Norderstedt. Abendblatt-Mitarbeiter Mario Kohlmus stellt vier Nachwuchskräfte vor, die Verantwortung fürandere Jugendliche übernehmen.

Für Ksenia Brunnhardt steht der Spaß im Vordergrund, spielend spaßig den Jüngsten etwas beizubringen, das gefällt ihr. Jeden Mittwoch treffen sich die „Einhornzombies“, die „Gummibärenbande“ und „The Crazy Five“ im DRK-Gemeinschaftshaus an der Ochsenzoller Straße – Ksenia mittendrin. Entweder ist sie aktiver Teil der ältesten Jugendrotkreuz-Gruppe „The Crazy Five“, oder sie unterstützt tatkräftig die erwachsenen Gruppenleiter bei der Organisation und Verwirklichung von Projekten und Spielen für die jüngeren JRKler.

Staffan kümmert sich um Jugendliche bei der freiwilligen Feuerwehr in Norderstedt
Staffan kümmert sich um Jugendliche bei der freiwilligen Feuerwehr in Norderstedt © HA | hpmk

Im Umgang mit den Kleinsten ist der 13-Jährigen die Freude ins Gesicht geschrieben – sei es bei Gesprächen zwischendurch oder während des Spielens mit einem selbstgebauten Brettspiel. „Es ist eine Art Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel, nur dass vor dem Würfeln Fragen zum Jugendrotkreuz richtig beantwortet werden müssen“, erklärt Ksenia. Ein gutes Beispiel, wie beim JRK versucht wird, Werte und Prinzipien spielerisch zu vermitteln.Die neunjährige Emily und ihr siebenjähriger Bruder Leon sind sich einig: „Mit Ksenia macht es immer Spaß.“

Staffan liebt die Kameradschaft

Pünktlich um 18.30 Uhr beginnt mittwochs der Dienst. Das heißt für Staffan Kahl, die anderen Jugendlichen zum Dienst zu begrüßen. Danach übergibt er die fünf Jugendfeuerwehrgruppen an die jeweiligen Gruppenleiter.

Für eineinhalb bis zwei Stunden durchläuft jede Gruppe nun ein individuelles, altersabhängiges Programm. Staffan begibt sich dabei zu seiner Gruppe 1, die sich derzeit auf den ersten Teil der Ausbildung vorbereitet. Eine Ausbildung, die absolviert werden muss, um nach der Beförderung in die freiwillige Feuerwehr auch Einsätze mitfahren zu dürfen. Als Jugendgruppenleiter steht der Norderstedter an der Spitze der Jugendfeuerwehr. Derzeit ist er für 54 andere Jugendliche verantwortlich, bildet das Bindeglied zwischen Jugendlichen und Ausbildern.

Als erster Ansprechpartner setzt sich Staffan für sämtliche Angelegenheiten der Jugendlichen ein und vertritt die Jugendfeuerwehr Norderstedt bei den Ortswehren. Der 17-Jährige wurde Mitte Januar von den Jugendlichen für ein Jahr gewählt. „Letztes Jahr konnte ich als stellvertretener Jugendgruppenleiter bereits Erfahrungen in dem Bereich machen, war auch Mitglied im Vorstand der Jugendfeuerwehr“, sagt Staffan. Vor sechs Jahren sei er durch die Eltern eines Freundes zur Feuerwehr gekommen.

„Das Interesse war schon früh da; schon als kleiner Junge konnte ich mir vorstellen, dass die Feuerwehr etwas für mich ist.“ Man bekomme die Möglichkeit, die Abläufe in der Wehr aus nächster Nähe kennenzulernen. Am besten gefalle ihm die Kameradschaft, die unter den Jugendlichen herrscht. Er übernimmt gerne Verantwortung und setzt sich für seine Kameraden ein.

Auch Jugendwartin Sabine Laubner hebt das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Jugendfeuerwehr hervor: „Die Jugendlichen organisieren sich komplett selbst. Natürlich unterstützen wir als Ausbilder sie dabei, im Großen und Ganzen regeln sie aber alles untereinander.“ Da sei es wichtig, jemanden wie Staffan als Jugendgruppenleiter zu haben. „Er ist mit Begeisterung dabei und übernimmt Verantwortung, hat sich in den letzten Jahren echt verdient gemacht“, lobt Sabine Laubner das Engagement des 17-Jährigen.

