beim Hamburger Heizungs- und Sanitärtechnikbetrieb Gehrke arbeiten, halfen, wo sie konnten. Die Mitschüler von Maire an der Willy-Brandt-Schule sammelten Kleidung für die Mitschülerin und boten ihr Obdach nach Schulschluss.

Die Stadt Hamburg spendierte zwei Holzhäuser, in denen Flüchtlinge gelebt hatten, mit doppelverglasten Fenstern, Heizung und allen Anschlüssen für Wasser und Strom. Die Häuser stehen auf dem Grundstück der Kochs. „Wir haben inzwischen alles angeschlossen und Räume abgeteilt“, sagt Koch, der seit 2003 die Stimme im Stadion von Eintracht Norderstedt ist. Ein Schlafzimmer für die Eltern und je eins für die beiden Töchter in einem Haus, Küche, Bad und Wohnzimmer im anderen. Die beiden Söhne sind ausgezogen. Ein Küchenstudio in der Nachbarschaft hat Teile der Küche zur Verfügung gestellt, und nun sind die Möbel da, es wird wohnlicher und ist doch nur ein Übergang – ins Ungewisse.

Sondermüllentsorgung ist teuer

Noch immer hat sich die Versicherung nicht gemeldet, wissen die Kochs auch zehn Wochen nach dem Brand nicht, wie viel Geld sie bekommen, ob das alte Haus abgerissen oder saniert wird. Sie seien handlungsunfähig, müssten die Nachricht der Versicherung abwarten. Sonst liefen sie Gefahr, die Versicherungssumme nicht zu bekommen. „Nicht nur das Feuer hat alles zerstört, die Feuerwehr hat neun Stunden Wasser reingepumpt, es leckt noch immer“, sagt Koch, der das Haus wie seine Kinder für unbewohnbar hält. Möbel, Teppiche und was sonst in dem abgebrannten Wohnhaus Opfer von Flammen und Löschwasser wurde, müssen entsorgt werden. Das sei Sondermüll, es koste viel Geld, das Haus leer zu räumen. Da müsse eine Fachfirma ran, die Selbsthilfe funktioniere nicht wie bei den Wasseranschlüssen, wo Tochter Melina fachkundig anpacken konnte – sie absolviert in einem Hamburger Betrieb für Heizungs- und Sanitärtechnik eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin.

Ein Jahr Mietausfall wurde der Familie zugestanden, 8,16 Euro pro Quadratmeter kalt. „Das ist ein Mietpreis, der ja noch unter dem Durchschnittswert des Norderstedter Mietspiegels liegt. Dafür werden wir in Norderstedt nichts finden,“, sagt Angela Koch, die sich nun rechtlichen Beistand holen will, um möglichst schnell Klarheit zu bekommen, wie und mit wie viel Geld die Familie in die Zukunft starten kann.

Angela Koch verdient das Familienbudget allein

Die Kochs müssen jeden Euro zweimal umdrehen. Sie hatten mal fünf Bäckereifilialen, doch dann habe, so Ewald Koch, ein Impfschaden ihn das linke Bein gekostet. Er lebt mit einer Prothese und ist Frührentner. Angela Koch ist seit Jahren die Alleinverdienerin in der Familie. Sie macht das Büro im Sanitärbetrieb, in dem die Tochter lernt, und geht nebenher putzen.

„Und die Kinder sind noch in der Ausbildung“, sagt sie und hofft, sie auch künftig unterstützen zu können.