Tangstedt. Nach 35 Jahren geht der 62-jährige Tangstedter Pastor Hartmut Quast aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand.

Eine lange Zeit in Tangstedt liegt hinter Hartmut Quast. Mehr als die Hälfte seines Lebens war der heute 62-Jährige Pastor der Gemeinde, lange Zeit mit Kollegen, zuletzt allein. Ende Januar geht er in den vorzeitigen Ruhestand. „Ich kann schon an einer Hand abzählen, wie viele Gottesdienste und Andachten ich noch halten werde“, sagt er. Und so ist auch das bevorstehende Weihnachtsfest das letzte für ihn in Tangstedt. Das Krippenspiel um 14 Uhr, das das Kinderkirchen-Team inklusive seiner Frau vorbereitet, ist auch für sie das letzte Mal. Am Abend um 23 Uhr bei der Christmette wird Quast dann noch einmal auf die Kanzel steigen, die er von seinem Pastorat durch die Sakristei und einen kleinen Gang immer trockenen Fußes erreicht.

Unzählige Male hat er diesen Gang in den 35 Jahren durchschritten. In dieser Zeit ist viel zusammen gekommen. Viele Begegnungen, viele Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und Konfirmationen. Sie haben ihren Niederschlag in viel Papier und anderem Material gefunden. Beispielsweise stapeln sich mehr als 100 Ordner aus dem Konfirmandenunterricht auf dem Dachboden des Pastorats direkt neben der Kirche zum Guten Hirten. Aber nicht mehr lange. Quast und seine Frau rümpeln bereits aus, bei den Ordnern der Konfirmanden bleiben nur die wenigsten. Und auch ansonsten muss sich der Hausstand verringern. Denn wenn sie jetzt in Quasts Heimat Hamburg-Neuenfelde ziehen, haben sie in ihrer neuen Wohnung wesentlich weniger Platz als in Tangstedt.

Dass Quast nun vorzeitig in den Ruhestand geht, hat gesundheitliche Gründe. Eigentlich sei Silvester 2018 als Termin für den Ruhestand anvisiert gewesen, erzählt er. Aber nachdem er im November 2014 einen leichten Schlaganfall hatte, klappte der Wiedereinstieg nicht so, wie er es sich gewünscht hätte. Trotz behutsamen Einstiegs in die Arbeit – Pastor Wolfgang Glöckner vom Vertretungspfarramt des Kirchenkreises Hamburg-Ost übernahm die meisten Amtshandlungen – merkte Quast, dass er den hohen Belastungen eines Pastors in einer Einzelpfarrstelle nicht mehr gewachsen ist.

Denn nachdem 2009 seine Kollegin Susanne von der Lippe Tangstedt verließ und nunmehr im benachbarten Lemsahl-Mellingstedt Dienst verrichtet, ist Quast einziger Pastor in der Gemeinde. „Alles, was ein Pastor zu erledigen hat, kommt bei mir an“, sagt er. Aber der dreifache Vater von heute erwachsenen Kindern weiß auch: „So ist es für alle Beteiligten einschließlich meiner Familie das Beste.“

Auch für die Kirchengemeinde beginnt ab Februar eine neue Zeit. Längst arbeitet die Gemeinde mit Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt und Wohldorf-Ohlstedt als Region 1 im Kirchenkreis Hamburg-Ost zusammen. „Wir haben ein gutes Miteinander gefunden“, sagt Quast. Die Gemeinden teilen sich die Finanzierung von Diakonin Katrin Fischer, die für alle Gemeinden arbeitet und in Tangstedt beispielsweise derzeit mit Pastor Glöckner die Konfirmanden betreut. In Zukunft werde die Zusammenarbeit noch enger, sagt Quast. Schließlich sei nicht abzusehen, wie lange noch vier Pfarrstellen in vollem Umfang in der Region Oberalster erhalten bleiben. Und so wie er 1981 als Pastor zur Anstellung seine erste Pfarrstelle antrat, wird dies auch sein Nachfolger tun, der noch nicht feststeht.

Für die letzte Sitzung des Kirchengemeinderats mit Quast Anfang Januar hat sich Pröpstin Isa Lübbers angekündigt. Sie wird den Bewerber oder die Bewerberin um die Nachfolge vorstellen. Quast selbst wird nach der Verabschiedung am 17. Januar und dem offiziellen Ende seiner Arbeit in Tangstedt Pastor im Ruhestand. „Ich freue mich, mich wieder sportlich zu betätigen und mich körperlich zu erholen“, sagt er. „Ich werde erst einmal ein Jahr keine Vertretungen machen, schon gar nicht in der Kirche in Neuenfelde.“ In der Kirche wird er gleichwohl des öfteren zu sehen sein. Als einfaches Gemeindeglied auf der Kirchenbank.