Zurzeit besucht der begeisterte Discjockey die 12. Klasse der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt. Über die Zeit danach habe er auch schon nachgedacht. Dabei sei die Berufsfeuerwehr natürlich eine Möglichkeit. Im nächsten Jahr rücke er aber erst einmal in die freiwillige Feuerwehr auf. Darauf freue er sich schon, sagt Staffan: „Bei Einsätzen mitzufahren, ist mein großes Ziel. Die Jugendfeuerwehr ist dafür die ideale Vorbereitung.“

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Abseits des JRK und der Schule trifft sich die Siebtklässlerin am liebsten mit Freunden, „einfach eine Runde Basketball spielen oder etwas anderes unternehmen“. Generell möge sie es, etwas in der Gemeinschaft zu erleben. „Wenn ich mit den Kleinen irgendetwas spiele, finde ich es toll zu sehen, wie sie zusammen etwas erreichen.“ Man erkenne, wie sich echter Teamgeist entwickele.

Svea ist schon seit zehn Jahren Pfadfinderin in Norderstedt
Svea ist schon seit zehn Jahren Pfadfinderin in Norderstedt © HA | hpmk

Einen guten Draht zu jüngeren Kindern hatte Ksenia schon immer. Als große Schwester eines siebenjährigen Bruders und einer dreijährigen Schwester ist sie beim Jugendrotkreuz also voll in ihrem Element. Obwohl sie dort erst seit gut sieben Monaten ein und aus geht, ist Ksenia sich schon jetzt ganz sicher, mit 15 Jahren die Gruppenleiterausbildung zu absolvieren. „Mir macht es einfach Spaß, mit den Kleinen etwas zu erarbeiten und ihre Freude dabei zu sehen.“

Svea übernimmt gern Verantwortung

Montags gegen 16 Uhr trifft sich Svea Müller mit ihren zwölf Mädels zum Heimabend. Zwei Stunden wird nun zusammen gebastelt, gesungen, gekocht oder gewerkelt – je nachdem, was Svea für ihre Gilde vorbereitet hat. Eine Gilde ist in der Pfadfinderei eine reine Mädchen-Gruppe. Im Deutschen Pfadfinderbund Hamburg gibt es am Standort Norderstedt zurzeit fünf Gilden, elf Jungen-Gruppen, sogenannte Horten, und eine Meute, eine gemischte Gruppe für die kleinsten Pfadfinder.

Svea ist schon von klein auf dabei. Mit sieben Jahren ging es für sie bereits los. „Wir sind eine richtige Pfadfinderfamilie. Meine Eltern sind seit Jahren bei den Norderstedter Pfadfindern in verschiedenen Positionen aktiv. So bin ich schon ganz früh damit in Berührung gekommen“, beschreibt Svea ihre Leidenschaft für die Pfadfinderei. Vor drei Jahren habe sie dann die Chance bekommen, eine eigene Gruppe zu leiten.

„Ich habe mir ein paar Mädels aus der Meute geschnappt und die Gilde „Aquaris“ aufgemacht,“ erinnert sich die 17-Jährige. Als Vorbereitung darauf habe sie ein Jahr in der Meute den damaligen Gruppenführer unterstützt und Erfahrung gesammelt. Um dann selbst eine Gilde führen zu dürfen, musste Svea parallel einige Kurse belegen. Pflicht hierbei sind eine Gruppenleiterschulung, der Erste-Hilfe-Schein und die Ausbildung zum Rettungsschwimmer. „Ich bin während der Heimabende oder wenn wir Fahrten unternehmen verantwortlich für meine Mädels“, sagt die Norderstedterin selbstbewusst.

Zurzeit besucht Svea die 12. Klasse der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt. In ihrer Freizeit geht sie gerne zum Kickboxtraining. Die meiste Zeit verbringt Svea allerdings mit der Pfadfinderei. Als Gildenführerin habe man eigentlich immer etwas zu tun, sei es den nächsten Heimabend vorzubereiten oder die anstehenden Wochenendausfahrten zu planen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, macht aber viel Freude.

„Mir macht es einfach Spaß, die Zeit mit meiner Gilde zu verbringen. Wenn ich dann lächelnde Gesichter vor mir sehe, weiß ich, dass sich der Aufwand gelohnt hat,“ betont Svea, der man die Freude im Gesicht ansieht.

