Norderstedt. Nach wie vor ist die Konzentration von Stickstoffdioxid an der Ohechaussee in Norderstedt deutlich höher, als die EU erlaubt.

Der Kreisel am Ochsenzoll sollte den Verkehrsfluss erhöhen und den Schadstoffausstoß senken. Darauf setzten die Stadt und das schleswig-holsteinische Umweltministerium. Doch die Annahme hat sich nicht bestätigt: Nach wie vor ist die Konzentration von Stickstoffdioxid an der Ohechaussee zwischen Ochsenzoller und Ulzburger Straße höher als von der Europäischen Union erlaubt. 42 Mikrogramm pro Kubikmeter hat die Luftmessstation für den belasteten Straßenzug als Durchschnittswert für das vergangene Jahr ermittelt, der zulässige Grenzwert wird um zwei Mikrogramm überschritten.

Eine erhöhte Konzentration kann die Gesundheit schädigen, die Schleimhäute und die Lunge angreifen. Auch chronischer Husten, eine chronische Bronchitis sowie eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Atemwegsinfekten können die Folge sein. „Eine nennenswerte gesundheitliche Belastung sehe ich aber nicht, da die Schadstoffkonzentration nur knapp über dem Grenzwert liegt“, sagt Dirk Jürgens vom Umweltministerium.

Passanten und Radler seien nicht gefährdet, da sie sich nur kurze Zeit im belasteten Bereich aufhalten. Dafür gilt ein Grenzwert von 200 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft, eine Marke, die hier bei Weitem nicht erreicht werde. Zudem gebe es kaum Anwohner, nicht mal zehn Menschen lebten da, wo die Schadstofffahne entlang ziehe. „Dennoch schreibt uns das Gesetz vor, die Belastung unter den Grenzwert zu senken“, sagt Jürgens.

Die aktuellen Messergebnisse bestätigen die Zahlen der vergangenen Jahre. Seit 2006 wird in dem mehr als 100 Meter langen Bereich der Ohechaussee zwischen Ochsenzoller Straße über die Ulzburger Straße hinaus bis in die Segeberger Chaussee der Grenzwert an Stickstoffdioxid überschritten. Begünstigt wird die hohe Belastung durch die Bebauung – mehrstöckige Gebäude auf beiden Seiten der Ohechaussee bilden eine Schlucht, aus der der Schadstoff nicht so leicht entweichen kann wie bei flachen Gebäuden oder in unbebautem Gelände.

Als Hauptquelle haben Stadt und Land den Verkehr ausgemacht. Durchschnittlich passieren rund 25.000 Fahrzeuge den Verkehrsknoten im Süden der Stadt, zu Spitzenzeiten sind es 30.000. Die Kreuzung zählt zu den am stärksten befahrenen in Schleswig-Holstein. Wesentliche Verursacher von Stickstoffdioxid sind Lastwagen, die Stickstoffmonoxid in die Luft pusten, das sich in komplexen chemischen Prozessen zu Stickstoffdioxid wandelt. Da der kritische Wert seit Jahren überschritten wird, ist die Stadt verpflichtet, einen Luftreinhalteplan zu erarbeiten. Dieser Auflage ist Norderstedt 2013 nachgekommen.

Der Plan setzte im Wesentlichen auf den Umbau am Verkehrsknoten von der alten Ampelkreuzung zu einem zweispurigen Kreisel in Ost-West- und einer Unterführung in Nord-Süd-Richtung. Die Annahme: Dadurch müssen die Fahrzeuge weniger halten und anfahren – beides treibt den Anteil an Stickstoffdioxid nach oben. Doch wie die Messergebnisse für das Jahr 2014 zeigen, reicht der größere Verkehrsfluss bisher nicht aus, um die Schadstoffbelastung unter den Grenzwert zu drücken.

Nun haben sich Stadt und Land auf weitere Maßnahmen verständigt: Eine zweite Messstation wird an der Ecke Glojenbarg/Bekwisch wenige Meter entfernt von der Ohechaussee aufgestellt. Sie soll ermitteln, ob es andere Verursacher gibt, ob beispielsweise Stickstoffdioxid aus dem nahen Hamburg eine Quelle für die hohe Konzentration an der Ohechaussee ist. Prüfen wollen Stadt und Umweltministerium auch, ob Heizungen oder Kamine die Belastung erhöhen und eventuell Auflagen für den Betrieb erteilt werden müssen, denn im Winter ist die Konzentration höher.

Und die Stadt hat erneut den Verkehr gezählt. Möglicherweise sind die alten Zählungen hinfällig, und es passieren doch mehr Autos und Lkw den Knoten Ochsenzoll als angenommen. „Es ist durchaus denkbar, dass Autofahrer wegen des Ausbaus der Autobahn 7 und der Baustellen über Norderstedt ausweichen“, sagt Anne Ganter vom städtischen Amt für Nachhaltiges Norderstedt. Was die Verkehrszähler ermittelt haben, soll demnächst vorliegen.