Kreis Segeberg. 408 Jugendliche aus dem Kreis Segeberg haben noch keinen Ausbildungsplatz. Norderstedter Firma setzt „grüne“ Azubi-Aktion fort.
Immer mehr Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt – ein Trend, der sich auch im Kreis Segeberg zeigt. „Diese Entwicklung vollzieht sich nicht sprunghaft, sondern eher langsam über die letzten Jahre hinweg“, sagt Gerold Melson von der Arbeitsagentur Elmshorn. 1410 Lehrstellen hatten die Segeberger Betriebe gemeldet, 23 weniger als im Vorjahr. 545 blieben bisher frei, 30 mehr als vor einem Jahr. In Norderstedt gab es 558 Plätze, um eine Ausbildung zu beginnen, fünf mehr als im August 2017. Davon sind noch 189 offen, 26 mehr als im vergangenen Jahr.
Kreisweit meldeten sich 1529 Jugendliche für einen Start ins Berufsleben, 408 haben noch kein passendes Angebot gefunden. In Norderstedt gab es 416 Bewerber. Jugendliche haben also noch gute Chancen, wenn sie eine Ausbildung beginnen wollen. „Ausbildungsplätze werden wieder frei, weil Bewerber mehrere Zusagen haben oder doch lieber eine Schule besuchen. Dadurch können sich kurzfristig neue Möglichkeiten ergeben“, sagt Ute Beckmann, Geschäftsführerin Operativ bei der Arbeitsagentur. Besonders viele unbesetzte Lehrstellen gibt es für Kaufleute im Einzelhandel, für Verkäufer, Handelsfachwirte, Elektroniker mit dem Schwerpunkt Energie- und Gebäudetechnik, Fachkräfte in der Lagerlogistik, Fleischer, Kuriere, und Kaufleute im Büromanagement.
Ein positives Bild zeichnet die Industrie- und Handelskammer (IHK) im Norden. 8736 Ausbildungsverträge seien geschlossen worden, 65 mehr als im Vorjahr. „Unsere Betriebe beglückwünsche ich zu ihrer klugen Entscheidung, denn mit eigener Ausbildung wählen sie den besten Weg, um passendes Personal zu gewinnen und sich Fachkräfte zu sichern“, sagt Rolf-Ejvind Sörensen, Vizepräsident der IHK. In diesem Jahr starten auch die 64 ersten Kaufleute im E-Commerce in Schleswig-Holstein und ergreifen damit ihre Chancen im wachsenden Bereich des Onlinehandels.
Handwerker gesucht – so hat die Industrie-Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) ihren Aufruf zum Start ins Ausbildungsjahr überschrieben. Baufirmen im Kreis Segeberg haben noch 83 Ausbildungsplätze zu besetzen. In Schleswig-Holstein zählt die Branche 1040 freie Azubi-Stellen. „Schulabgänger haben jetzt noch die Chance, kurzfristig einen Platz zu bekommen. Sei schlau, geh‘ zum Bau – das gilt heute genauso wie früher“, sagt Ralf Olschewski von der IG Bau Holstein mit Blick auf die Bezahlung und Karrierechancen in der Branche.
Neun junge Männer und Frauen haben ihre Ausbildung in der Norderstedter Stadtverwaltung begonnen, 21 bei den Stadtwerken, 13 beim Wege-Zweckverband des Kreises. Seine ungewöhnliche Initiative setzt der Betrieb G.U.T. Liedelt & Schwanbeck KG fort: Jeder neue Azubi pflanzt einen Baum. So entsteht nach und nach ein „Azubi-Hain“, der das Umwelt-Engagement des Norderstedter Unternehmen widerspiegeln soll.