Bad Bramstedt. Klaus Kuegler wurde als Vater des „Dschungelkindes“ bekannt. Jetzt reist nach Nepal, um nach den Erdbeben beim Wiederaufbau zu helfen.

Am 25. April 2015 bebte in Nepal die Erde so gewaltig wie nie zuvor. Am 12. Mai wurde erneut ein gewaltiges Erdbeben registriert. In den Medien Europas fanden diese Ereignisse nur wenig Aufmerksamkeit. Das „Himalaja-Beben“ ist schon längst vergessen, obwohl rund 8800 Menschen ums Leben kamen, 22.500 verletzt wurden.

Noch immer sind viele Menschen in Nepal behelfsmäßig untergebracht
Noch immer sind viele Menschen in Nepal behelfsmäßig untergebracht © HA | Klaus Kügler

Klaus Kuegler aus Bad Bramstedt hat das verheerende Erdbeben jedoch immer noch im Kopf: Er war bereits im vergangenen Jahr in Nepal, wo er einst mehrere Jahre lebte, jetzt war er wieder dort, um zu helfen und die Menschen beim Wiederaufbau zu unterstützen. Er ist erschüttert: Weil die politischen Parteien uneins sind, gelangt das meiste Hilfsgeld nicht zu den Notleidenden in den Bergregionen, hat er festgestellt.

Klaus Kuegler ist ein Mann, der ein ungewöhnliches Leben geführt hat. Er hat 30 Jahre im Dschungel von West Papua gelebt, vier Jahre als Ethnologe und christlicher Missionar in Nepal – Bücher, Filme, sogar ein international sehr erfolgreicher Spielfilm, wurde über ihn und seine Familie veröffentlicht. Er ist ein Mann, der eigentlich unfreiwillig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gelangt ist: Seine Tochter Sabine hat ihre Erinnerungen an das Leben im Dschungel, wo sie mit ihren Geschwistern aufgewachsen ist, in einem Buch verarbeitet, das ein internationaler Bestseller wurde. Als „Vater des Dschungelkindes“ gelangte auch Klaus Kuegler zur Popularität – ein Zustand, den er sich nie gewünscht hatte, der ihm aber auch die Möglichkeiten schafft, Hilfsprojekte zu initiieren. Weil er immer noch viele Kontakte nach Nepal hat, wo er von 1972 bis 1976 lebte, lag es auf der Hand, dass er um Hilfe gebeten wurde.

Klaus Kügler besucht Erdbebenopfer in Nepal
Klaus Kügler besucht Erdbebenopfer in Nepal © HA | Klaus Kügler

Bereits im vergangenen Jahr besuchte Klaus Kuegler das Himalaja-Land zwischen Indien und China und sah die gewaltigen Zeltdörfer, die das Rote Kreuz errichtet hatte, um Hunderten von Einheimischen Obdach zu geben. Noch Monate nach der jüngsten Naturkatastrophe leben die Menschen in den Zeltdörfern, weil ihre Häuser zerstört sind. Bis heute, so musste er feststellen, ist die Versorgungslage weiterhin kritisch. Was ihn aber am meisten erbost, ist das Verhalten der Regierung: „Uns wurde berichtet, dass Hilfspakete, die für die Bedürftigen nach Nepal geschickt werden, vom Militär geöffnet werden“, berichtet der 75 Jahre alte Bramstedter. „Die neuen Decken werden einbehalten, die alten und bereits benutzten an die leidende Bevölkerung weitergegeben.“ Darüber werde sogar in einheimischen Zeitungen berichtet, geändert aber habe sich das Verhalten nicht.

Im Dschungel drei Jahrzehnte ohne Kontakt zur Außenwelt

Klaus Kuegler lebte mit seiner Familie in Nepal beim Stamm der Danuwar Rai, um die Sprache zu studieren und Entwicklungszusammenarbeit zu leisten.

Aus politischen Gründen musste die Familie das Land 1976 verlassen und kehrte zurück nach Deutschland.

Später gingen die Kueglers nach Indonesien (West Papua) zum Volk der Fayu, das tief im Dschungel ohne Kontakt mit der Außenwelt lebte.

Fast drei Jahrzehnte blieb sie dort, die drei Kinder wuchsen mitten im Dschungel mit den Eingeborenen auf.

Sabine Kuegler verarbeitete ihre Erlebnisse in dem Buch „Dschungelkind“, das sich 2005 zu einem internationalen Bestseller entwickelte. Es ist die Grundlage für den gleichnamigen Spielfilm aus dem Jahr 2011.

Schauspieler Thomas Kretschmann war als Klaus Kuegler zu sehen, Nadja Uhl als Mutter Doris, Sina Tkotsch als jugendliche Sabine. Sabine Kuegler lebt heute auf einer philippinischen Insel.

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Grenzkonflikte und unterschiedliche politische Auffassungen der Nachbarländer erschweren die Hilfe anscheinend ebenfalls: China, so hat Klaus Kuegler festgestellt, war bereit zu helfen, Indien warnte die Nepalesen aber, diese Hilfe anzunehmen und drohte mit Sanktionen. Bereitstehende Lastwagen durften die Grenze deshalb nicht passieren. „Die Versorgungslage ist unübersichtlich“, sagt Klaus Kuegler, der sich auch um die Situation der christlichen Minderheit im Land große Sorgen macht.

Die Kinder freuen sich über Schokolade, die Klaus Kuegler mitgebracht hat
Die Kinder freuen sich über Schokolade, die Klaus Kuegler mitgebracht hat © HA | Klaus Kügler

Mit 7000 Euro Spendengeld im Gepäck hatte sich Klaus Kuegler im März auf die Reise nach Nepal gemacht. 2000 Euro allerdings dürfen offiziell nur ins Land gebracht werden. Er ließ es darauf ankommen – und hatte Glück: In Kathmandu war das Einreiseformular, auf dem normalerweise auch nach dem mitgebrachten Geld gefragt wird, nicht mehr vorhanden. „Ich musste also überhaupt nichts angeben.“

Für ihn war es wichtig, das gespendete Geld auch wirklich dort abzugeben, wo es gebraucht wird. Denn mit den offiziell fließenden Spenden hat die Regierung nach den Erfahrungen von Klaus Kuegler und seinen Freunden offenbar andere Pläne: Geld, das von anderen Nationen fließt, wird zurückgehalten, um damit die zerstörten Tempel und Kultstätten wieder aufzubauen, um Touristen ins Land zu locken. „Große Teile der Bevölkerung warten daher vergeblich auf Unterstützung.“

Das von Klaus Kuegler ins Land gebrachte Spendengeld geht direkt an notleidende Familien, die für einige Zeit regelmäßig unterstützt werden. Der befreundete Pastor sorgt dafür, dass Familien, die eine neue Existenz aufbauen wollen, ein kleines Startkapital bekommen.

„Die Familien waren ja Bauern und lebten bisher vom Ertrag ihrer Felder“, sagt Klaus Kuegler. Aber wo diese nicht mehr vorhanden sind, haben sie keine Lebensgrundlage mehr und sind auf Hilfe dringend angewiesen.“