Bad Bramstedt . Ökumenischer Pilgerweg von Skandinavien nach Paris führt über Bad Bramstedt und Alveslohe nach Blankenese

Für Propst Kurt Riecke ist es keine Frage: Er pilgert mit. Wenn am Dienstag, 22. September, der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit von Bad Bramstedt nach Alveslohe führt, dann ist er mit dabei. „Ich finde die Idee des Klimapilgerns klasse“, sagt er. Das Pilgern als alte christliche Tradition werde hier mit dem aktuell brennenden Thema des Klimawandels verbunden, und das sei eine gute Sache. „Wir müssen etwas tun, was sichtbar ist, weil es so nicht weitergehen kann“, sagt Riecke.

Der Pilgerweg steht unter dem Motto „Geht doch“, ist im August bereits am Nordkap gestartet und hat als Ziel Paris. Dort findet im Dezember der nächste Klimagipfel statt. An der Grenze zwischen ihren Staaten liefen die beiden Kronprinzessinnen von Norwegen und Schweden, Mette Marit und Victoria, sechs Kilometer auf dem Weg – inklusive Übergabe der Wasserflasche als symbolischer Staffelstab. Vom 21. bis zum 23. September wird diese Flasche auch durch den Kreis Segeberg getragen. Vorher, am Sonnabend, 12. September, erreicht der Pilgerweg die deutsche Grenze bei Flensburg. Von dort geht es über Rendsburg und Neumünster weiter nach Bad Bramstedt.

Vor Bad Bramstedt wird Gerd Andresen am 21. September die Klimapilger am Gesundbrunnen auf einem gelben Holzstuhl und mit einem Flatterband erwarten, und das nicht ohne Grund, wie er sagt: „Mit diesem Trassenband markieren wir, wo die seismischen Linien verlaufen.“ Andresen engagiert sich in der Bürgerinitiative Frackingfreies Auenland und ist Mitglied des Kirchengemeinderats in Bad Bramstedt. Auch wenn jüngst die kanadische Firma PRD die Lizenz zur Bodenuntersuchung aufgegeben hat und damit nicht mehr nach Ölvorkommen in Bad Bramstedt und Umgebung suchen will, sei das Thema nicht vom Tisch, sagt Andresen. „Die nächsten Unternehmen stehen vor der Tür.“ Wenn der Ölpreis wieder ansteige, dann geht es seiner Prognose nach wieder von vorne los, die umstrittene Fördermethode könnte wieder Thema werden. Auch deshalb ist Andresen mit dabei und unterstützt das Klimapilgern durch seine Heimatstadt.

In Bad Bramstedt werden die Pilger im Gemeindehaus am Schlüskamp übernachten, dort gibt es am Abend auch ein offenes Singen ab 19.30 Uhr im Rahmen d er Chorprobe von Kantor Ulf Lauenroth. Am nächsten Morgen geht es dann weiter durch die Kaltenkirchener Heide nach Alveslohe, wo Pastorin Simone Pottmann die Pilger inklusive Propst Riecke am Abend in Empfang nimmt. Am 23. September schließlich wird über Bilsen und Quickborn nach Pinneberg gepilgert, von wo dann die nächste Etappe nach Blankenese gestartet wird. Verantwortlich für diesen Abschnitt ist Volker Clasen aus Pinneberg, der später auf der Strecke in Süddeutschland mit einem zweiten Fahrer das begleitende Auto bis zum Ziel fahren wird und auch weiter viel zu Fuß unterwegs sein will. „Ich möchte zum Beispiel nach Paris hineinlaufen“, sagt Clasen, der sich im Hamburger Pilgerzentrum St. Jacobi engagiert.

Die Idee zum Pilgerweg entstand laut Diakonin Silke Leng im Zuge der Klimawege für Gerechtigkeit, zu dem der Ökumenische Rat der Kirche in Busan 2013 aufgerufen hat. Leng arbeitet beim Kirchenkreis Altholstein und ist für die Strecke von Nortorf bis Alveslohe verantwortlich. Sie weiß von etwa 20 Übernachtungspilgern in ihrem Bereich, darunter seien sechs, die sich die ganze Strecke vorgenommen haben. „Jeder ist eingeladen, eine Tagesstrecke mitzugehen“, sagt sie. Am jeweiligen Etappenziel werden die Pilger begrüßt, und wer sich für die Übernachtung angemeldet hat, bekommt ein klimafreundliches Abendessen – in Alveslohe beispielsweise wird Holsteiner Kartoffelsuppe serviert.

Morgens werden die Pilger dann jeweils um 8.30 Uhr mit dem Pilgersegen auf die Strecke geschickt. An der Strecke wird unter dem Stichwort Hoffnungs- oder Schmerzorte über lokale Projekte oder Probleme informiert. Der ganze Pilgerweg soll nach einer gemeinsamen Erklärung der Träger aus verschiedenen Konfessionen die Entscheider in Paris bestärken, „eine neue und weitreichende Strategie für Klimagerechtigkeit zu entwickeln und umgehend mit deren Umsetzung zu beginnen“. Oder mit den Worten von Propst Riecke: „Dieses Pilgern ist eine gewaltfreie Äußerung, eine Form auf Missstände hinzuweisen, bei der man sich auch selbst sehr persönlich mit Klimagerechtigkeit auseinandersetzt.“ Schließlich sei allein schon das Laufen eine klimaschützende Maßnahme.

Anmeldung für den Pilgerweg bei Silke Leng, Telefon 04321/49 81 28 oder per E-Mail an
silke.leng@altholstein.de. Weitere Informationen im Internet unter http://www.klimapilgern.de.