Derzeit baut der gesamte Stamm das Pfadfinderheim am Exerzierplatz weiter aus. Als nächstes steht die Galerie auf dem Programm. Dort werden dann alle Flaggen der einzelnen Gilden, Horten und Meuten aufgehängt und präsentiert – natürlich auch die Flagge der Gilde „Aquaris“. Svea ist sich sicher: „Das wird ein echtes Highlight unseres Pfadfinderheims in Norderstedt.“

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“Das Trampolinspringen ist mein Ausgleich zum Bogenschießen“, sagt Vinzenz
“Das Trampolinspringen ist mein Ausgleich zum Bogenschießen“, sagt Vinzenz © HA | hpmk

Die Norderstedter JRK-Ortsgruppenleiterin Tanja Martens ist begeistert davon, wie sich Ksenia und andere Jugendliche ehrenamtlich im Jugendrotkreuz einbringen und eine „wirklich große Unterstützung“ darstellen. „Zum Teil erarbeiten unsere älteren Jugendlichen mit unseren Kleinsten eigene Kleinprojekte in Eigenregie. Ksenia hat zum Beispiel mit den „Einhornzombies“ unsere wichtigsten JRK-Grundwerte besprochen und grafisch festgehalten.“ Mit einem breiten Lächeln sieht sich die Siebtklässlerin das große Plakat mit Grundwerten an und findet: „Die Ergebnisse zu sehen, ist genauso schön, wie mit den Kleinen daran zu arbeiten.“

Vinzenz ist voller Tatendrang

Montagabend steht Trampolinspringen auf dem Programm. Für gut vier Stunden ist Vinzenz Zeeb jetzt in der Sporthalle der Lütten School in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Von 17 Uhr an verwandelt diese sich in einen Trampolinpark. Das Training der Kleinsten beginnt nach dem Aufbau, den Vinzenz zusammen mit seiner Mutter Dörte koordiniert. „Das ist auch Teil des Trainings. Alle warten natürlich nur darauf loszuspringen. Zu unserem Sport gehört aber auch viel Vorbereitung“, beschreibt Vinzenz den Tatendrang der jungen Trampolinturner.

Bis zu 30 Kinder sind an manchen Montagen in der Halle. „Und es macht mir viel Freude zu sehen, wie viel Spaß die Kleinen auf dem Trampolin haben.“ Dies sei auch das Wichtigste, wie Vinzenz findet. Die Trampolinsparte beim Sportverein Henstedt-Ulzburg (SVHU) sei Breitensport, der Leistungsgedanke spiele eher eine zweitrangige Rolle. Vinzenz ist dabei sowohl Trainer der Acht- bis Zwölfjährigen, als auch der älteren Gruppen bis zu einem Alter von 17 Jahren, die später in der Sporthalle durch die Luft springen. „Wir sind eine große Sportlerfamilie, das macht es für mich aus“, sagt Vinzenz.

Zurzeit besucht der Siebzehnjährige die 12. Klasse des Alstergymnasiums in Henstedt-Ulzburg und steht kurz vor seinen Abiturprüfungen. Seit vielen Jahren betreibt er zusätzlich Bogenschießen als Leistungssport, war unter anderem sogar schon Junioren-Europameister 2017 in seiner Altersklasse.

„Das Trampolinspringen ist einer toller Ausgleich zum Bogenschießen. Beides sehr anstrengend, Bogenschießen eher mental, Trampolinspringen dagegen körperlich“, erklärt Vinzenz seine Begeisterung für beide nicht gerade alltäglichen Sportarten. Als Trainer fasziniere ihn besonders die Möglichkeit, Wissen weiterzugeben und mit den einzelnen Turnern individuell an ihren Sprüngen zu arbeiten. Es sei toll zu sehen, wenn ein Kind einen neuen Sprung nach langer Übungsphase endlich springen kann und überglücklich strahlt.

Seit nunmehr neun Jahren ist Vinzenz in der Trampolinsparte aktiv, zuerst als aktiver Turner, dann als Trainer. Vor gut fünf Jahren machte er seinen Übungsleiter-Assistentenschein, seit 2016 besitzt er den C-Trainerschein. Auch nach der Schule will er sich weiter als Trainer engagieren und ist sich sicher: „Trainer zu sein, ist mein Ding. Es ist schön zu erleben, wenn einer der Kleinen zum ersten Mal einen Salto steht oder etwas anderes gelingt, woran wir zusammen trainiert haben.“

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