Norderstedt. Bund will Einbau der Smart Meter verordnen. Was bundesweit zur Pflicht werden soll, ist in Norderstedt schon längst Alltag.

Der Bundesrat wird am heutigen Freitag darüber debattieren, ob die Stromkunden künftig verpflichtet werden, Smart Meter einbauen zu lassen. Die modernen Stromzähler können den Verbrauch jederzeit genau erfassen, den Kunden informieren und den Stromverbrauch steuern. Stimmen Bundesrat und im Januar der Bundestag zu, müssen von 2017 an alle Stromkunden, die mehr als 6000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen – also in erster Linie Unternehmen und Haushalte mit mehr als fünf Personen –, die elektronischen Zähler installieren. Von 2020 an soll das für alle Wohnungen gelten. Doch für Norderstedt ist es unerheblich, ob die Politiker in Berlin den Smart-Meter-Zwang beschließen, denn: Die Stadt ist bundesweit Vorreiter und schon jetzt das, was die Hansestadt Hamburg gern werden will: Smart City.

Die innovativen Zähler sind in fast 28.000 Norderstedter Haushalten installiert, Ende 2016 sollen alle 38.500 Haushalte mit den Geräten ausgestattet sein. Doch der Einbau ist auf Bundesebene umstritten. Die Verbraucherschützer kritisieren, dass die Smart Meter teuer seien, sie böten kaum Einsparpotenzial. Auch Datenschützer haben Vorbehalte: Wenn Stromverbräuche in Echtzeit abgelesen werden können, lasse das Rückschlüsse auf das Verhalten der Stromkunden zu, beispielsweise auf TV-Gewohnheiten. Schließlich seien die modernen Verbrauchsmesser nicht sicher. In den USA seien Smart Meter durch Kurzschlüsse sogar in Brand geraten.

„Ich kann die Bedenken verstehen, aus unserer Sicht greifen sie aber nicht“, sagt Theo Weirich, Leiter der Norderstedter Stadtwerke. Die Geräte würden nach den üblichen Prüfvorschriften in der Industrie unter die Lupe genommen. Mängel seien wie bei jedem anderen Produkt nicht komplett auszuschließen, von brennenden Messgeräten sei nichts bekannt.

Allerdings habe es auch hier Startschwierigkeiten gegeben. 5000 Zähler mussten ausgetauscht werden, weil sie fehlerhaft liefen. „Daraus haben wir gelernt“, sagt Weirich. Jetzt könnten die Mitarbeiter der Stadtwerke Fehler schnell diagnostizieren, die Messgeräte lieferten Stundenprotokolle. So würden sich eventuelle Falschmessungen zum Nachteil der Kunden weitgehend vermeiden lassen.

„Um einen Missbrauch der Verbrauchsdaten zu verhindern, hat der Gesetzgeber strenge Vorschriften erlassen“, sagt Weirich. Die Weitergabe an Dritte sei durch das Datenschutzgesetz, das Mess- und Eichgesetz und die Mess- und Eichverordnung untersagt. Außerdem würden die Verbrauchsdaten über ein separates wilhelm.tel-Netz übertragen. Die individuellen Daten der Kunden würden durch Benutzernamen und Passwort im Kundenportal der Stadtwerke zur Verfügung gestellt. Das Schutzprofil werde jährlich vom TÜV überprüft.

Weirich sieht durchaus Einsparpotenzial: Der Einbau der Smart Meter sei für die Stadtwerke-Kunden kostenlos. Bei einem Stromverbrauch von 2250 Kilowattstunden im Jahr, der inzwischen in Norderstedt Durchschnitt sei, spare der Kunde mindestens 35 Euro im Jahr. Viel entscheidender sei aber die Flexibilität: Wer Windstrom verbraucht, wenn die Rotoren an den Küsten und im Meer sich kräftig drehen, soll künftig durch einen günstigen Tarif belohnt werden. Dafür sind Smart Meter, unterschiedliche Steckdosen und Lastkreise nötig. „Ladegeräte und Kühlgeräte, die eine gewisse Zeit ohne Elektrizität auskommen oder sie sogar speichern können, können an die Öko-Steckdose gehängt werden“, sagt der Leiter der Stadtwerke.