Kaltenkirchen/Hitzhusen. Die Privatschule verlässt den Standort in Hitzhusen und beginnt am Montag mit dem Unterricht in einem Neubau in Kaltenkirchen.
„Hugo“ muss auch mit. Er hat schon manche Unterrichtsstunde hinter sich und sieht ein bisschen ramponiert aus. Der Unterkiefer will nicht mehr so recht halten, eine Hand fehlt. Doch auch das Skelett aus dem Biologieunterricht zieht von Hitzhusen nach Kaltenkirchen um. Annabelle und Tokessa fassen „Hugo“ vorsichtig unter die Knochen und tragen ihn zum Lastwagen. Dort stehen bereits Kartons, Stühle und Tische der Leibniz-Privatschule, die an diesem Wochenende ihren Standort in Hitzhusen verlässt und in den Neubau an der AKN-Station Kaltenkirchen-Süd einzieht. Dort, so der Plan, soll am Montag der Unterricht beginnen.
Schulleiter Egon Boesten schätzt, dass außer dem Mobiliar etwa 1000 Kartons mit Büchern, Laborausrüstungen und anderen Schulutensilien in die Lastwagen verstaut werden. Die Schüler der neunten und zehnten Klassen packen mit an, die anderen Kinder sind mit einem Sportfest beschäftigt oder sitzen im Unterricht.
„Das macht Spaß“, sagt Annabelle aus der Klasse 9a. Sie hat beim Ausräumen noch Material aus der Anfangszeit der Privatschule gefunden, die 2008 in einen alten Baumarkt am Rand des Dorfes einzog. Notizzettel von Schülern und Lehrern kamen zum Vorschein. Annabelle und Tokessa freuen sich darauf, künftig in Kaltenkirchen zur Schule zu gehen. Beide wohnen in der Stadt, der Schulweg wird deutlich einfacher und kürzer.
„Das war hier immer ein Provisorium“, sagt Schulleiter Egon Boesten über die Schule in Hitzhusen, die schnell zu klein wurde. Jahrelang unterrichteten die Lehrer viele Schüler in Containern. Auch die Lage im abseits gelegenen Hitzhusen wurde zum Problem. In das Nachbardorf von Bad Bramstedt fährt keine Bahn – und nur selten ein Bus. Doch die Suche nach einem Standort verlief erheblich komplizierter, als Boesten und sein Team geahnt hatten. Immer wieder platzten Verhandlungen mit Gemeinden über Standorte, Investoren sprangen ab. „Wir mussten x-fach unsere Pläne verwerfen“, sagt der Schulleiter. Zum Neubau in Kaltenkirchen hatte er sich erst öffentlich geäußert, als der Vertrag für den Neubau unterschriftsreif war. Das markante gelbe Gebäude entstand auf dem Gelände der inzwischen abgerissenen Diskothek Traffic, die jahrelang leer stand.
Zehn Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der Platz für 450 Kinder bietet. Das Provisorium Hitzhusen bot Raum für 330 Jungen und Mädchen. Und Boesten ist dringend auf mehr Platz angewiesen. „Die Anmeldezahlen schießen bei uns nach oben“, sagt Boesten, der den Erfolg in erster Linie aus dem neuen Standort mit seiner verkehrsgünstigen Lage zurückführt. „Viele Schüler und Eltern haben auf ein Angebot in Reichweite gewartet.“
„Die Platte für die Eisenbahn-AG in den zweiten Stock“, ruft Geschäftsführerin Barbara Manke-Boesten den Jungen zu, die in Kaltenkirchen die Lastwagenladungen in die Räume tragen. Die Ehefrau von Egon Boesten hat genau im Kopf, wohin jedes Einzelteil gehört. „Alle packen mit an und sind hochmotiviert“, sagt sie.
Komplett sind die Bauarbeiten in Kaltenkirchen noch nicht beendet. 2019 soll neben dem Schulgebäude eine Sporthalle entstehen. Bis dahin haben die Schüler Sportunterricht in einem Kletterzentrum, in einer Sportarena oder sie gehen laufen. Offiziell eingeweiht wird die neue Schule am 19. Januar 2018. Für den 20. Januar lädt die Schule für die Zeit von 10 bis 12 Uhr die Öffentlichkeit zu einem Besuch ein.
Zu den Besonderheiten der Leibniz-Privatschulen gehören frühzeitiger zweisprachiger Unterricht und täglicher Sport. Der Schulbesuch kostet pro Monat 145 bis 170 Euro.