Norderstedt. Die Abendblatt-Abnehm-Gruppe kämpft weiter: Hobby-Buddhist und Abnehm-Kandidat Tom versucht, das eigene Ich zu überwinden.

Der Weg zur Überwindung des eigenen Ichs ist verschlungen und voller Hindernisse. „Denn man schafft sich mit frühkindlichen Prägungen und persönlichen Erfahrungen die Verhaltensmuster für eine Realität, an die man persönlich glaubt“, sagt Tom, „Hobby-Buddhist“, wie er mit einem Lächeln bekennt.

Mit den tiefen Wahrheiten der fernöstliche Lehre nimmt der 57-Jährige Versicherungsmakler den Kampf auf, gegen sein fehlbares Ich und Geistesgifte, wie Hass, Verblendung und vor allem die widerliche Gier.

Die Prüfungen, die ihm das Leben dabei abverlangt, kommen unvermittelt. Zum Beispiel an einer Tankstelle irgendwo in Niedersachsen am Rande einer deutschen Autobahn, wenn Tom auf Geschäftsreise nach dem Volltanken an der Kasse steht und da liegen diese in allen Farben schimmernden Gummibärchen in der goldfarbenen Plastikpackung, verheißungsvoll.

Bald wird angegrillt! Die Tipps der Ernährungsberaterin

Die Tage werden wärmer und der pawlowsche Reflex des Deutschen darauf ist es, den Grill anzuwerfen.

Für die Kandidaten der Abendblatt-Abnehm-Gruppe ist das eine der Herausforderungen, die sie im Alltag meistern müssen.

„Würstchen, Bauchfleisch und ähnliches, dazu ein fetter Kartoffelsalat und Weißbrot – so sieht häufig das Speiseangebot beim Grillen aus“, sagt die Ernährungs-Expertin der Abendblatt-Gruppe, Heike Theiß. Viel schlechtes Fett, viele Kalorien.

Als Alternativ-Programm für die Abendblatt-Kandidaten empfiehlt Theiß frischen Fisch, etwa Lachs, bunte Gemüsespieße, in Würzmarinade eingelegtes Hühnchen oder Pute oder mit frischem Gemüse belegter Feta in Folie gegart. „Dazu passen leckere Dips aus Frischkäse und Joghurt“, sagt Theiß.

Ein fruchtiger Sommersalat aus Erdbeeren, Radieschen, Kohlrabi und Frühlingszwiebeln eignet sich als Beilage.

Und auch Dessert geht vom Grill, sagt Theiß: „Wassermelone, Ananas oder auch Banane eignen sich besonders gut dafür.“

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In der Vergangenheit siegte Toms lasterhaftes Ich gegen seine spirituelle Kraft der Selbstüberwindung. Er griff zu und futterte die komplette Tüte Gummibären auf dem Weg zum Business-Termin weg.

In der Abendblatt-Abnehm-Gruppe nennen ihn die anderen Kandidaten deswegen nur noch Gummibärchen-Tom. Und die Süßigkeit ist für Tom mittlerweile zum Hallo-Wach-Effekt geworden, seit er weiß, dass in einer 250-Gramm-Packung der kleinen süßen Biester 77 Würfelzucker verarbeitet sind. „Das hat mich geschockt“, gesteht er.

Der Dalai Lama sagt: „Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.“ Weil der Buddhist dankbar ist für Prüfungen und die daraus resultierenden Lehren. So umgeht Tom heute in den Tankstellen des Nordens die Gummibären und steuert gezielt die Salatbar an. „Und wenn ich mal was extra brauche, dann gönne ich mir ein Brötchen dazu.“

Tom will unbeirrbar auf dem Pfad der rechten Lehre bleiben, sein gieriges Ich bezwingen und die Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber leben.

Es ist nicht so, dass Tom sich im Leben jemals völlig gehen ließ. „Sport war immer ein wichtiger Teil meines Lebens.“ Bis ihm die Verlockungen des prallen Lebens dazwischen grätschten, spielte Tom auf anspruchsvollem Niveau Fußball, so gut, dass sein Trainer ihm eine professionelle Zukunft in dem Sport zutraute.

Tom aber sagte ja zu einem anderen Leben und stürzte sich mit Verve ins Versicherungs-Business, wurde erfolgreich und ist heute mit seinem Unternehmen innerhalb der Ecclesia-Gruppe der evangelischen Kirche der Spezialist für die Versicherung von Alten- und Pflegeheimen in ganz Deutschland.

