Norderstedt . Anlieger der Glasmoorstraße in Norderstedt, die oft als Abkürzung genutzt wird, fordern Tempo 30 und ein Durchfahrverbot für Lkw.
Ihr Dienst in einer Arztpraxis beginnt um 16 Uhr. Vorher reitet Kim Harder oft auf ihrem Pony vom Reitstall Hohen Eichen an der Glasmoorstraße 50 Richtung Justizvollzugsanstalt Glasmoor (JVA) über die Reitwege in den Tangstedter Forst. Doch seit einiger Zeit traut sie sich kaum noch auf diesen Weg, weil Lkw und Pkw nach dem Ausbau der Poppenbütteler Straße die Glasmoorstraße zunehmend als Abkürzung von der Segeberger Chaussee über den Hofweg zur Schleswig-Holstein-Straße nutzen, wie Kim Harder festgestellt hat.
„Auch die Glasmoorstraße selbst ist ausgebaut worden, vorher war sie schmal und voller Schlaglöcher, sodass niemand schnell fahren konnte“, sagt die Norderstedterin. Seit 1987 hat sie ihr Pferd im Reitstall Hohen Eichen stehen: „Noch nie war der Verkehr so gefährlich wie jetzt. Entweder man springt ins Gebüsch oder man landet im Stacheldraht, wir haben alle Angst.“ Einmal habe ein Autofahrer sie sogar bedroht und rumgepöbelt, dass Pferde nicht auf die Straße gehörten.
Seit neben der mit Kopfsteinen gepflasterten, historischen Straße zur JVA eine neue Straße gebaut wird und sich ein Logistik-Unternehmen in der Nachbarschaft angesiedelt habe, habe sich der Lkw-Verkehr drastisch erhöht. „Unsere Kinder sind besonders gefährdet, wir lassen sie jetzt auch nicht mehr in Begleitung Erwachsener den Weg vom Reitstall zum Tangstedter Forst reiten“, sagt Lenia Lemke, Tochter der Reitstall-Inhaberin Ulrike Lemke. Die wiederum betont: „Wir wünschen uns zur Beruhigung dieser kurvenreichen und kaum einsehbaren Straße eine Tempo-30-Zone, Fahrbahn-Schwellen und ein Durchfahrverbot für Lkw.“
Und was sagt die Stadt? „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verkehrsaufsicht und -planung haben sich mit dem Bereich Glasmoorstraße mehrfach beschäftigt. Zusammengefasst wurde bisher allerdings weder eine besondere Gefahrenlage für Verkehrsteilnehmer, noch ein Beleg für einen drastisch erhöhten Durchgangsverkehr gefunden“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Pressesprecher der städtischen Verwaltung.
Stadt sieht bisher keine Notwendigkeit zu handeln
Eine Messung im vergangenen Jahr habe ergeben, dass es keine auffällige Erhöhung des Durchgangsverkehrs im Vergleich zu 2016 gegeben habe. Geschwindigkeitsüberschreitungen seien nicht festgestellt worden. Auch soll es im Zeitraum von 2000 bis 2017 keinen einzigen „aufnahmepflichtigen“ Unfall mit Reitern und Pferden gegeben haben. Für Tempo 30, Fahrbahnschwellen oder ein Durchfahrverbot für Lkw gebe es folglich aus Sicht der Stadt keine Notwendigkeit beziehungsweise keine rechtliche Grundlage. Doch die Verkehrsplanung und -aufsicht werde sich die Glasmoorstraße noch einmal ansehen, so Struppek. Besonders prekäre Vorfälle sollten zudem unverzüglich der Polizei gemeldet werden.