Sozialdezernentin Anette Reinders spricht im Interview mit dem Abendblatt über Kitaplätze, Personalmangel und Lösungen für Eltern.

80 Elementarplätze fehlen, bei den Krippen geschätzt zehn Prozent, dazu gibt es elf unbesetzte Stellen. Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders spricht im Interview über die aktuelle Kita-Situation.

Stimmt es, dass 2016 geborene Kinder bei der Vergabe von Krippenplätzen nicht die höchste Priorität haben?

Anette Reinders: Jein. Krippenplätze werden nach sozialer Bedürftigkeit vergeben. Es sind in der Regel kleine Gruppen, die Zusammensetzung spielt eine Rolle. Es wird mehr mit jüngeren Kindern aufgefüllt. Aber das ist abhängig von der individuellen Gruppensituation.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit den freien Trägern?

Es ist aus meiner Sicht gut eingespielt, sehr partnerschaftlich. Wir machen jetzt noch einmal ein Treffen, um die Situation zu besprechen. Das hatten wir im letzten Jahr schon, daraus sind Baumaßnahmen erwachsen, das Kitawerk erklärte sich bereit, mehr Kinder aufzunehmen.

Ist es angesichts des zeitlichen Mehraufwands angemessen, von Eltern zu verlangen, ihr Kind in Einrichtungen zu geben, die im Norden Hamburgs oder auch Tangstedt sind?

Wir verlangen es nicht, aber die Eltern fragen, was sie machen sollen. Das bezieht sich nicht nur auf Tangstedt in Stormarn, auch Tangstedt bei Rellingen soll freie Plätze haben. Das kann eine Lösung sein, wenn man in Pinneberg arbeitet. Es ist individuell unterschiedlich, ob es ein Mehraufwand ist. Das Ziel ist, dass alle Kinder in Norderstedt versorgt werden können.

Was tut die Stadt, um im Wettbewerb um Fachkräfte einen Vorteil zu erlangen?

Alle haben den gleichen Tarif, nur Hamburg als Land zahlt etwas besser. Wir prüfen gerade, ob wir besser bezahlen können, aber das wird auf Dauer nicht zu einem Wettbewerbsvorteil führen, sondern vermutlich dazu, dass die anderen Kommunen nachziehen.

Wann beginnt die Ausbildung eigener Erzieherinnen und Erzieher?

Ich kann nicht feststellen, dass das Land etwas verändern möchte. Ich hatte im Januar Bildungsministerin Karin Prien angeschrieben, habe aber seitdem nichts gehört. Das Ministerium hatte festgelegt, dass es pro Kreis nur eine Fachschule gibt. Aber Neumünster hat 2017 400 möglichen Schülern eine Absage erteilt, das kann nicht sein. Wir brauchen eine eigene Ausbildung, berufsbegleitend, das ist der Schlüssel für mehr Fachkräfte. Eine Ausbildung ohne Vergütung ist nicht mehr haltbar.

Befürchten sie eine Verschärfung ?

Ich erwarte eher eine Entspannung. Wir sind dabei, viele Maßnahmen auf den Weg zu bringen oder haben es schon – Umbauten, Anbauten, Neubauten. Aber im Krippenbereich ist die Nachfrage wesentlich höher als prognostiziert – bei den Ein- bis Dreijährigen sind es mehr als 60 Prozent.

Müssten Eltern entschädigt werden, die bei der Platzvergabe leer ausgehen?

Das löst die Situation ja nicht. Es hat einige Urteile gegeben, Städte wurden auf Schadenersatz verpflichtet, aber in anderen Orten sind die Urteile dann nicht so ausgegangen, wenn erkennbar war, dass eine Kommune bemüht ist, die Situation abzustellen. Das Ziel ist, allen Eltern einen Platz anzubieten.