Kandidaten feuern sich über WhatsApp an

„Guten Morgen, Team! Freut mich zu hören, dass ihr das gestrige Beinkiller-Work-out heute noch spürt!“ Markus Tröger, der Fitness-Trainer der Abendblatt-Abnehm-Gruppe macht den zehn Kandidaten regelmäßig Ansagen auf deren Smartphones. Die Whats­App-Gruppe des Teams ist seit Wochen das zentrale Bindeglied zwischen allen Beteiligten.

Es ist nicht nur für die kurzfristige Information der Kandidaten untereinander nützlich, sondern auch für die gegenseitige Motivation. Wenn einer in der Gruppe durchhängt, werden Smileys geschickt oder aufmunternde Worte. Wenn Sabrina an einem regnerischen Tag eine Sondereinheit im Stadtpark alleine durchzieht, dann prasselt es Respektsbekundungen.

Selbstredend wird der virtuelle Chat auch für den lockeren Schnack und den Quatsch zwischendurch genützt. Weisheiten wie „Wenn du Schokolade im Dunkeln isst, dann finden dich die Kalorien nicht!“ und „Wie schlecht dir dein Training auch vorkommt: du schlägst alle, die auf dem Sofa liegen!“ werden verbreitet.

Beliebt sind vor allem die Fotos von gerade zubereiteten Speisen. Da zeigt Matthias stolz sein selbst gebackenes Eiweißbrot, Markus die legendäre Hackpfanne mit Gemüse, Manuel das Rührei für Champignons aus gefühlt zehn Eiern und Katrin die Low-Carb-Brownies, die sie von ihrer Schwester zu Ostern bekam.

Über die vielen Wochen des gemeinsamen Trainierens und bewusst Ernährens, haben die Kandidaten der Gruppe sich schätzen gelernt. entsprechend melancholisch werden sie nun, da das Ende der Abendblatt-Aktion langsam in Sicht kommt. Nur noch eine gemeinsame Trainingsstunde steht nächste Woche an. Danach folgt noch eine Messung der erzielten Körperwerte und ein Abschlussessen.

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Doch das anstrengende Leben einer Führungskraft zwischen Schreibtisch, Geschäftswagen und Hotel ist prädestiniert für kulinarische Verfehlungen. Der Stress liefert die nötige Entschuldigung für hochkalorische Belohnungen. Und so landete Tom trotz des regelmäßigen Sportes in der Hölle des Jo-Jo-Effektes. Auf der Waage katapultierte er sich in die Dreistelligkeit. „Nun ist es mein Ziel, endgültig dieses Rauf und Runter beim Gewicht zu stoppen und vor allem nie mehr über 100 Kilo zu wiegen.“ Die Tipps von Abendblatt-Trainer Markus Tröger und Ökotrophologin Heike Theiß bilden die Grundlage für seine Ernährung. Doch Tom interpretiert sie mit mehr Kohlenhydraten, als es Trainer Markus lieb ist. „Abends aber bleibe ich beim Eiweiß, esse Fleisch und Gemüse, ohne Reis oder Kartoffeln.“ Das Work-out von Trainer Tröger absolviert Tom regelmäßig und auch auf Geschäftsreisen. Dazu hält ihn Hund Maja auf Trab, mit dem er täglich zwei Stunden unterwegs ist. Eine gute Vorbereitung auf den Urbanathlon am 30. Juli in Hamburg, zu dem sich Tom gemeinsam mit Kandidat Alex aus der Abendblatt-Gruppe angemeldet hat: Zwölf Kilometer Laufen, 16 halsbrecherische Hindernisse überwinden und 1000 Treppenstufen im Blankeneser Treppenviertel erklimmen. Die Überwindung des eigenen Ichs klingt dagegen direkt machbar.

„Sechs Kilo habe ich so in den Wochen im Abendblatt-Team jetzt runtergemacht“, sagt Tom. Es scheint also, als könne er das Versprechen gegenüber seiner Frau Silke einhalten. Die beiden feiern im Mai ihren Hochzeitstag auf der Insel Sylt. Und Tom hat versprochen, dann wieder genau so viel zu wiegen wie an dem Tag, als sie sich in Sylt 1995 das Jawort gaben.

„Om Mani Padme Hum“, sagt es Tom mit dem buddhistischen Mantra all jener, die auf dem Weg der Erkenntnis wandeln, hin zu Läuterung und Erleuchtung der eigenen Buddha-Natur. „Der Weg des Menschen ist vorbestimmt. Jeder hat etwas ganz bestimmtes zu erfüllen. Da glaube ich ganz fest dran.“