Boostedt. Der Kirchenkreis Altholstein und Gäste aus den Partnergemeinden waren einen Tag in der Boostedter Flüchtlingsunterkunft zu Gast.
Die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Boostedt ist eine der ersten Stationen, die Gäste des Kirchenkreises Altholstein besucht haben. Aus Brasilien, Tansania, Schweden, Lettland und Großbritannien sind sie zur sogenannten Partnerkirchenkonsultation zusammengekommen, um unter anderem Schwerpunkte der Arbeit ihrer kirchlichen Kollegen in Altholstein kennenzulernen – beispielsweise die Flüchtlingsarbeit.
Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen kommt der Gruppe entgegen. „Dankeschön“, sagt es einfach so, „dankeschön“ und lächelt die Besucher an. Oskars Smolaks lächelt zurück. Der Vikar der Lutherischen Kirche Lettlands lässt sich die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge des Landes Schleswig-Holsteins in Boostedt zeigen – gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus England, Tansania, Schweden, Brasilien und dem Kirchenkreis Altholstein. „Es ist sehr berührend, wenn ich das Lachen in den Gesichtern vieler Menschen hier sehe. Dabei haben sie ihre Heimat verloren, sind von ihrer Familie getrennt“, stellt Smolaks fest. Daraus schließt der lettische Geistliche, wie willkommen sich die Menschen doch in Boostedt fühlen müssen.
Die Gäste des Kirchkreises Altholstein werfen einen Blick in den Kindergarten auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände, erfahren, dass gerade Spielzeug für den Sandkasten gebraucht wird. Sie werfen einen Blick in die Kleiderbörse, wo Flüchtlinge vor ihren Augen leere Reisetaschen und Koffer wegtragen: beides begehrt und eigentlich nie ausreichend vorhanden.
So gelangt die Gruppe schließlich in ein Klassenzimmer, wo Angelika Neth Kinder zwischen 6 und 16 Jahren unterrichtet. „Wir bringen den Kindern den ,Überlebenswortschatz’ bei“, erklärt die Lehrerin. Was sagt man, wenn es einem wehtut? Wie findet man sich im Alltag zurecht? Was heißt eigentlich Bleistift und Radiergummi auf Deutsch? „Aber das Wichtigste, was wir den Kindern vermitteln möchten, ist das Gefühl: Wir sind bei euch!“, beschreibt Neth ihre Arbeit.
Maureen Hobbs ist beeindruckt. „Lovely“ nennt die Britin den Umgang mit den Kindern und betont, wie wichtig sie das findet. „Hier ist alles so gut organisiert“, zieht die Pastorin aus Mittelengland ihr positives Fazit. „Das ist eine gute Verwendung für eine ehemalige Kaserne. Trotzdem, irgendwie wirkt es immer noch wie eine Kaserne“, meint Hobbs.
Pastor Thomas Lemke hebt hervor, dass die Hilfe für die Flüchtlinge die eine Sache sei, eine andere die Begleitung der Helfer, die sich regelrecht aufopferten. „Wir müssen darauf achten, einen Burnout zu vermeiden. Viele stürzen sich begeistert in die Arbeit und sind enttäuscht, wenn die Flüchtlinge Boostedt bald wieder verlassen“, weiß Lemke. Gäste und Altholsteiner diskutieren zudem gemeinsam mit Stefan Schmidt, dem Beauftragten für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein. Bedauernd erfahren sie von Schmidt, dass er nur wenig Kontakt zu seinen Kollegen in Dänemark und Schweden hat, selbst jetzt in der aktuellen Krisensituation nicht.
Die Partnerkirchenkonsultation findet nordkirchenweit noch bis Sonntag statt. Eingeladen sind Delegierte aus allen 32 Partnerkirchen und -diözesen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.