Norderstedt. Viele Radfahrer beklagen eine unklare Verkehrsführung am umgebauten Abschnitt der Ulzburger Straße. Die Polizei nimmt sich der Sache an.

Bernhard B. ist völlig überrascht. Mit seiner Frau ist er auf dem Fahrrad aus Kaltenkirchen gekommen und will durch Norderstedt nach Hause nach Hamburg fahren, als die Polizei ihn stoppt. B. ist auf dem umgebauten Abschnitt der Ulzburger Straße auf dem Gehweg gefahren – und das ist verboten. Einsehen kann er die Ermahnungen der Polizisten jedoch nicht. „Es war für mich nicht erkennbar, dass ich plötzlich auf der Straße fahren soll“, sagt er. Bei B. und den anderen gestoppten Radfahrern beließ es die Polizei am Mittwoch bei Ermahnungen. 15 Euro würde die Fahrt eigentlich kosten.

Der mit Millionenaufwand umgebaute Abschnitt der Straße bewegt die Norderstedter seit Wochen. Viele Radfahrer beklagen eine unklare Verkehrsführung. Andere trauen sich nicht mit ihrem Fahrrad auf die Straße und nehmen lieber den Gehweg, kommen dort aber den Fußgängern in die Quere. Bei der Polizei und der Stadt hätten sich viele Bürger gemeldet und ihre Befürchtungen geäußert, sagt der Verkehrsexperte der Polizei, Kai Hädicke-Schories, der sich mit Kollegen für eine Kontrolle auf dem Gehweg postiert hatte. „Die Ängste sind vorhanden, und wir nehmen sie ernst“, sagt Hädicke-Schories. Er ist dennoch davon überzeugt, dass immer Radfahrer auf die Fahrbahn wechseln: „Das wird sich einspielen.“ Er glaubt, dass die Benutzung der Fahrbahn sicher ist, weil die Radfahrer die korrekte Seite benutzen, nämlich die rechte.

Fast alle Autofahrer halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung

Die Sicherheit sei jedoch nur gewährleistet, wenn sich die Autofahrer an Tempo 30 halten, das dort seit dem Umbau vorgeschrieben ist. Um die Einhaltung des Limits zu überwachen, hatten sich Beamte mit Messegeräten auf beide Seiten der Fahrbahn gestellt. Das Ergebnis: Fast alle Autofahrer halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Als „Ausreißer“ bezeichnet die Polizei zwei Autofahrer, die mit Tempo 55 und 57 geblitzt wurden. Auf sie kommen Bußgelder in Höhe von 70 Euro zu. „Wir werden verstärkt hier kontrollieren“, kündigt Hädicke-Schories an.

Ob die Verfahren gegen die beiden Temposünder vor Gericht Bestand hätten, ist allerdings offen. Auch Polizei und Stadtverwaltung haben erkannt, dass die Schilder mit dem Hinweis auf 30 km/h zu klein sind und wegen ihres Standorts kaum auffallen. Hädicke-Schories kündigte an, dass demnächst neue und auffälligere Schilder auf das Tempolimit hinweisen werden. Sollte das auch nicht reichen, sind außerdem Piktogramme auf der Fahrbahn mit einer großen 30 denkbar. Darüber hat die Stadt noch nicht entschieden.

In Höhe des Penny-Markts stoppt ein Polizist eine Mutter, die mit ihrem Kind auf einem Fahrrad den Gehweg entlang radelt. Ihr ist es zu gefährlich, mit dem Nachwuchs auf der Straße zu fahren. „Das ist verständlich“, sagt einer der Polizisten, weist die Frau aber dennoch auf die Rechtslage hin.

„Das ist nicht konsequent geplant“, sagt ein Polizist

Den Satz „Dann schiebe ich lieber, das ist mir zu gefährlich“, hören die Polizisten an diesem Nachmittag häufiger von den Radfahrern. Hinter vorgehaltener Hand beklagt auch mancher Polizist, dass die Regelungen für Radfahrer auf dem gerademal 400 Meter langen Abschnitt nicht nachvollziehbar seien. „Das ist nicht konsequent geplant“, sagt ein Polizist. Wie solle ein Radfahrer verstehen, dass er von Radwegen für die kurze Strecke auf die Straße wechseln soll, um danach wieder auf den Radweg zurückzukehren.

Dass es Schilder für Radler geben wird, ab wann sie die Fahrbahn zu nutzen haben, schließt Hädicke-Schrories aus. „Dann müssten wir auch vor einem Stoppschild Autofahrer darauf hinweisen, dass sie anhalten müssen“, sagt er. Sobald ein Radweg ende, sei der Wechsel Pflicht. Der Gehweg bleibe tabu.