Bad Bramstedt. Der Bramstedter Arved Fuchs berichtet über seine Reisen nach Grönland und die Faszination der Arktis

„Ich wollte damals zum Nordpol. Eigentlich.“ Diese Worte stehe im ersten Kapitel des neuen Buches von Arved Fuchs und beschreiben, wie es in den 70er-Jahren zur ersten Begegnung des Bramstedters mit einer Landschaft kam, die ihn bis heute fasziniert: Grönland. Ein gewaltige Insel, die weitgehend unterm Eis versteckt ist, aber immer mehr Grün freigibt, weil der Klimawandel die Gletscher schmelzen lässt. „Dieser Aufenthalt in Grönland hat damals mein Leben verändert“, schreibt der 63-jährige Expeditionsspezialist. Er habe sich damals einen ungewöhnlichen Infekt zugezogen: „Ich war infiziert vom Arktisbazillus.“

„Grönland – Meine Abenteuer in Eis und Schnee“ heißt das neue Buch von Arved Fuchs, das im Delius Klasing Verlag in Bielefeld erschienen ist. Zu Beginn glaubt der Leser, eine Liebeserklärung für eine Insel zu lesen. Fuchs beschreibt ungewöhnlich persönlich die Faszination der Menschen und der Landschaften und berichtet über seine zahllosen Expedition der vergangenen 35 Jahre ins Eis, das sich in den vergangenen Jahren als nicht ewig erwiesen hat.

Schnell erfährt der Leser, dass er mit den Klischees aufräumen muss: Grönland – Schnee, Eis und ein paar „Eskimos“. Das ist das gängige Bild der Insel, die stets mit dem Nordpol gleichgesetzt wird und doch ein eigenes Gesicht hat. Wer weiß schon, dass es dort unterschiedliche Vegetationszonen gibt? Das 3000 Kilometer lange Grönland besteht nicht nur aus einer öden Eiswüste, sondern auch aus Bergen, traumhaften Fjorden und 53.000 Menschen mit einer eigenen Kultur und 25.000 Schlittenhunden.

Fuchs schreibt über seine Reisen, die zunächst einem Abenteuerurlaub für Fortgeschrittene glichen und später immer wieder ihren Charakter änderten. Mit seinem Team suchte der Bramstedter nach Spuren historischer Expeditionen, unterstützte Wissenschaftler bei ihren Forschungen in arktischen Lebensräumen und erkannte immer deutlicher, dass diese einzigartige Region der Welt durch zunehmende Wärme und den anschwellenden Tourismus in Gefahr gerät.

„Quo vadis, Grönland?“ lautet die Überschrift des letzten Kapitels des 145 Seiten starken Buches, das mehr als 140, zumeist farbige Fotos enthält. Viele einzigartige Bilder sind in Regionen entstanden, die kaum zugänglich sind. Sie zeigen gewaltige raue Landschaften, Eis in unzähligen Variationen und Menschen bei ihrer harten Arbeit im arktischen Klima. Zwischen Gletschern und Eisbergen erscheint immer wieder die „Dagmar Aaen“, Fuchs’ Expeditionsschiff. „Auch sie ist mein Zuhause“, hat Arved Fuchs einmal gesagt, der mit seiner Frau in seinem Elternhaus am Rand von Bad Bramstedt lebt.

Seine aktuelle Expedition führt ihn jedoch nicht in den hohen Norden, sondern weit auf die Südhalbkugel. „Ocean Change“ heißt das Projekt. Die erste Etappe hat die „Dagmar Aaen“ mit ihrer Crew erreicht. Vor wenigen Tagen ist das Segelboot in Rio de Janeiro eingetroffen. Dort bereiten sich Fuchs und seine Mannschaft auf die nächste Etappe vor, die nach Feuerland führt. Anfang Dezember wird die Mannschaft Kurs auf das gefürchtete Kap Hoorn nehmen.

„Der Projektname Ocean Change soll stellvertretend für die zahlreichen Veränderungen der Ozeane stehen“, sagt Arved Fuchs. Akute Themen seien die Überfischung, die Versauerung durch zu viel CO2 aus der Atmosphäre, die zunehmende Verschmutzung der Meere und als Folge der dramatischen Veränderungen der Artenschwund. „Die neue Expedition hat das Ziel, diesen Wandel der Ozeane aufzuspüren, zu untersuchen und zu dokumentieren.“

Für Ende März 2016 planen Fuchs und der Antarctic Research Trust ein gemeinsames Forschungsprojekt auf mehreren entlegenen Inseln. Felsenpinguine aus Kolonien rund um die Südspitze Südamerikas sollen mit Satellitensendern versehen werden, um die Tiere auf ihren Wanderungen zu den Nahrungsgebieten verfolgen zu können. Die „Dagmar Aaen“ dient dabei als Basislager.