Norderstedt. Norderstedter Kriminalpolizei ermittelt wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung im Schwimmbar Arriba gegen zwei Afghanen.

Die Reaktion der Justiz folgte schnell und konsequent: Nach den sexuellen Attacken auf Mädchen im Arriba-Erlebnisbad in Norderstedt hat das Amtsgericht Haftbefehle gegen die Täter erlassen. Ein 14-jähriger Flüchtling aus Afghanistan wartet in der Justizvollzugsanstalt Schleswig auf seinen Prozess. Ein 34-jähriger Mann, der ebenfalls aus Afghanistan kommt, kam ins Gefängnis nach Neumünster. Die Haftbefehle seien wegen der Schwere der Tat und wegen Fluchtgefahr erlassen worden, sagte Polizeisprecher Nico Möller.

Polizei: „Das waren massive Handlungen“

Den Tätern werden massive sexuelle Übergriffe an der Wildwasserrutsche des Arribas vorgeworfen. Am Sonntagabend sollen der 14-Jährige und der 34-Jährige „dem Beischlaf ähnliche sexuelle Handlungen“ vorgenommen haben, teilte die Polizei mit. Opfer waren zwei Mädchen im Alter von 14 und 18 Jahren. Nach Abendblatt-Informationen sollen die Täter mit den Fingern in ihre Opfer eingedrungen sein. Die Norderstedter Kriminalpolizei ermittelt wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung.

Der 34-jährige lebt in Bremen, der 14-Jährige kommt aus Ellerau. Beide sind nicht miteinander verwandt. Wie es dazu kam, dass sie die Tat gemeinsam begingen, ist bislang unklar. „Das waren massive Handlungen“, sagte der Polizeisprecher. Mit Rücksicht auf die Opfer mache die Polizei keine Angaben zu etwaigen Verletzungen der Mädchen.

Das sagen die Gäste

Safia Perwani sagt: „Ich verstehe einfach nicht, wie das passieren konnte. Da sind doch überall Kameras. Vielleicht muss man solche Orte noch besser schützen. Aber Angst? Nein, Angst habe ich nicht, wenn ich ins Arriba-Bad gehe.“

Abdul-Farook Perwani wollte sich am Dienstag über Schwimmkurse für seine Kinder informieren. Er sagt: „Solche Vorfälle haben nichts mit der Herkunft der Täter zu tun, sondern mit der Erziehung. Es ist besser, man schickt die Täter in ihre Heimat zurück als ins Gefängnis.“

Maike Seifert besucht mit ihren Kindern das Arriba-Bad in Norderstedt: „Nach dem Vorfall habe ich natürlich besonders um meine Kinder Angst. Man hat einfach ein mulmiges Gefühl. Es gibt keinen Schutz. Ich bin der Meinung, es sollte für mehr Aufklärungsarbeit gesorgt werden. Diese Menschen haben andere Ansichten. Wichtig ist, dass man ein Nein auch klar und deutlich sagt, wenn es gefährlich wird.“

Stefanie Plewka, besuchte am Dienstag zusammen mit ihrem Mann Dieter das Arriba-Bad in Norderstedt. Sie sagt: „Wir haben zu zweit keine Angst im Arriba-Bad, wir fühlen uns hier nach wie vor wohl und gehen hier immer sehr gerne schwimmen. Gegen diese Taten können die Verantwortlichen des Arriba-Bades vermutlich nichts tun.“

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„Jeder Vorfall ist für uns Anlass, unsere Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen“, hatte Betriebsleiter Stefan Mölck am Tag nach der Tat gesagt. Das Arriba hat nach ähnlichen Vorfällen bereits erheblich in die Sicherheit investiert: In den Ferien und an Wochenenden ist seit sieben Jahren ein Sicherheitsdienst im Arriba präsent. Viele Bereiche werden mit Kameras überwacht. „Was sollen wir denn noch machen?“, sagte eine Mitarbeiter der Stadt. Auch die Polizei ist ständig im Gespräch mit dem Arriba, das zu den Norderstedter Stadtwerken gehört und mit 800.000 Besuchern pro Jahr zu einem der größten Erlebnisbäder Deutschlands gehört.

Als sich die Mädchen nach der Tat am Sonntag Mitarbeitern anvertrauten, habe das Arriba vorbildlich gehandelt, sagte der Polizeisprecher. Sofort wurde der Sicherheitsdienst gerufen, der die Täter stellte und festhielt, bis die Polizei eintraf.

Bereiche werden mit Kameras überwacht

In den Norderstedter Gruppen und auf der Arriba-Fanpage bei Facebook werden die Übergriffe intensiv diskutiert. „Kein Wort über die sexuelle Belästigung die bei euch stattgefunden hat? Gar nichts? Ist euch wohl keine Meldung wert“, schreibt ein Follower auf der Arriba-Seite. Eine Frau hat auf der Abendblatt-Fanpage die Meldung hinterlassen: „Als Frau traut man sich gar nicht mehr alleine weg ... Bitte sorgt für MEHR Sicherheit!!!!!“ Zu lesen ist dort auch die Nachricht einer Frau, die sich als Bademeisterin bezeichnet: „Erst vor wenigen Wochen mussten wir aus dem gleichen Grund die Polizei rufen.“

800.000 Menschen besuchen pro Jahr das Arriba-Erlebnisbad
800.000 Menschen besuchen pro Jahr das Arriba-Erlebnisbad © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

An den Rutschen war es schon häufiger zu ähnlichen Straftaten gekommen. Im Juni 2014 hatten junge Männer in einer dunklen Kurve der Reifenrutsche „Magic Eye“ eine Blockade aus Schwimmreifen errichtet und fünf Mädchen belästigt und begrapscht. Die Opfer waren 15 und 17 Jahre alt. Auch damals schritt der Sicherheitsdienst ein und übergab die Täter der Polizei. Wegen einer ähnlichen Tat verurteilte das Amtsgericht Norderstedt im Jahr 2010 einen 39-jährigen Afghanen zu neun Monaten Haft auf Bewährung.

„Das ist sind Einzelfälle“, sagt Susanne Martin vom Norderstedter Willkommen-Team, das sich ehrenamtlich um die Betreuung von Flüchtlingen kümmert. Ein solches Verhalten sei der überwiegenden Zahl der Flüchtlinge völlig fremd. Viele hätten beispielsweise nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln fassungslos reagiert, sagt Susanne Martin. Bei Gesprächen des Willkommen-Teams mit Flüchtlingen über korrektes Verhalten und Rollenverständnis würden auch die Spielregeln in einem öffentlichen Bad vermittelt.

Geschäftsführung reagiert nicht auf Anfragen

Die Rutsche und andere Bereiche des Arriba-Bades werden mit Kameras überwacht. Das Arriba reagiere mit Fehlverhalten mit Anzeigen und Hausverboten, hatte Betriebsleiter Stefan Mölck am Dienstag gesagt. „Um das zu überprüfen, lassen wir uns auch manchmal die Ausweise zeigen.“ Außerdem würden die Mitarbeiter regelmäßig geschult.

Am Dienstag wollte sich die Stadt nicht zu den Vorfällen im Arriba äußern und verwies auf die Staatsanwaltschaft in Kiel. Die Geschäftsführung des Erlebnisbades reagierte auf mehrfache Anfragen des Hamburger Abendblattes nicht.