Norderstedt. Das Netzwerk Norderstedt startet in der Stadt immer wieder neue Initiativen. Fast immer mit dabei ist Cornelia Büchner.

Zeit ist ein knappes Gut: Sie muss nach Kiel, noch eine Pressemitteilung schreiben und das Repair-Café vorbereiten – eine der Initiativen, die Cornelia Büchner mit gegründet hat. Sie engagiert sich ehrenamtlich dafür, dass Menschen aus der Anonymität geholt werden, gegen die Wegwerfgesellschaft und für ein umweltverträgliches Leben in Norderstedt, der Stadt, in der die Rentnerin lebt. „Nur Arbeit und Freizeit nach dem Berufsleben war mir zu wenig. Ich habe keine Kinder und wollte noch eine sinnvolle und verantwortungsvolle Beschäftigung haben“, sagt Büchner, die Vielbeschäftigte.

Vor drei Jahren hat sie das Repair-Café mit aus der Taufe gehoben. Regelmäßig geben ehrenamtliche Experten den Bürgern in den Räumen der Kirchengemeinde Harksheide Tipps, wie sie platte Reifen, defekte Hosen, kaputte Möbel oder kleine Elektrogeräte reparieren können.

Ganz aktuell startet die zweite Initiative der Norderstedterin wieder: die grünen Stühle am Feuerwehrmuseum in Norderstedt-Mitte. Die Sitzmöbel stehen symbolisch für ein weiteres Büchner-Projekt, das Netzwerk Norderstedt (NeNo) und im Netz wiederum für die Gruppe im jüngsten Norderstedter Stadtteil. Hinter dem Kürzel NeNo steckt die Absicht, Menschen aus der Isolation zu holen und Nachbarn zusammenzubringen, um zu klönen, zu spielen, zu Radtouren aufzubrechen oder sich gegenseitig zu helfen – ein Erfolgskonzept. Inzwischen treffen sich mehrere Hundert Nachbarn in zehn Gruppen.

„Als NeNo in Planung war, wurde ich gefragt, ob ich mitmachen möchte. Nachdem die ersten beiden Gruppen eröffnet wurden und aus meiner Sicht der weitere Aufbau stockte, wurde ich ungeduldig und habe mich entschlossen, mich für eine Gruppe in Norderstedt-Mitte als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stellen“, sagt Cornelia Büchner, der es ergeht wie vielen Ehrenamtlichen in der Stadt: Wer einmal den Finger hebt, wird immer wieder gefragt. Engagement wird dringend gebraucht.

Mit dem VHS-Kursus „Hilfen zur Selbsthilfe“ fing alles an

„Die meisten setzen sich in ihrer Freizeit gleich mehrfach für eine gute Lebensqualität ein“, sagt die Versicherungskauffrau, die bis zur Altersteilzeit in einem großen Unternehmen in der Leistungsabteilung gearbeitet hat. Deswegen zögerte sie auch, ob sie sich mit dem Beitrag im Hamburger Abendblatt so in den Vordergrund spielen soll. Schließlich gebe es jede Menge Engagierter, die eine öffentliche Würdigung verdient hätten.

Mit dem VHS-Kursus „Hilfen zur Selbsthilfe“ stieg Büchner ins Ehrenamt ein. Sie hörte von den Plänen für die Begegnungsstätte Senfkorn. Und war dabei. Besondere Kenntnisse hatte sie nicht. „Ich konnte nicht mal für die Treffen Kaffee kochen, weil ich keinen Kaffee mochte“, erinnert sich die Norderstedterin.

Von den Menschen, die in die Begegnungsstätte kamen, habe sie viel gelernt. Sie hörte von lustigen, nachdenklichen, aber auch traumatischen Erlebnissen. „Es ist für mich schon etwas Besonderes, wenn mir zunächst fremde Menschen ihr Vertrauen schenken. Ich habe viele Lebensentwürfe kennen- und schätzen gelernt und musste dabei immer wieder meine Einstellungen reflektieren“, sagt Büchner und kehr in die Gegenwart zurück, weil sie dringend auf einen Termin hinweisen müsse.

Für nächsten Dienstag lädt sie Anwohner und alle, die Lust auf einen Plausch haben, auf die grünen Stühle im Moorbekpark ein, ein offenes NeNo-Angebot, jeder kann einfach dazukommen. Wer einen Becher mitbringt, bekommt Tee oder Kaffee, ein Kissen erhöht den Sitzkomfort. Stählen können sich die Gäste an den Fitness-Geräten. Kreativ, wie Büchner nun mal ist, hat sie es nicht beim regelmäßigen Klönschnack belassen. Auf den Stühlen atmeten schon Frauen beim fachkundig angeleiteten Yoga tief ein und aus. Der erste Norderstedter Flashmob für Senioren traf sich dort zu einem Glas Sekt und Gesang.

Daraus hat sich der NeNo-Chor Norderstedt-Mitte gebildet, der zweimal im Monat übt. Die Radler-Gruppe startet regelmäßig zu Touren. „Von fast 100, die zum ersten Treffen kamen, sind rund 60 geblieben“, sagt die Kümmererin – so nennen sich bei NeNo diejenigen, die die Nachbarn zusammenbringen.

Mitgearbeitet hat die Seniorin auch in der Interessengemeinschaft Lebenswertes Norderstedt (ILN), die über die Arbeit am Lärmaktionsplan entstanden ist. Hans Jeenicke vom Seniorenbeirat und ebenfalls in der ILN dabei, habe sie überredet, sich den Auftakt zur „ZukunftsWerkStadt“ anzusehen – unter diesem Begriff hat sich Norderstedt an einem bundesweiten Wettbewerb zum Klimaschutz beteiligt. Cornelia Büchner spürte „entgegen aller Erwartungen eine Aufbruchstimmung“ und machte weiter mit, in der ÖPNV-Gruppe. Dort hörte sie vom Repair-Café. Und wieder trieb sie die fehlende Initiative anderer dazu, die Norderstedter Filiale zusammen mit Angelika Franz von der Familienbildung zu gründen.

Statt mit der Rente ins Langeweile-Loch zu fallen, muss sie sich schon gut organisieren, um die all ihre Aktivitäten zu koordinieren. „Über meine ehrenamtlichen Tätigkeiten, auch durch die Teilnahme am Alten- und Jugendparlament in Kiel, an den Arbeitskreisen in Norderstedt und an Ausschuss-Sitzungen habe ich weiterhin Kontakt mit berufstätigen oder jüngeren Menschen. Das ist eine absolute Bereicherung“, sagt die Ehrenamtlerin. Sie könne ihre Zeit sinnvoll nutzen, immer Neues lernen, Ideen entwickeln und umsetzen, mitdenken, Veränderungen mitgestalten und in Gemeinschaft sein. Ihr Einsatz werde anerkannt, was die Zufriedenheit steigere. „Letztlich ist mein Engagement ein Dank an die Gesellschaft, dass es mir gut geht. Ich möchte nicht nur nehmen.“

Informationen zum Nachbarschaftsnetzwerk NeNo gibt es bei Koordinatorin Bärbel Joppien, 040/523 67 53 und 0151/57 37 91 92 sowie per E-Mail an info@neno-norderstedt.de und b.joppien@neno-norderstedt.de, www.neno-norderstedt.de. Wer sich für das Repair-Café interessiert, bekommt Auskünfte bei Cornelia Büchner, 0160/91 55 35 05 und per E-Mail an repaircafe-norderstedt@gmx.de