Bad Segeberg. Karl-May-Spiele streben mit Christine Neubauer neuen Besucherrekord an – das Abendblatt hat mit der Schauspielerin gesprochen.
Die Karl-May-Spiele könnten in diesem Jahr die „Schallmauer“ erreichen und überspringen: Es strömen so viele Zuschauer in die Kalkberg-Arena wie nie zuvor. 400.000 Besucher sind wahrscheinlich möglich, wenn es auch in den verbleibenden Aufführungen bis zum 2. September so weitergeht. Großen Anteil an diesem Erfolg hat eine Schauspielerin, die in ihren vielen Fernsehrollen alles mögliche verkörpert hat, aber nie eine fiese Frau, die als Gangsterbraut andere das Fürchten lehrt.
Genau diese Rolle aber spielt Christine Neubauer in „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“. Als Judith Silberstein kämpft sie, schießt, reitet, verdreht Männern den Kopf, ist hinterhältig und gemein. Dieses engagierte Auftreten hätte der hochdekorierten und vielfach ausgezeichneten Schauspielerin kaum jemand zugetraut. Christine Neubauer gibt alles und kniet sich in ihre Aufgabe hinein, als hätte sie ihre ganzes Schauspielerleben waghalsige Ritte über die Prärie hingelegt. Das Hamburger Abendblatt sprach mit der Schauspielerin über ihre ungewohnte Arbeit in Bad Segeberg.
Sie arbeiten hart in Bad Segeberg: Kämpfen, laufen, reiten und vieles mehr. Wie fühlen Sie sich zur Halbzeit der Karl-May-Spiele?
Christine Neubauer: Bad Segeberg und die Karl-May-Spiele sind ein wunderbar großes Abenteuer und für mich geht damit ein Kindheitstraum in Erfüllung! Es fühlt sich großartig an – es ist ein Geschenk: Spielfreude gepaart mit Begeisterung und einem unglaublich euphorischen Publikum, das mich durch jede Vorstellung trägt.
Haben Sie bestimmte Entspannungsmethoden? Trainieren Sie an spielfreien Tagen, um sich fit zu halten?
An spielfreien Tagen gehe ich manchmal auch noch zum Reiten, aber auch die Pferde brauchen mal Ruhe. Ich liebe es, am Strand zu liegen und die Seele baumeln zu lassen; ich liebe es, entspannt durch Fußgängerzonen zu streifen; ich liebe es, in einem gemütlichen Café zu sitzen; ich liebe es, einfach nur auf meiner Terrasse zu liegen und die Zeit zu genießen oder aber nach Berlin zu fahren und Freunde zu treffen. Ich darf eine wunderbare Zeit erleben und bin in jeder Sekunde glücklich und dankbar.
Wie viele blaue Flecken haben Sie bisher davongetragen? Bekommen Sie Muskelkater?
Blaue Flecken kenne ich nicht, Muskelkater schon.
Kommen Sie mit der Hitze zurecht?
Super, endlich Temperaturen, wie ich sie liebe. Meine zweite Heimat ist ja Mallorca und das aus gutem Grund. Ich liebe den Sommer! Dass Manitu uns einen solchen „Jahrhundertsommer“ beschert, hätte ich nicht zu träumen gewagt und das trotz eines fünf Kilogramm schweren Kostüms und dem Gefühl, direkt aus der Dusche zu kommen, nach der Vorstellung.
Macht Ihnen die Arbeit noch Spaß oder bereuen Sie inzwischen, den Vertrag unterschrieben zu haben?
Ich kann mich da nur wiederholen: ein Kindheitstraum geht in Erfüllung! Schon als kleines Mädchen habe ich alle Karl-May-Verfilmungen im Kino gesehen, durfte Pierre Brice persönlich kennenlernen und ihn in seinem Haus in Paris besuchen. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie viele Tränen geflossen sind, als Winnetou in Teil III stirbt. Jetzt sind sie getrocknet und ich genieße jede Minute.
Wie empfinden Sie die Atmosphäre im Karl-May-Ensemble?
Es ist ein tolles Ensemble, ganz besondere Kollegen, eine tolle Stimmung, bejubelt von einem großartigen Publikum, wie eine große Familie.
Was hat Sie bei den Karl-May-Spielen am meisten überrascht?
Ich war sehr gespannt auf die Reaktion des Publikums, denn ich war noch nie zuvor in der Rolle der „Bösen“, und Judith Silberstein ist ein wirklich „mieses Stück“. Aber auch hier erlebe ich nur positives Feedback und das macht mich sehr glücklich.
Werden Sie in Bad Segeberg eigentlich auf der Straße von Passanten angesprochen?
Ich habe in Bad Segeberg meist nicht viel Zeit, fahre immer mit dem Auto zur Vorstellung; aber klar sprechen mich die Menschen an. Und wenn sie mir nur zurufen, dass sie am Wochenende in die Vorstellung kommen. In der Probenzeit war es anders. Da waren wir abends oft zum Essen – und natürlich kommt man dann auch ins Gespräch. Was ich aber sagen kann: Ich schaue ausschließlich in glückliche Gesichter!
Haben Sie Ihren Hund mit nach Bad Segeberg genommen?
Selbstverständlich. Gismo reist immer mit uns. Er gehört zur Familie und ich könnte niemals eine so lange Zeit ohne ihn sein.