Norderstedt. Zu hoch? Zu viele oder zu wenige Stellplätze? Kommunalpolitiker diskutierten über das Millionenprojekt der Firma Plambeck.

„Wir begrüßen sehr, dass hier etwas passiert“, sagte Tobias Mährlein (FDP), als die Architekten die Pläne für die Bebauung nördliche der Schumanstraße am Herold-Center im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr vorstellten. Dann aber waren dem Liberalen die Pläne doch zu gigantisch: Das Wohnungsunternehmen Plambeck, Auftraggeber des Hamburger Planungsbüros Loosen, Rüschoff + Winkler, will die Häuser bis auf eins auf der Fläche zwischen dem Parkhaus, der Berliner Allee und dem Adenauerplatz abreißen und durch vier- bis fünfgeschossige Wohngebäude ersetzen. Leuchtturm des Projektes ist ein achtgeschossiger Solitär an der Ecke Schumanstraße/Berliner Allee.

Um das Projekt realisieren zu können, muss der Bebauungsplan geändert beziehungsweise ein neuer aufgestellt werden. Rund 200 Wohnungen will das Unternehmen Plambeck bauen, ein knappes Drittel davon als Sozialwohnungen, wie es der Beschluss der Stadtvertreter für Neubauvorhaben vorsieht. Zu den Mietern sollen auch Senioren zählen, für die Älteren sollen eher kleinere Wohnungen entstehen. „Grundsätzlich streben wir für das Projekt eine gute gemischte Bewohnerstruktur an, zu der natürlich auch junge Familien und Singles zählen“, sagt Steffen Becker, Prokurist und technischer Leiter beim Norderstedter Wohnungsunternehmen.

Zudem sehen die Pläne eine Tiefgarage mit 112 Plätzen vor sowie alternative Mobilität wie Carsharing, Leih- und Lastenräder. Das Gebäudeensemble zieht sich außen um die Fläche herum und lässt innen Platz für einen grünen Innenhof. Die großen Bäume sollen möglichst erhalten bleiben.

Allerdings gibt es eine Lücke im Plan: An der Schumanstraße wird ein Einfamilienhaus stehen bleiben. Die Eigentümerin möchte ihr Grundstück bisher nicht verkaufen. „Wir respektieren das und haben auch keinen Druck ausgeübt“, sagt Becker. Möglicherweise ändere sich die Lage noch bis zum Baubeginn, mit dem der Plambeck-Prokurist erst in drei bis fünf Jahren rechnet. Daher haben die Planer das Projekt in zwei Entwicklungsabschnitte unterteilt, im ersten entwickeln die Architekten den Wohnkomplex um das Wohnhaus herum. Ein zweiter Bauabschnitt sieht vor, dass das westliche Gebäude an der Schumanstraße verlängert wird. „Allerdings so, dass kein kompletter Riegel entsteht, sondern zwischen den beiden Baukörpern an der Schumanstraße ein Durchgang bleibt“, sagt Becker, der die Diskussion im Ausschuss verfolgt hat.

Architekten wollen den „Torcharakter“ betonen

Und die entzündete sich am achtgeschossigen Solitär an der südwestlichen Ecke des Geländes. „Das ist deutlich zu hoch“, kritisierte Tobias Mährlein (FDP). Auch Joachim Welk (WiN) und Felix Frahm (AfD) hielten das Bauwerk für überdimensioniert. Die Architekten verweisen darauf, dass gegenüber ebenfalls ein Gebäude in gleicher Höhe steht und der von ihnen geplante Wohnturm mit dem Pendant auf der anderen Seite der Berliner Allee den Torcharakter des Gebietes betone.

„Ich habe keine Bauchschmerzen mit der Höhe“, sagte der Ausschussvorsitzende Nicolai Steinhau-Kühl (SPD). Im Gegenteil: Er wünschte sich, dass die beiden Gebäude an der Schuman­straße auf sieben Geschosse erhöht werden. Es handele sich um ein stark bebautes Gebiet mit mehreren Wohngebäuden, die, wie die Wohntürme am Herold-Center, noch deutlich höher seien.

Die Grünen forderten, die Tiefgarage komplett zu streichen. „Es gibt keinen Bereich in Norderstedt, der besser an den Bus- und Bahnverkehr angebunden ist“, sagte Marc Muckelberg. Nur wenige Meter entfernt können die Bewohner am ZOB Garstedt in eine der vielen Buslinien oder die U-Bahn steigen. Auch das rief Widerspruch von FDP und AfD hervor: „Da kennen sie die Senioren aber schlecht, viele haben ein Auto“, sagte Mährlein.

Christine Bilger (Die Linke) erinnerte daran, dass der Beschluss der Stadtvertreter nicht 30 Prozent der Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen sollen, sondern 30 Prozent der Geschossfläche. „Das würde mehr Sozialwohnungen ergeben“, sagte Baudezernent Thomas Bosse, der sich den Beschluss nochmal ansehen will. Ingrid Betzner-Lunding (Grüne) schlug vor, die Dächer zu begrünen und zu nutzen, beispielsweise, um Wäsche aufzuhängen.

Bosse wies darauf hin, dass es sich um einen ersten Entwurf handelt, der sicher im Laufe der Bauplanung noch verändert und verfeinert werde. Steinhau-Kühl schlug daher vor, über begrünte Dächer und Stellplätze im weiteren Verfahren zu diskutieren. Mit seinem Antrag, den achtgeschossigen Solitär um drei Stockwerke zu stutzen, scheiterte Mährlein. Schließlich beschloss der Ausschuss mit deutlicher Mehrheit, einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen.