Kreis Segeberg. Bis Ende 2018 sollen die Bauarbeiten für den sechsspurigen Ausbau der Fahrbahn auf schleswig-holsteinischem Gebiet beendet sein.
Kai Sieh kennt die Tücken einer Jahrzehnte alten Autobahn genau. Immer dann, wenn es unter seiner Maschine rumpelt oder auch kracht, weiß er: Jetzt ist wieder ein Meißel kaputt. Steine groß wie Handbälle hat Sieh in der alten Fahrbahn der A 7 gefunden, die er mit seiner Fräsmaschine abträgt, um Platz für die neuen Fahrspuren zu schaffen. Dröhnend fressen sich dabei die 150 Diamantmeißel in den maroden Asphalt – und manchmal auch in einen Stein, der dort eigentlich nicht hingehört.
Sieh und die anderen Bauarbeiter zwischen der Hamburger Landesgrenze und dem Bordesholmer Dreieck haben nach mehr als drei Jahren Bauzeit zum Endspurt angesetzt. Bis zum 31. Dezember sollen der sechsspurige Ausbau der A 7 und die Komplettsanierung von Brücken und Parkplätzen beendet sein. Die Chancen, dass das klappt, sind gut. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Florian Zettel, Sprecher des Baukonsortiums Via Solutions Nord (VSN). Die Kälteperiode vor wenigen Wochen hat nur geringfügig den Zeitplan durcheinander gebracht.
VSN baut auf der A 7 in Schleswig-Holstein sowie in Hamburg-Schnelsen, wo ein Deckel über alle Fahrstreifen entsteht. 1,2 Milliarden Euro kostet das Gesamtprojekt inklusive Bau und dem Betrieb in den kommenden 30 Jahren. „Das ist die größte Autobahnbaustelle Deutschlands“, sagt Zettel. Zeitweise arbeiten bis zu 1000 Menschen gleichzeitig an dem Projekt – in Lastwagen, Maschinen und Büros. Dass der Zeitplan unbedingt eingehalten werden soll, hat einen guten Grund: Braucht VSN länger, muss das Konsortium Strafen an den Bund zahlen. „Saftige Strafen“, betont Zettel.
Vor wenigen Tagen haben Bauarbeiter hinter der Landesgrenze den Verkehr in beiden Richtungen auf die neuen Betonspuren auf der Westseite gelegt. Damit ist Platz für Sieh und seine Kollegen, die alte Fahrbahn auf der Ostseite zu entfernen. Die Reste werden für den Untergrund der neuen Fahrspuren verwendet. Dann wird der Boden verdichtet, Mitte April kommt der Beton drauf.
In Höhe der Raststätte Holmmoor werden die Fahrbahnen erneut verschwenkt. Nördlich davon sind die neuen Betonfahrbahnen ebenfalls fertig, doch sie konnten wegen der niedrigen Temperaturen noch nicht markiert werden. In diesem Bereich hat VSN Flüsterasphalt eingesetzt, auf dem die gelben Streifen erst bei Temperaturen von mehr als zehn Grad haften. Sind die Markierungen fertig, wird auch dort der Verkehr verlegt.
Auf der Raststätte Holmmoor-Ost erweitern Bauarbeiter außerdem die Parkplätze für Lastwagen. 30 neue Stellplätze sollen hinzukommen. Außerdem werden die Pkw-Parkplätze saniert. Ebenfalls geplant ist die Sanierung weiterer Anschlussstellen. „Was wir hier machen, ist ein kompletter Rundumschlag“, sagt Florian Zettel. Von der alten A 7, die zu den Olympischen Segelwettkämpfen in Kiel 1972 fertiggestellt wurde, wird 2019 nicht mehr viel übrig sein.
Unterhalb der Brücke der Norderstedter Straße Syltkuhlen bauen Arbeiter das Gerüst ab. Dort ist die Sanierung ebenso wie auf der Überführung Ulzburger Landstraße bei Quickborn abgeschlossen. Dort stießen die Firmen auf Überraschungen. Zwar hatten sie vor Beginn der Sanierung Proben des Materials untersucht.
Doch bei den Arbeiten stellte sich heraus, dass die Brücke deutlich maroder als zunächst vermutet war. Der Stahl im Bauwerk hatte sichtbar unter der Verkehrslast der Jahrzehnte gelitten und musste erneuert werden. Ob die Arbeiter ähnliche Überraschungen bei der anstehenden Sanierung der Brücke Harksheider Weg erleben werden, ist noch offen.
Viele andere Arbeiten sind kaum für den Autofahrer sichtbar. Dazu gehören in Höhe Norderstedt der Bau von Entwässerungskanälen und Regenrückhaltebecken sowie der weitere Ausbau der Lärmschutzwälle. Weiter nördlich, zwischen Quickborn und Kaltenkirchen, können die Autofahrer bereits das neue Fahrgefühl einer sechsspurigen Autobahn erleben, um dann erneut in eine Baustelle zu fahren.