Kreis Segeberg. Luka Simon und Viktor Marinov haben mehr als 200 Kilometer zurückgelegt und topografisch herausragende Punkte des Kreises aufgesucht.
Hätten Sie’s gewusst? Der Kreis Segeberg ist mit einer Fläche von 1344 Quadratkilometern etwa halb so groß wie das Saarland, aber mehr als viermal so groß wie die Insel Malta. In den 95 Gemeinde leben rund 272.000 Menschen. Die Abendblatt-Reporter Luka Simon und Viktor Marinov haben mehr als 200 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt und den nördlichsten, südlichsten, westlichsten und östlichsten Punkt sowie weitere topografisch herausragende Punkte des Kreises aufgesucht. Sie sind über einsame Wanderwege gefahren, haben nette Menschen getroffen – und sie sind auch durch Berlin gefahren.
Der Mittelpunkt
Den genauen Mittelpunkt des Kreises Segeberg hat Jens-Erich Lange aus Wittenborn im Jahr 2010 ermittelt; er befindet sich an der B 206 in Bockhorn, einem Ortsteil der Gemeinde Bark. Das Auto stellen wir neben dem Hotel Zur Buche ab und begeben uns auf die Suche. An einer Weide entlang führt ein Kiesweg zwischen weitläufigen Feldern und an einem Wald vorbei. Vor einer Biegung des Weges befürchten wir schon, am geografischen Mittelpunkt vorbeigelaufen zu sein. Doch dann entdecken wir eine eher unscheinbare Buche am Wegesrand, die zwischen Büschen und Hecken fast nicht zu erkennen ist. „Hier befindet sich der geographische Mittelpunkt des Kreises Segeberg“ heißt es auf dem Schild, das Jens-Erich Lange angebracht hat. Es ist ein schönes Gefühl, hier zu sein.
Koordinaten: 53.92056, 10.14112
Der höchste Punkt
Besonders hoch hinaus geht es im Kreis Segeberg wirklich nicht. Mit 91,6 Metern ist die Erhebung Schweinhagen in der Nähe von Boostedt der höchste Punkt. Auf dem „Berg“ steht ein Radarturm des Deutschen Wetterdienstes. Der Weg dahin führt an einer Kiesgrube vorbei, für die letzten paar Hundert Meter spazieren wir durch den Wald.
Und was ist mit dem Kalkberg? Laut der topografischen Karte der Kreisverwaltung ist dieser mit 84,7 Metern ein gutes Stück kleiner als die Erhebung Schweinhagen. Und die war sogar einmal vier Meter höher als jetzt, wurde dann aber im Zuge des Baus der ehemaligen Radarstation Boostedt in den 1970er-Jahren auf die heutige Höhe abgesenkt.
Koordinaten: 54.003946, 10.046978
Der südlichste Punkt
Zugegeben – für dieses schöne Foto am südlichsten Punkt des Kreises haben wir ein bisschen geschummelt. Die genauen Koordinaten führen nämlich zu einem unscheinbaren Häuschen, das am Sachsenstieg (der schon zu Hamburg gehört) liegt. Läuft man aber einige Hundert Meter weiter, kommt man auf ein Feld, das in unmittelbarer Nähe des Hamburger Flughafens liegt. Für alle, die ungestört Flugzeuge beobachten wollen, ist der geografische Süden Segebergs unser Geheimtipp.
Koordinaten: 53.64810, 9.97364
Der westlichste Punkt
Im Westen treffen sich die Kreise Segeberg, Pinneberg und Steinburg. Die genauen Koordinaten für den geografischen Westen unseres Kreises führen in die Gemeinde Mönkloh. Laut Googlemaps befindet sich hier der Mönkloher Graben, der im Hochsommer allerdings trocken ist.
Hinter den Feldern mit Mais und Gerste erreichen wir unser Ziel. Von der anderen Seite aus treffen wir auf ein Rudel knurrender Hunde, die es „irgendwie über den Zaun geschafft haben“, wie uns die Besitzerin mitteilt. Wir machen uns schnell wieder auf den Weg zurück zum Auto – der westliche Punkt ist eher keine Ausflugsempfehlung.
Koordinaten: 53.89302, 9.75171
Der tiefste Punkt
„Bei dem tiefsten Punkt handelt es sich in Wahrheit um Flächen, die sich in der Bramau-Niederung befinden“, verrät uns die Pressesprecherin des Kreises Segeberg, Sabrina Müller. Die Stelle liegt ein Stückchen abseits gelegen von der Straße, die die Gemeinden Wrist und Föhrden-Barl verbindet. Ohne die fachkundige Kompetenz der Kreisbeamten hätten wir diesen topografischen Punkt kaum gefunden. Denn der tiefste Punkt des Kreises, drei Meter unter Null, sieht aus wie ein schmaler Graben. Dafür sind die Mücken hier umso größer und erschweren uns den kurzen Weg zurück zum Auto durch ein kleines Waldstück und hohe Gräser.
Koordinaten 53.929000, 9.765574
Der nördlichste Punkt
Um den nördlichsten Punkt des Kreises zu erreichen, müssen wir den Stocksee hinter uns lassen, das Auto am Straßenrand abstellen und unbeirrt geradewegs zu Fuß in den Wald gehen. Angeblich soll ein fester Weg direkt zu den richtigen Koordinaten führen, doch bald müssen wir von dem breiten Pfad auf einen kleineren, zugewachsenen Wanderweg wechseln, wo die Bäume so eng stehen, dass es immer dunkler wird. Wer festes Schuhwerk und lange Kleidung trägt, ist zudem klar im Vorteil: Auf der Mitte der Strecke müssen wir von dem Weg abweichen, weil er voller Brennnesseln ist und die Mücken uns auf den Fersen sind. Doch wenn man diesen Teil geschafft hat, öffnet sich der Weg und gibt den Blick auf die nördlichste Stelle frei, die direkt zwischen den Bäumen rechts am Wegesrand liegt.
Koordinaten: 54.10776, 10.35476
Der östlichste Punkt
Zum Abschluss unserer Reise erreichen wir den Ostzipfel des Kreises Segeberg. Gegen 20 Uhr treffen wir nahe Glasau Volker Witt auf seinem Hof. Auf dem Weg dahin fahren wir entlang des Plöner Sees und durch das Dorf Berlin, das sogar einen eigenen Kurfürstendamm hat und ein Ortsteil von Seedorf ist.
Als wir abends auf dem Hof ankommen, hat Bauer Witt noch keinen Feierabend gemacht. Trotzdem begrüßen er und seine zwei Hunde Benno und Rudi uns unangekündigte Besucher freundlich. „Der östlichste Punkt ist da drüben auf dem Acker. Hinter den Bäumen beginnt Ostholstein“, sagt er. Sehr schön ist es hier, finden wir. „Das hat alles seine Vor- und Nachteile“, bemerkt Witt ebenso kurz wie philosophisch.
Koordinaten: 54.06826, 10.56387