Kaltenkirchen. Beim Verein Regenbogen in Kaltenkirchen informierte sich Ministerin Monika Heinold über ein Wohnprojekt für junge Menschen.

Als Marcel in das Zimmer einzog, hatte er nur eine Matratze mitgebracht. „Die habe ich in die Ecke geworfen, das war’s erst einmal“, sagt der 20-Jährige. Zu Hause gab es Streit, dort konnte er nicht mehr wohnen. Marcel bereitete sich aufs Abitur vor – mehr Stress geht kaum für einen jungen Menschen. Gerade noch rechtzeitig hat er eine Unterkunft gefunden. Im Club 25, einem Projekt des Kalternkirchener Vereins Regenbogen, war ein Zimmer frei. Inzwischen hat Marcel sein Abitur geschafft.

Offen erzählt Marcel seinem Besuch von seinem Leben im Club 25. Sechs Männer und Frauen in seinem Alter leben in dem Präventionsprojekt, das Wohnungs- und Obdachlosigkeit verhindern soll, erfährt Finanzministerin Monika Heinold. Nur über seine familiären Probleme will Marcel nicht berichten. Lieber spricht er über die Zukunftspläne: Gern würde er auf Lehramt oder Gamedesign studieren. Am Kleiderschrank hängt ein strahlend weißes, penibel gebügeltes Hemd. Marcel geht regelmäßig zum Tanzkursus.

„Und woher kommt die Einrichtung?“, fragt die Ministerin. Die hat Marcel sich billig besorgt: im Sozialkaufhaus und bei Hempels in Norderstedt. „Die jungen Menschen bekommen hier eine günstige Wohnung, keine warme Decke“, sagt Regenbogen-Gründer Harald Hussels. „Sie müssen sich selbst um ihr Leben kümmern.“ 173 Euro plus 70 Euro Nebenkosten zahlen Marcel und seine Mitbewohner für das Zimmer. Auf dem freien Markt ist eine Wohnung zu dem Preis nicht zu bekommen. Doch für einen jungen Mann, der seinen Bundesfreiwilligendienst absolviert und von Arbeitslosengeld II lebt, ist das eine Menge Geld. Ehrenamtliche Helfer schauen im Club 25 nach dem Rechten. Ohne ihr Engagement wäre das Projekt am Ende.

Monika Heinold kennt die Sorgen junger Menschen. Die Finanzministerin ist gelernte Erzieherin, hat in einer Kindertagesstätte und einem Jugendzentrum gearbeitet. Letzte Stationen vor ihrem Start in die Politik waren eine Mädchenwohngruppe und sozialpädagogische Einrichtungen.

Dass das Geld der jungen Menschen in Einrichtungen wie dem Regenbogen fast immer knapp ist, weiß die Finanzministerin. Diese Not war einer der Gründe, warum sie die Einladung von Hussels angenommen hat und nach Kaltenkirchen gefahren ist. Mit ihrer Person und ihrem Amt will sie Werbung für eine Spendenplattform machen, die auch dem Club 25 (die 25 ist die Quersumme aus der Postleitzahl der Stadt Kaltenkirchen) mehrfach geholfen hat.

„Wir bewegen SH“, heißt die Spendenplattform, die 1000 Euro an den Club 25 überwiesen hat. „Eine kleine Summe“, sagt die Ministerin. „Doch manchmal fehlt es gerade an den kleinen Spenden.“ Für die jungen Menschen bietet das Geld endlich die Chance, Geld für ihre Freizeit zur Verfügung zu haben. Erstes Projekt: Sie wollen gemeinsam ein Musical in Itzehoe besuchen. „Ohne das Geld wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Marcel.

„So können sie endlich mal gemeinsam abschalten und für kurze Zeit ihre Sorgen zurückstellen“, sagt Hussels. Er weist auf den Wert der Spendenplattform und die dramatische Situation vieler Jugendlicher hin: „In Schleswig-Holstein sind 1300 junge Erwachsene wohnungs- oder obdachlos. Unser Verein hilft ihnen, diese Situation zu überwinden und eine Schulausbildung oder Ausbildung erfolgreich abschließen zu können.“ Allein in Kaltenkirchen sind nach seiner Einschätzung mindestens zehn Wohnungen wie die im Club 25 erforderlich.

2015 wurde „Wir bewegen SH“ gegründet. Berater der Investitionsbank unterstützen die Empfänger. Spender können ihr Geld gezielt für ein Projekt überweisen, auch das Land zahlt aufs Spendenkonto. Seit dem Start der Plattform sind mehr als 295.000 Euro an 150 erfolgreiche Projekte ausgezahlt worden. Allein 2017 kamen 180.000 Euro zusammen. „Die Spenden kommen komplett dort an, wo sie hinsollen“, sagt Monika Heinold.

www.regenbogen-kaltenkirchen.de
www.wir-bewegen.sh