Norderstedt. Die Zukunft der Reihe Jazzwerk im Kulturwerk Norderstedt ist ungewiss. Konzerte soll es aber in loser Folge geben.

Es gibt Jazz. Und es gibt Party-Jazz. Den kann man mögen. Muss man aber nicht. Vor allem nicht die Lautstärke des Partyvolks. Musik? Egal. Auch beim Konzert der Band Jazzkantine im Norderstedter Kulturwerk hat das Publikum Leistung gezeigt. Es war sogar lauter als die Band, hat gepfiffen und gekreischt, was die Lungen zuließen, und am Rand des Saals abgetanzt.

Dabei hat die Band Jazzkantine, die seit mehr als 20 Jahren auf Deutschlands Bühnen tingelt, auch guten Jazz drauf. Beispielsweise Saxofonist Heiner Schmitz. Was der Mann aus seinem Instrument holt, ist Gold wert. Wenn dann Christian Eitner seinen Bass dazu grummeln lässt und Drummer Andy Lindner mit den Schlegeln seine Teller streichelt, kommt guter, vor allem authentischer Jazz heraus. Jazz zum Zuhören.

„Norderstedt, es ist schön bei euch“, leitete Rapper Cappuccino mit den üblichen Streicheleinheiten das Konzert ein, hielt eine Hymne auf den Respekt, ein Thema, dass Jazzkantine in einen Song verpackt, der nach „Hunger“ über die Rampe ging. Schon nach „Respekt“ legte Schmitz ein aufregendes Sax-Solo hin.

„Die Jazzkantine spielt auch Volksmusik“, kündigte Cappuccino das nächste Stück an und rappte mit seinem Kumpan Tachiles Walter von der Vogelweides „Die Gedanken sind frei“, unterstützt von der Band, die dem Lied eine deutliche Jazznote gibt. Mit „Der Song für alle Aussteiger und Leute, die ihren Facebook-Account gern löschen möchten, sich aber nicht trauen“ sagte Cappuccino den Song „Ich mag es lieber langsam“ an, der ein bisschen Blues auf die Bühne brachte, und mit dem die Band auch an Helmut Schmidt erinnern wollte.

Tachiles indes ist der Animateur fürs Publikum, einer, der zum Armeschwenken und Mitsingen auffordert, der das Partyvolk links und rechts im Saal und oben auf der Empore dirigiert, assistiert von Cappuccino. Das kommt an, die Fans geraten noch mehr in Wallung, die Stimmung kocht hoch.

Ein paar laue Witze gibt’s auch auf die Ohren. Peinlich wird es mit dem Organ-Klau-Sketch von Dr. Osman alias Tachiles nach dem Tachiles-Motto „Ich mach dich Krankenhaus und hol deine Organe raus“. Er macht es wieder gut, indem er an seinen Landsmann Atatürk erinnert, der die Türkei zur Republik machte, und so eine Brücke zu Helmut Schmidt baut. Beide sind an einem 10. November gestorben. Beim Covern des Songs „Highway To Hell“ von AC/DC brodelte der Saal endgültig. Jazz? Gibt’s bitte wieder beim nächsten Konzert des Jazzwerks im Kulturwerk. Das aber wird von den Initiatoren des Jazzwerks noch geplant.